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SEITENSTETTEN. Pünktlich zum Adventbeginn ging am Jugendhaus Schacherhof eine nagelneue Photovoltaik-Anlage in Betrieb. „Wir freuen uns, damit nicht nur symbolisch Licht und gute Energie in die Welt bringen zu können“, so der Projektverantwortliche Raphael Kößl. Finanziert über eine Baustein-Beteiligungs-Aktion werden in Zukunft auf dem Dach des Jugendhauses mindestens 12.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr produziert – ganz ohne klimaschädliche Emissionen und zum Nulltarif.

Mit Adventbeginn konnte die PV-Anlage am Jugendhaus Schacherhof in Betrieb gehen. (Foto: Jugendhaus Schacherhof)

„Klimaschutz und Schöpfungsverantwortung sind für die Jugendlichen im Schacherhof schon seit dem Bestehen des Hauses ein wichtiges Anliegen. Bei den Vorbereitungen für das Fest zum 25-jährigen Bestehen haben wir nicht nur zurück-, sondern auch nach vor geschaut. Schnell war klar: Eine eigene Sonnenstromanlage soll in den nächsten 25 Jahren – und darüber hinaus – saubere und nachhaltige Energie für den Schacherhof liefern!“, erzählt Raphael Kößl von der Ursprungsidee im Jänner 2022. Folglich wurde entschieden, dass die PV-Anlage über eine Baustein-Beteiligungs-Aktion mittels Crowdfunding finanziert werden soll. Dadurch reduzierte sich einerseits die unmittelbare finanzielle Belastung für die Errichtung stark, andererseits war es den Jugendlichen wichtig, auch selbst einen finanziellen Beitrag zum Sonnenstrom-Projekt leisten zu können.  

20.000 Euro in 24 Stunden

Rechtzeitig zum Festakt für 25-Jahre-Schacherhof am 7. Mai konnte dann die Baustein-Aktion starten. Innerhalb von weniger als 24 Stunden waren die 40 Bausteine á 500 Euro vergriffen. Das in Form eines Nachrangdarlehens aufgesetzte Crowdfunding-Modell sieht fixe Rückzahlungsraten ab Ende 2023 vor, wobei das Geld mit 2 % p. a. verzinst wird. Die Rückzahlungen werden aus den Einsparungen beim Stromverbrauch und der sogenannten Einspeisevergütung für ins Netz gelieferte Energie bestritten. „Das Interesse an einer Beteiligung war überwältigend groß. Das zeigt: Die Menschen sind sofort bereit ihr Geld in sinnstiftende, dem Klimaschutz zuträgliche Projekte zu investieren. Wir hätten locker eine doppelt so große Anlage finanzieren können“, beschreibt Raphael Kößl die sehr ermutigende Zeit, in der eine Anmeldung nach der anderen hereingeflattert ist.

Förderung mittels Energiespar-Pfarren

Ein Drittel der Investitionskosten von rund 30.000 Euro wird durch Förderungen gedeckt. Dabei sticht vor allem die Förderung des Landes NÖ für Pfarren heraus: „Energiesparpfarren“ können unter anderem für den Bau von Photovoltaikanlagen so bis zu 5.000 Euro lukrieren, ohne deshalb die Bundesförderung über die ÖMAG zu verlieren. Allerdings braucht es dafür bis 31. Dezember 2022 eine Anmeldung für die Beratung beim Land NÖ. Gemeinsam mit einer Prämie der Gemeinde Seitenstetten konnten so fast 10.000 Euro an Fördergeldern aufgestellt werden.

Dank an Stift Seitenstetten und Diözese

Wichtige Partner für die Errichtung der PV-Anlage waren auch die Verantwortlichen der Diözese St. Pölten und das Stift Seitenstetten. Letzterem kommt als Hauseigentümer eine besondere Bedeutung zu. „Herzlichen Dank an Abt Petrus für die gute, so wohlwollende Zusammenarbeit. Es hat sich gezeigt, dass alle größeren und kleineren Hürden überwindbar sind, wenn das gemeinsame Ziel klar ist! Auch allen Verantwortlichen aus der Diözese ein herzliches Danke für die zügige Umsetzung und den guten Willen, der vieles leichter macht“, so Raphael Kößl.

