Sabine Dorner-Leyerer: „Zivilschutz ist auch Selbstschutz“
BEZIRK AMSTETTEN. Am 7. Oktober findet der Zivilschutz-Probealarm statt. Tips bat daher Sabine Dorner-Leyerer, Bezirksleiterin des NÖ Zivilschutzverbandes, zum Interview.
Tips: Jedes Jahr wird am ersten Samstag im Oktober über Initiative des Bundesministeriums für Inneres in ganz Österreich ein Zivilschutz-Probealarm durchgeführt. Nächster Termin für diesen bundesweiten Sirenentest ist Samstag, der 7. Oktober 2023. Wie wichtig ist dieser jährliche Termin?
Sabine Dorner-Leyerer: Dieser jährliche Zivilschutz Probealarm ist sehr wichtig, denn im Katastrophenfall kann mit den Sirenen die Bevölkerung gewarnt werden. Durch diesen österreichweiten Probealarm wird einerseits die Bevölkerung mit den Sirenensignalen vertraut gemacht und andererseits werden die Sirenen getestet.
Tips: Österreich verfügt über ein flächendeckendes Warn- und Alarmsystem. Mit mehr als 8.000 Sirenen kann die Bevölkerung im Katastrophenfall gewarnt, alarmiert und über die Maßnahmen für die persönliche Sicherheit informiert werden. Wie viele Sirenen sind im Bezirk Amstetten installiert?
Dorner-Leyerer: Vor einigen Jahren waren es laut Berichten 113 Sirenen. Genauere Informationen gibt es diesbezüglich entweder bei der Bezirksalarmzentrale oder der Abteilung IVW 4 (Feuerwehr und Zivilschutz) des Landes NÖ.
Tips: Bei den Probealarmen sollen unter anderem die technischen Einrichtungen überprüft werden. Wie hoch ist die jährliche Fehlerrate?
Dorner-Leyerer: Landesweit funktionieren gute 98 Prozent der Sirenen fehlerfrei. Auch hier gibt es bei den oben genannten Abteilungen mehr Information.
Tips: Neben der Überprüfung der technischen Einrichtungen sollen mit den Probealarmen in erster Linie der Bevölkerung die Sirenensignale für die Warnung und Alarmierung im Katastrophenfall in Erinnerung gebracht werden. Wie schätzen Sie hier den Wissensstand der Bürger?
Dorner-Leyerer: Leider ist es so, dass viele Menschen die Sirenensignale nicht kennen oder nicht wissen, was dann zu tun ist. Deswegen ist es uns als NÖ Zivilschutzverband mit den vielen ehrenamtlichen Zivilschutzbeauftragten in den Gemeinden wichtig, die Bevölkerung zu informieren. Sollte ein Alarm ausgelöst werden, ist es wichtig, zu wissen, was zu tun ist.
Ein gleichbleibender drei Minuten langer Dauerton weist auf eine herannahende Gefahr hin. Bei einem auf- und abschwellenden Heulton eine Minute lang gibt es eine Gefahr. Hier unbedingt schützende Bereiche (Räumlichkeiten) aufsuchen.
Ist dann ein Dauerton von einer Minute zu hören, ist Entwarnung gegeben. Egal welches Sirenensignal zu hören ist. Wichtig ist immer: Radio oder Fernseher aufdrehen und die genannten Maßnahmen befolgen.
Leider hört man immer wieder von Kollegen des NÖ Zivilschutzverbandes, dass es auch Menschen gibt, die die Sirenensignale im Ernstfall ignorieren. Hier bitte ich inständig, sich an Maßnahmen zu halten; damit schützt man sich selber und auch die anderen.
Tips: Die zu treffenden Maßnahmen bei Alarmen hängen von der Art des Ereignisses ab. Sie werden bei Hochwasser andere sein, als bei einer Bedrohung durch radioaktiven Niederschlag oder nach einem Giftgasunfall. Welche Punkte in Sachen Vorsorge sind für einen Haushalt besonders wichtig?
Dorner-Leyerer: Seitens des Zivilschutzverbandes informieren wir das ganze Jahr über, was es im Falle einer Katastrophe zu beachten gibt, vor allem was jeder einzelne im Vorfeld machen kann. Denn je besser jeder vorbereitet ist, umso weniger Panik bricht aus und dann braucht keiner mehr Angst zu haben.
Wir bringen immer wieder die Bevorratung ins Gespräch. Vorrat ist kein Luxus, sondern Selbstschutz. Wir haben es vor einigen Jahren erlebt, was Hamsterkäufe auslösen. Was ist aber, wenn es nicht mehr möglich ist, einkaufen zu gehen?
Deswegen sollte sich jeder mal Gedanken machen, was man so täglich braucht. Und dann aufrechnen auf die Familienmitglieder und den Vorrat dann so anlegen, dass es möglich ist, zwei Wochen auszukommen.
Ein kleiner Hinweis: Bitte nur das bevorraten, was auch sonst gebraucht wird. Diesen Vorrat dann immer wieder kontrollieren, verwenden und nachkaufen. Medikamente, Tierfutter oder Hygieneartikel nicht vergessen! Sollte ein Ereignis eintreten, bei dem man sein Haus/Heim verlassen muss, ist es ratsam, seine Dokumente griffbereit zu haben. Auch ein Rucksack kann helfen, wo die wichtigsten Dinge schon eingepackt sind.
Für einen Blackout Fall wäre ein Radio (Batteriebetrieben oder mit Kurbel) ratsam und auch eine Kochstelle (Campingkocher, Griller). Ich möchte hier auch auf die Seite des NÖ Zivilschutzverbandes hinweisen, wo es Flyer mit allen Informationen gibt: www.noezsv.at.
Tips: Ist die Bevölkerung diesbezüglich ihrer Meinung nach sensibilisierter als noch vor einigen Jahren?
Dorner-Leyerer: Ich denke schon, dass sich mehr Menschen informieren, doch gibt es immer noch einen hohen Prozentsatz, der glaubt, dass bei einem Katastrophenfall die Blaulichtorganisationen da sind. Das wird aber nicht so sein. Deshalb informieren wir mit unseren Informationsständen bei diversen Veranstaltungen und wie schon erwähnt organisieren die Gemeinden auch immer wieder Informationsabende. Es ist auch möglich, beim NÖ Zivilschutzverband Kurse und Schulungen zu besuchen. Diese Termine und Anmeldungen dazu findet man auf der Homepage.
Tips: Wo sehen Sie als Bezirksleiterin des NÖ Zivilschutzverbandes den größten Nachholbedarf bei der Bevölkerung?
Dorner-Leyerer: Es ist wichtig, dass jeder für sich selber und für die Familie Verantwortung übernimmt und unsere Ratschläge befolgt. Zivilschutz ist auch Selbstschutz. Je besser man vorbereitet ist, umso leichter werden Katastrophen bewältigt.
Tips: Welche konkreten Schritte setzt der NÖ Zivilschutzverband, um die Bevölkerung weiter zu sensibilisieren?
Dorner-Leyerer: Wie bereits erwähnt, werden wir immer wieder informieren; ich lade ein, nicht am Stand des NÖ Zivilschutzverbandes vorbeizugehen, sondern sich Infos zu holen. Oder nichts ist leichter, als sein Handy oder Tablet in die Hand zu nehmen und auf www.noezsv.at unter den Downloads nachzulesen und das eine oder andere gleich umzusetzen. Gerne stehen die Kollegen vom NÖ Zivilschutzverband oder ich für Anfragen zur Verfügung. Mails an noezsv@noezsv.at oder sabine.dorner@winklarn.gv.at!
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