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Dialogwoche Alkohol: „Wie viel ist zu viel?“

Michaela Aichinger, 12.05.2023 10:58

MAUER. Im Landesklinikum Mauer wurden alleine im Vorjahr auf der Station für Alkoholabhängigkeit knapp 200 Patienten stationär und 52 tagesklinisch behandelt. Erst kürzlich wurde das Angebot um sechs tagesklinische Behandlungsplätze erweitert.

  1 / 2   Landesrat Ludwig Schleritzko (l.) informierte gemeinsam mit Christian Korbel, Ärztlicher Direktor und Leiter der Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen am Klinikum Mauer, über das Thema Alkoholabhängigkeit. (Foto: mai)

Das Landesklinikum Mauer, das Zentrum für seelische Gesundheit, ist von den 27 Klinikstandorten der NÖ Landesgesundheitsagentur das Schwerpunktklinikum für Alkoholabhängigkeit und gewährleistet die Versorgung in ganz Niederösterreich.

Anlässlich der Dialogwoche Alkohol informierten Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) und Christian Korbel, Ärztlicher Direktor und Leiter der Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen am Klinikum Mauer, über das Thema „Wie viel ist zu viel?“.

Österreicher trinken 11,9 Liter Alkohol pro Kopf pro Jahr

Laut einer Studie beträgt der jährliche pro Kopf-Konsum an Reinalkohol der Österreicherinnen und Österreicher 11,9 Liter im Jahr.

„15 Prozent der gesamten österreichischen Bevölkerung konsumieren Alkohol in einem problematischen Ausmaß. Bei fünf Prozent aller Österreicherinnen und Österreicher kann von einer schweren Alkoholabhängigkeit gesprochen werden – wobei zwei Drittel der Männer und ein Drittel der Frauen betroffen sind“, erklärt Korbel.

Zwei alkoholfreie Tage

Auf Niederösterreich bezogen werden die Zahlen der alkoholabhängigen Personen mit circa 65.000 angenommen. Bei einem täglichen Konsum von mehr als 40 Gramm Alkohol (zwei große Bier/0,5 Liter) bei Frauen und 60 Gramm Alkohol bei Männern (drei große Bier/0,5 Liter) steigt laut Korbel das Risiko für Folgeerkrankungen deutlich an.

„Es werden immer wieder Diskussionen über diese Grenzwerte geführt, aber zwei alkoholfreie Tage pro Woche werden jedenfalls empfohlen“, so der Ärztliche Leiter.

Hilfsangebote annehmen

Wichtig sei es, rechtzeitig Hilfsangebote für Betroffene bereitzustellen. „Erste Anlaufstellen bei Fragen zum Thema Alkohol sind die Suchtberatungsstellen. Dort erfolgt Beratung, Diagnostik und Intervention. Bei Vorliegen einer Alkoholabhängigkeit ist die Weitervermittlung an spezialisierte Einrichtungen notwendig. Mit dem Klinikum Mauer gibt es in Niederösterreich eine hervorragende Sonderkrankenanstalt mit dieser Spezialisierung und auch mit dem Know-how des Personals, das hier tagtäglich Betroffenen weiterhilft. Alleine im letzten Jahr wurden über 29.000 Therapieleistungen angeboten“, so der zuständige Landesrat Ludwig Schleritzko.

Tagesklinik mit sechs Plätzen

2022 wurde die Abteilung um eine Tagesklinik mit sechs Plätzen ergänzt. Somit wird neben den Stationen für Alkoholabhängigkeit und Drogenentzüge, die beide stationäre Behandlungen anbieten, auch eine tagesklinische Entwöhnung angeboten.

„Die Tagesklinik stellt ein Bindeglied zwischen vollstationärer Krankenhausbehandlung und der Betreuung im niedergelassenen Bereich dar. Es ist eine gut angenommene Alternative zur stationären Aufnahme“, ergänzt Korbel. Das Durchschnittsalter der Patienten betrage 49,5 Jahre.

Früher Behandlungsbeginn

Eine Alkoholabhängigkeit entwickelt sich laut Korbel über viele Jahre. Alkohol sei in Österreich eines der häufigsten „Antidepressiva“, das bewusst oder unbewusst verwendet würde.

Korbel: „Die größten Fortschritte in der Behandlung und Prävention der Alkoholfolgeerkrankungen ist ein früherer Behandlungsbeginn. Frühzeitiges Ansprechen der Trinkgewohnheiten mit zeitgerechter Diagnose eines Konsums mit erhöhtem Risiko ist die Voraussetzung für zielgerichtete Interventionen.“

Die stationäre Entzugsbehandlung stelle für viele Betroffene eine zu große Schwelle dar und führe zu einem verzögerten Behandlungsbeginn.

Trinkmenge reduzieren

Die Trinkmengenreduktion sei in dieser Zeit eine geeignete Intervention. „Der geplante Versuch, die tägliche Alkoholtrinkmenge zu reduzieren und wieder alkoholfreie Tage zu planen führt auch zu einer realistischeren Sichtweise der aktuellen Situation. Im ärztlichen Gespräch wird auf Grund der Erfahrung mit der Trinkmengenreduktion gemeinsam der weitere Therapieplan erstellt. Sollte mehr Kontrolle über den Konsum erfolgt sein, kann weiter ambulant behandelt werden“, erklärt Korbel.

Bei anhaltender hoher Trinkmenge biete sich die stationäre Entzugsbehandlung an.

Die Entzugs- und Entwöhnungstherapie im LK Mauer dauert sechs Wochen. „Zusätzlich zur stationären Therapie besteht die Möglichkeit einer teilstationären Behandlung in der Tagesklinik. Die Patienten nehmen unter Tags an allen Therapien teil und verbringen die Nacht dann zu Hause in ihrem gewohnten Umfeld“, so Korbel.

Weitere Informationen auf www.dialogwoche-alkohol.at

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