 Klimaschutz als gutes Investment

Die von einem regionalen Elektriker montierten Paneele (Made in Austria) wurden zu gleichen Teilen ost- und westseitig auf dem Dach des Jugendhauses angebracht. Das sorgt für eine eher ausgeglichene Stromproduktion über den Tag verteilt. Dank der 15,60 kWp (Kilowattpeak) großen Anlage leistet der Schacherhof nicht nur in Sachen Klimaschutz einen kleinen Beitrag, sondern macht sich auch von den steigenden Energiepreisen unabhängiger. „Bei den momentanen Energiepreisen ist es so, dass wir jeden Tag, an dem die Sonne scheint, gutes Geld durch die Einspeisung verdienen und gleichzeitig weniger teuren Strom aus dem Netz beziehen müssen. Dadurch haben wir eine stark verkürzte Amortisationszeit und mittelfristig dank der Sonnenenergie auch mehr Geld für die regionale Jugendarbeit zur Verfügung“, weist Kößl auch auf den finanziellen Vorteil einer hauseigenen PV-Anlage hin. Schon seit 2014 bezieht das Jugendhaus zertifizierten, nachhaltigen Ökostrom von der „oekostrom AG“, was sich auch mit der Errichtung der PV-Anlage nicht verändert. Nach dem seit Mai 2022 der größte Teil der hauseigenen Veranstaltungen nach den Green-Event-Kriterien der Diözese ausgerichtet wird, ist mit der Sonnenstromanlage ein weiterer wichtiger Ökologisierungsschritt gelungen.

Know-how für praktisch umgesetzte Schöpfungsverantwortung und Energiekostenabsicherung

Für die Ausgestaltung des Crowdfunding-Vertrags, die Abwicklung der Förderanträge und die Kommunikation mit der ÖMAG holte sich der Schacherhof auch professionelle Hilfe bei den Energieberatern Renate Brandner-Weiß und Gottfried Brandner aus Horn. „Die Durchführung so eines Photovoltaikprojektes bringt beginnend bei Netzzugang bis zur Dimensionierung, Förderung unter anderem schon ein gewisses Maß an Komplexität und neuen Themen mit sich. Wir haben gesehen, dass ohne die professionelle Unterstützung unnötige Kosten und Verzögerungen entstanden wären“, empfiehlt Projektverantwortlicher Raphael Kößl Unterstützung für eine zügige und möglichst preiswerte Umsetzung. Manchmal hat schon ein kurzes Telefonat gereicht, um entscheidende Fragen gut beantworten oder ein wichtiges Formular korrekt ausfüllen zu können.

 Weitergeben von Wissen

Angesichts der uns drohenden Klimakatastrophe und der damit einhergehenden Bedrohung der Schöpfung hofft das Jugendhaus Schacherhof auf viele Folgeprojekte in der Diözese. Das im Haus erworbene Wissen wird jedenfalls bereitwillig geteilt – eine ausführliche Projektbeschreibung ist auf der Website (schacherhof.at) abrufbar. „Wir teilen das im Prozess angehäufte Wissen sehr gerne. Es wäre doch wunderschön, wenn schon im nächsten Jahr ganz viele Dächer von kirchlichen Gebäuden mit einer PV-Anlage den Weg Richtung Energiezukunft weisen und außerdem ganz konkret und nachhaltig Energiekosten sparen helfen!“, formuliert Raphael Kößl zum Abschluss noch einen konkreten Wunsch. „Denn wenn viele kleine Menschen, an vielen kleinen Orten, viele kleine Dinge tun, verändert sich das Angesicht der Welt.“

 


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