Hilfe für Kinder mit Rechtschreib-, Lese- oder Rechenproblemen

Das Schuljahr hat begonnen und damit auch die Zeit, in der Kinder und Jugendliche Neues lernen, sich weiterentwickeln und unvergessliche Momente sammeln. In der Schulzeit können aber auch Stolpersteine beim Lernen auftauchen und Eltern suchen nach Hilfe, um die Hindernisse bestmöglich zu bewältigen. Seit September 2022 ist das LöWe-Team in Rosenau am Sonntagberg und Umgebung tätig.

Tips: Frau Plank, was bedeute LöWe und was genau versteht man unter Legasthenie beziehungsweise Dyskalkulie?

Silke Plank: LöWe steht für Lösungswege und versucht Kindern und Jugendlichen mit Rechtschreib-, Lese- oder Rechenproblemen zu helfen. Bei Legasthenie wird auch von Lese-/Rechtschreib-Störung (LRS) gesprochen. Das bedeutet, dass ausgeprägte und nachhaltige Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und / oder des Rechtschreibens bestehen. Unter Dyskalkulie oder Rechenstörung versteht man eine Beeinträchtigung der mathematischen Basiskompetenzen. Betroffene haben erhebliche Probleme im Verständnis von Mengen und Zahlen, weshalb vor allem die grundlegenden Rechenfertigkeiten, wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division, beeinträchtig sind. Zur Diagnose LRS oder Dyskalkulie kommt es, wenn die schriftsprachlichen oder mathematischen Fähigkeiten deutlich unter dem Niveau liegen, das aufgrund des Alters, der allgemeinen Intelligenz und der Beschulung zu erwarten ist. Es ist also keineswegs eine Folge von mangelnder Übung oder Intelligenz. Im Alltag bedeutet dies, dass betroffene Schüler trotz schulischer Förderung und intensiven Übens zu Hause auffallende Probleme haben, den Schulstoff zu bewältigen.

Tips: Ab wann sollten sich Familien professionelle Hilfe holen?

Plank: Wenn Eltern bei ihrem Kind Auffälligkeiten beim Lesen/Schreiben und/oder Rechnen feststellen oder bereits Familienmitglieder von LRS oder Dyskalkulie betroffen sind, ist eine Beratung mit den Lehrkräften des Kindes sowie in weiterer Folge eine Abklärung durch die Schulpsychologie oder einen klinischen Gesundheitspsychologen ratsam. Sobald eine Lese-Rechtschreib- oder Rechenstörung diagnostiziert wurde, empfiehlt es sich, schulische sowie außerschulische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Keinesfalls sollte darauf gewartet werden, dass dem Kind „der Knopf aufgeht“ oder sich das Problem „auswächst“. Vielmehr entwickeln die Betroffenen, auch aufgrund ihrer Intelligenz, Kompensationsstrategien, die häufig sehr aufwendig sind, fehleranfällig und irgendwann dennoch an ihre Grenzen stoßen. Der aktuelle Schulstoff entspricht meist nicht dem tatsächlichen Lernstand des Kindes. Dadurch erhöht sich der Druck jedes Schuljahr. Ein Legasthenie- oder Dyskalkulietraining kann dabei helfen, eine stabile Basis mit hilfreichen Strategien aufzubauen, um dann auch dem Unterricht wieder besser folgen zu können.

Tips: Begleiten Sie nur jene Schüler, bei denen Legasthenie oder Dyskalkulie bereits diagnostiziert wurde, oder ist eine offizielle Diagnose keine Voraussetzung?

Plank: Vorwiegend sind es Schüler, die bereits eine Diagnose haben, doch diese ist nicht zwingend erforderlich für das gemeinsame Training. Oft wenden sich auch Eltern an mich, die sich unsicher sind, ob die Leistungen ihres Kindes noch im Rahmen sind, oder bereits auf eine Schwäche im Lesen/Rechtschreiben oder Rechnen hinweisen. In diesem Fall kann eine Förderdiagnostik sehr aufschlussreich sein und Eltern werden über Übungsbereiche und -möglichkeiten informiert.

Tips: Rechtschreib-, Lese- oder Rechenprobleme stellen für Schüler meist eine große, auch psychische, Belastung dar. Wie können Eltern ihre Kinder in dieser Situation unterstützen?

Plank: Die psychische Belastung bei Legasthenie und Dyskalkulie kann enorm sein. Die Eltern und Kinder berichten mir oft im Erstgespräch von den Misserfolgen bei Prüfungen und Schularbeiten, obwohl sie intensiv dafür geübt haben. Diese Frustration löst nicht nur Enttäuschung und Wut aus, sondern kann auch zu Folgeproblemen, wie Angstzuständen, Depression oder psychosomatischen Beschwerden führen. Daher ist neben der Verbesserung der rechnerischen oder schriftsprachlichen Fähigkeiten auch die emotionale Stärkung wichtig. Es geht darum, die Stärken und Interessen des Kindes hervorzuheben. Aktivitäten, die das Kind gerne macht, sollten nicht für das Üben oder als Konsequenz für schlechte Noten aufgegeben werden. Die Bemühungen und die Zeit, die das Kind für das Üben aufwendet, sollten unbedingt anerkannt werden.

Tips: Sie arbeiten auch mit einer Therapiehündin namens Lotti. Was kann sie bewirken?

Plank: Lotti ist meine Labradoodlehündin und seit 2020 zertifizierte Therapiebegleithündin. Sie begleitet mich bei meiner pädagogischen Arbeit als Lehrerin und Trainerin, wobei es sich um tiergestützte Interventionen handelt. Durch das spielerische Einbauen des Hundes in Lernsequenzen kann die Lernmotivation und Konzentration gesteigert werden. Zudem werden beim Streicheln des Vierbeiners die „Glückshormone“ Endorphin und Oxytocin ausgeschüttet. Das bringt das Gefühl von Zuneigung, Nähe und Sicherheit mit sich, wodurch das Selbstvertrauen gestärkt wird. Auf Wunsch des Kindes und nach Absprache mit den Eltern ist Lotti beim Training dabei.