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Bio-Bauer Hermann Ritt: „Den Weg der Nachhaltigkeit gehen“

Michaela Aichinger, 09.05.2023 19:03

BIBERBACH. Mit seinen beiden „Lebensmittelpunkt“-Standorten in Biberbach und St. Johann in Engstetten möchte Hermann Ritt die Ab Hof-Vermarktung für Landwirte und Konsumenten vereinfachen. Tips bat den Nebenerwerbs-Bauern zum Interview.

Hermann Ritt mit einem Teil des Sortiments im „Lebensmittelpunkt“ (Foto: mai)
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Tips: Hermann, du hast 2016 das Projekt „Lebensmittelpunkt“ gestartet – wie ist es dazu gekommen und was darf man sich darunter vorstellen?

HermannRitt: Meine Eltern hatten bis 2001 einen Milchviehbetrieb, der dann verpachtet wurde. Ich habe 2006 übernommen und mit Energieholz gestartet. 2014 versuchte ich es mit Weidegänsen, 2015 ging ich auf den Ackerbau über. In diesem Jahr habe ich auch mit der Direktvermarktung begonnen, was nicht so einfach war.

„Ab Hof“ ist weder für Produzenten noch für Konsumenten optimal. Das Marketing fehlt oft und die Kunden müssen von Hof zu Hof fahren, um mehrere Produkte zu erhalten. Spontan ist mir dann der Begriff „Lebensmittelpunkt“ eingefallen. Damit ist ein Sammelpunkt gemeint, an dem sich Landwirte und Konsumenten treffen.

So entstand die Idee, die Ab Hof-Vermarktung für Landwirte und Konsumenten zu vereinfachen. Der Konsument weiß, woher seine Produkte kommen und der Landwirt erhält eine Direktvermarktungsmöglichkeit. Produzenten können in den „Lebensmittelpunkten“ einen Verkaufsplatz nutzen. Die Produkte werden von Kunden in Selbstbedienung gekauft.

Tips: Welche Produkte erwarten die Kunden?

Ritt: In Biberbach bieten wir Produkte von rund 20 Produzenten an. Hier sind übrigens alle Waren Bio-zertifiziert, teilweise sogar unverpackt. Diese Produkte sind durch die geringen Kosten auch etwas günstiger beziehungsweise bleibt dem Landwirt für seine wertvolle Arbeit mehr übrig.

Von eingelegten Salaten, über Getreide, Reis, Tee, Ölen, Säften bis hin zu Fleisch, Wurst, Eis oder Kartoffeln können wir eine breite Produktpalette anbieten. Auch Geschenkkörbe sind vor Ort vorhanden und können mit den Waren gefüllt werden.

Und das Tolle ist: Der Kunde kann sich sicher sein, ein nachhaltiges Bio-Produkt zu kaufen, da es im „Lebensmittelpunkt“ Biberbach ausschließlich solche Produkte gibt.

Tips: Wie sieht es mit dem Bezahlsystem aus?

Ritt: In St. Johann hat jeder Produzent in seinem Regal eine Einzelkasse, in die das Geld geworfen wird. Am Standort Biberbach gibt es ein hybrides Kassensystem. Das heißt, man kann weiterhin bar bezahlen oder auch mit Karte. Mir ist es einfach wichtig, dass der Einkauf in den beiden Selbstbedienungsläden erschwinglich ist.

Tips: Wie hat sich die Nachfrage der Kunden durch Pandemie und Energiekrise entwickelt?

Ritt: Mit Corona ist der Umsatz bei uns gestiegen, die Energiekrise hat jedoch einen Rückgang gebracht. Das Bio-Segment ist stark unter Druck geraten. Da heißt es, geschickt gegenzusteuern, damit Bio nicht unter die Räder kommt.

Man mus sich als Landwirt überlegen, ob man ernsthaft den Weg der Nachhaltigkeit gehen möchte, oder ob man nur so tun will, um die Kunden zu manipulieren. Natürlich sind für mich die Kosten – sei es durch die jährliche Biozertifizierung oder die steigenden Strompreise – auch eine Herausforderung.

Derzeit errichte ich eine 10 kWp-Photovoltaikanlage auf dem Dach des „Lebensmittelpunkts“ Biberbach.

Tips: Teil deines „Lebensmittelpunkt“-Logos ist der Slogan „Gesundes Essen, Gute Preise“. Für Familien mit weniger Einkommen ist genau das aber oft eine Herausforderung ...

Ritt: Ich stelle mir oft die Frage, warum sich nur reiche Leute Bio-Lebensmittel leisten können sollen. Auch wenn man eine Familie zu ernähren hat, sollte man in Selbstbedienungsläden einkaufen und Grundnahrungsmittel zu erschwinglichen Preisen erhalten können. Ich möchte vor allem die Unverpackt-Schiene mit Nüssen, Leinsamen, Reis, Hafer und Linsen günstig anbieten.

Übrigens gibt es neuerdings auch die Möglichkeit, online bestellte Nets.werk-Produkte bei mir in Biberbach abzuholen.

Tips: Eine private Frage zum Abschluss: Du hast 2020 an der ATV-Sendung „Bauer sucht Frau“ teilgenommen. Wie sieht es derzeit bei dir in Herzensangelegenheiten aus?

Ritt: Ich bin noch auf der Suche – eine nochmalige Bewerbung bei „Bauer sucht Frau“ schließe ich jedenfalls nicht aus ...


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