Amstettner Willkommens-Kaffee: „Wir helfen, solange wir können“
AMSTETTEN. Seit knapp fünf Monaten ist das Willkommens-Kaffee ein wichtiger Treffpunkt für Flüchtlinge aus der Ukraine. Tips sprach bei einem Besuch mit Hauptorganisator Christian Köstler über die aktuellen Herausforderungen.
Es ist Donnerstagvormittag und im Pfarrsaal Amstetten St. Stephan herrscht reges Treiben. Tür und Tor sind geöffnet. Kinder spielen auf der Missionswiese, Erwachsene tauschen sich bei Kaffee und Kuchen aus. Doch das Willkommens-Kaffee der Initiative „Willkommen Mensch“ ist weitaus mehr als eine gemütliche Zusammenkunft. Es handelt sich vor allem auch um einen Treffpunkt, an dem durch den Krieg vertriebene Menschen aus der Ukraine wichtige und grundlegende Informationen für ihren Alltag in Österreich erhalten.
„Es tut sich unglaublich viel“
„Es tut sich immer unglaublich viel beim Willkommens-Kaffee! Es werden Arzttermine ausgemacht, viele rechtliche Fragen abgeklärt, Dolmetschdienste vermittelt, Kontakte hergestellt, Möbellieferungen fixiert, finanzielle Unterstützungen gegeben, Bewerbungen geschrieben und so weiter“, erklärt Hauptorganisator Christian Köstler, der gemeinsam mit seinem rund 30-köpfigen ehrenamtlichen Team bisher schon über 340 geflüchtete Menschen aus der Ukraine begleiten und unterstützen konnte.
Größte Sorge: Wohnsituation
Derzeit sind Köstler zufolge alle Flüchtlinge in Privatwohnungen untergebracht. „Viele Menschen haben ihre leerstehenden Wohnungen zur Verfügung gestellt oder sind zusammengerückt und haben bei sich zu Hause geflüchtete Menschen aufgenommen. Doch der Krieg dauert länger als erwartet und diese Wohn-Situationen sind keine Dauerlösung. Flüchtlinge erhalten vom Staat ein Wohnbudget von maximal 300 Euro. Da sind meist die Fixkosten von Wohnungen schon höher. Meine größte Sorge ist also, dass langfristiges Wohnen gesichert bleibt“, so Köstler.
„Grundversorgungsfalle“
Auch das Thema „Arbeit“ sei ein Dilemma. Köstler: „Unter den Geflüchteten ist etwa ein gelernter Automechaniker. Um schnell Geld zu verdienen, könnte er auch ohne Deutschkenntnisse in einer Werkstatt Hilfsarbeiten wie Reifenwechseln erledigen, wodurch sich dann aber die Grundversorgung verringert. Wenn er die notwendigen drei Deutschkurse absolviert, dauert das bis zu einem Dreivierteljahr und er ist noch länger auf Unterstützung angewiesen. Das Erlernen der deutschen Sprache ist wiederum für die Integration unerlässlich. Es hat also alles ein Für und Wider. Die Menschen sitzen gewissermaßen in einer 'Grundversorgungsfalle' mit wenig Perspektive“. Dass der Krieg aus dem Blick der österreichischen Bevölkerung verschwunden und die Hilfsbereitschaft zurückgegangen ist, spüren auch Köstler und sein Team. Aber: „Solange wir helfen können, solange machen wir das – auch finanziell“, zeigt sich Köstler optimistisch. Wer mithelfen möchte, kann sich jeden Donnerstag von 9 bis 11 Uhr beim Willkommens-Kaffee melden. Sehr gerne entgegengenommen werden auch haltbare Lebensmittelspenden wie Salz, Zucker, Mehl, Reis, Nudeln, Konserven oder Sirupe.
„Wollte einfach etwas tun“
Im Eingangsbereich des Pfarrsaals ordnet Helferin Roswitha Korn gespendete Kleidung in ein Regal ein. Warum sie sich hier engagiert? „Ich wollte einfach etwas tun! Es ist bereichernd, Menschen – egal welcher Hautfarbe – zu helfen. Man lernt selbst sehr viel dabei. Und uns geht es doch so gut in Österreich! Außerdem denke ich mir immer: Es könnte auch meine Tochter oder Schwiegertochter sein, die hier alleine mit ihren Kindern steht, in einem fremden Land und ohne Kenntnis der Sprache ...“
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