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Das Leben des Alois Bachner (1888 – 1972)

Norbert Mottas, 01.11.2022 12:42

AMSTETTEN. Alois Bachner (1888 - 1972) unterstützte bis zu seinem Tod ehemalige Kriegsgefange und deren Angehörigen in Amstetten. Auf sein Betreiben hin wurde in Amstetten eine Straße und in weiterer Folge auch eine Schule nach Else Brandström benannt. Am 2. November ist sein 50. Todestag.

  1 / 3   Bei der Namensgebungsfeier der Elsa-Brandström-Straße im Jahr 1931. Alois Bachner ist der Vierte von rechts. (Foto: Repro Stadtarchiv Amstetten)

Alois Bachner kam im Jahr 1888 als Sohn der ledigen Magd Johanna Bachner auf die Welt. Insgesamt hatteJohanna Bachner drei Kinder von diesem Bauern bekommen.

Im Ersten Weltkrieg war Alois Bachner in Frankreich und in Russland eingesetzt. Am 25. Oktober 1914 erlitt er einen Durchschuss des rechten Sprunggelenks. Ein Monat später geriet er in russische Kriegsgefangenschaft. In dieser Zeit lernte Alois Bachner Elsa Brandström (1888 – 1948) kennen und hielt mit ihr auch nach dem Krieg noch Korrespondenz.

Elsa Brandström besuchte als Delegierte des schwedischen Roten Kreuzes die Kriegsgefangenenlager und fand dort katastrophale Zustände vor.

In völlig überfüllte Kriegsgefangenenlagern herrschte Not an allem. Elsa Brandström schrieb 1922 in ihren Erinnerungen: „Die Lager bestehen teilweise aus einfachen Holzhütten, teilweise aus Erdbaracken – Höhlen, die in den feuchten Lehm gegraben sind. Es mangelt an Betten, Decken und anständiger Kleidung. Manche Soldaten mussten in Sommeruniform durch den sibirischen Winter stapfen, andere haben sogar nur Schlafanzüge an. Kälte und Feuchtigkeit setzen den Gefangenen zu, viele sterben an Krankheiten wie Flecktyphus oder Durchfall.“

In Novo Nikolajevsk konfrontiert sie den Lagerkommandanten mit der Haager Landkriegsordnung. Die Zustände im Lager kommen der Ordnung nicht annähernd nach. Brändström übte Druck auf den Kommandeur aus und erreicht entscheidende Verbesserungen. Kranke werden von den Gesunden getrennt, sie organisiert über das Rote Kreuz Spenden aus Deutschland, Österreich, und Schweden warme Kleidung für die Gefangenen und Decken. Im Lager Krasnojarsk schafft sie es sogar, die Sterblichkeitsrate von 80 Prozent auf 18 Prozent zu senken. Ihre Arbeit bringt ihr den Namen „Engel von Sibirien“ ein. Eine Bezeichnung, die sie selbst energisch ablehnte.

Im Jahr 1918 wurde Bachner aus der Gefangenschaft entlassen und er kehrte zu Fuß nach Amstetten nach Hause. Diese Reise dauerte zirka eineinhalb Jahre. Am 26. Juni 1919, kam Alois Bachners Sohn Lois (1919 - 1978) zur Welt. Genauere Umstände sind nicht bekannt – aber die Zeugung dürfte anlässlich eines Fronturlaubes in Bulgarien stattgefunden haben. Im Jahre 1919 wurde die Ehe geschieden. 1947 heiratete Alois Bachner Elisabeth Schönleitner. Aus seiner Kriegsgefangenschaft hatte Bachner einen selbst geschnitzten Holzlöffel mit gebracht. Dieser Löffel wurde von Bachners Enkel Robert Bachner-Klug dem Stadtarchiv überlassen.

Nach seiner Rückkehr nach Amstetten arbeitete Bachner bei der Eisenbahn und baute ein Haus, das er Elsa Brandström zu Ehren „Elsa-Heim“ nannte. Er setzte sich auch dafür ein, dass die Straße „Elsa-Brandström-Straße“ benannt wurde. Dies geschah in feierlichem Rahmen im Jahr 1931. Und im Jahr 1988 – zum 100. Geburtstag Elsa Brandströms – wurde auch die Volksschule in der Brandström-Straße nach ihr benannt.

Bacher arbeitete in der Zeit bei der Eisenbahn.

Alois Bachner gründete in den 30er-Jahren die Bezirksgruppe Amstetten der Bundesvereinigung österreichischer Kriegsgefangener, er half vielen Heimkehren und veranstaltete regelmäßig Heimkehrertage.

Bachner engagierte sich auch für den Arbeiter-Mandolinenverein, der 1937 verboten wurde. Der Mandolinenverein nannte sich daher in „Plennymusik“ um.

Während des Zweiten Weltkriegs war Bachner Stellwerksmeister am Bahnhof Amstetten.

Auch nach dem Krieg betreute Bachner weiterhin Angehörige von gefallenen oder in Gefangenschaft geratenen Kameraden. Er organisierte die Allerheiligenfeiern im Gefangenenfriedhof in St. Georgen am Ybbsfelde.

Am 2. November 1972 verstarb Alois Bachner im Alter von 84 Jahren.

Alle diese Informationen wurden von Stadtarchivar a. D. Josef Plaimer zusammen getragen. Viele Unterlagen stammen aus dem Nachlass Alois Bachners, den dessen Enkel Robert Bachner-Klug dem Stadtarchiv überlassen hatte. Der Kontakt zwischen Robert Bachner-Klug und dem Stadtarchiv war durch einen Aufruf in den Tips zustande gekommen.


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