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Tips-Interview: Junge Künstlerin Sophia Weinbrenner am Wort

Michaela Aichinger, 05.03.2024 07:03

BEZIRK. Schon seit sie denken kann, hält Sophia Weinbrenner Stift und Pinsel in der Hand. Mit Tips sprach die Mostviertler Künstlerin und Leiterin der Malakademien in Amstetten und Waidhofen/Ybbs über ihre Leidenschaft für Kunst, die zum Hauptberuf geworden ist, über bisherige Höhepunkte und über Feminismus in ihren Werken.

Die freischaffende Künstlerin Sophia Weinbrenner bei der Arbeit (Foto: Privat)
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Tips:Sophia – du hast dich im Alter von 22 Jahren als freischaffende Künstlerin selbstständig gemacht. Wie ist es dazu gekommen?

Sophia Weinbrenner: Ich habe gefühlt schon immer gemalt und ausgestellt. Das hat mit dem Kindergarten angefangen und nicht mehr aufgehört – also, seit ich einen Stift halten kann. Ich war jedenfalls immer sehr schwer aus der Malecke herauszubekommen! Und was man gerne macht, macht man oft und gut und wird immer besser. Ich habe dann selbst an der Malakademie Amstetten teilgenommen und im Alter von 14 Jahren erstmals meine Bilder ausgestellt und verkauft. Ich habe dann auch laufend Fortbildungen – oft online – absolviert und mich weitergebildet. Es gibt viele Kurse und Tutorials im Internet – ich kann das nur empfehlen. Außerdem habe ich immer schon viele Museen und Ausstellungen besucht und bin mit anderen Künstlern ins Gespräch gekommen. Der Austausch über soziale Medien bringt neue Möglichkeiten in der Kunst. Mich motiviert es, und man kann viel von anderen lernen. Man sollte sich nur nicht zu sehr mit anderen vergleichen.

Tips:Wie herausfordernd war der Sprung in die Selbstständigkeit für dich?

Weinbrenner: Das war eher ein fließender Übergang. Ich hatte einen Bürojob und war nebenbei künstlerisch tätig. Irgendwann wurden die Aufträge und Verkäufe dann immer mehr und ich musste mich entscheiden, also habe ich mich selbstständig gemacht.

Tips:Welche Motive, Techniken, und Themen ziehen sich durch dein Werk?

Weinbrenner: Ich arbeite definitiv am liebsten mit Aquarell. Aber ich beschäftige mich auch mit anderen Techniken und bilde mich weiter. Ich bleibe nicht stehen. Als Motive ziehen sich Portraits durch mein Werk. Ich arbeite gerne mit Licht und unterschiedlichen Farben. Meine Bilder vermitteln eine subtile Botschaft. Es geht vor allem um Frauen, Kinder, Mädchen. Ich habe meist einen feministischen Ansatz. Aktuell arbeite ich etwa an dem Bild „Tulpenspringerin“, das wahrscheinlich bei „3 Frauen – 3 Gesichter“, der Eröffnungsausstellung der Amstettner Frauenkulturwoche Ars Femina am 8. März im Rathaus zu sehen sein wird. Hier stelle ich gemeinsam mit den Künstlerinnen Elisabeth Rosenberger und Melitta Progsch aus. Auf dem Bild ist eine Wettkampfschwimmerin vor dem Absprung ins Becken zu sehen. Rund um sie befinden sich Tulpen. Das Motiv behandelt die Gleichstellung der Frau und mein Verständnis von modernem Feminismus. Es hat sich zwar in Sachen Gleichberechtigung von Frauen und Männern viel getan, aber es gibt trotzdem noch einige gesellschaftliche Probleme.

Tips: Wie schwierig ist es, sich als Frau im Kunst- und Kulturbetrieb zu behaupten?

Weinbrenner: Historisch gesehen gibt es ganz wenige Künstlerinnen, die wirklich bekannt wurden. Natürlich hat sich das heute grundlegend geändert. Mittlerweile setzen sich sehr viele zeitgenössische Künstlerinnen für feministische Themen ein. Aber dennoch gibt es noch viel zu tun. Und dann ist man als Künstlerin im Umgang mit Kunden vorsichtiger. Es kann auch mal vorkommen, dass man als Frau in der Kunst nicht so professionelle Anfragen erhält. Besonders junge Künstlerinnen sind hier eine Zielscheibe. Leider stehen auch Frauen untereinander oft in Konkurrenz – nicht nur in der Kunst. Dabei sollten wir Frauen uns gegenseitig unterstützen – gemeinsam sind wir stärker! Deshalb freue ich mich auch schon sehr auf die Ausstellung im Rathaus. Wir drei Künstlerinnen sind sehr unterschiedlich, aber durch die Kunst verbunden. Kunst hat eben etwas Verbindendes. Sie ist für alle da und ist nichts Elitäres.

Tips: Abgesehen von feministischen Themen ist dir als Leiterin der Malakademien in Amstetten und Waidhofen auch die Nachwuchsförderung wichtig ...

Weinbrenner: Ja genau. Die Malakademie Amstetten leite ich seit 2022. Derzeit stehe ich 20 Kindern und Jugendlichen zur Seite. Mir ist es hier ganz wichtig, dass ich auf die Kinder ganz individuell eingehen kann, damit sie ihre eigene Linie finden können. Außerdem gebe ich Tipps von einfachen Materialfragen bis hin zu Portfolio oder Preisbildung für ein Bild.

Tips: Was würdest du einem jungen Menschen raten, der sich künstlerisch verwirklichen möchte?

Weinbrenner: Der Künstler Erwin Kastner hat mir einmal sinngemäß gesagt: Als Künstler muss man Manager und Künstler zugleich sein, oder man hat jemanden, der einen managt. Und: Der Wiedererkennungswert ist sehr wichtig. Ich würde auch noch hinzufügen: Positiv bleiben und malen!

Tips: Auf welche Projekte von dir darf man sich in nächster Zukunft freuen?

Weinbrenner: Ich habe 2022 ein Kinderbuch geschrieben und illustriert. Dieses oder spätestens nächstes Jahr soll es wieder ein Buch geben – aber mehr darf ich noch nicht verraten. Ab 25. März verbringe ich einen Monat in Kyoto (Japan) als Artist in Residence. Im Rahmen dieses Vollstipendiums des Landes NÖ werde ich in Japan Erfahrungen sammeln und mich mit dem Thema „Bruch zwischen Tradition und Moderne“ künstlerisch auseinandersetzen. Danach ist in Kooperation mit der Volksbank eine Folgeausstellung in Amstetten geplant. Ich freue mich wirklich schon sehr darauf!

Glück ist Freiheit

Sophia Weinbrennerim Word-Rap
Was mich nervt: schlechter Kaffee
Worauf ich nie verzichten möchte: Kunst
Diese Künstlerin begeistert mich gerade besonders: die internationale Aquarellistin Agnes Cecile
Mein Lebensmotto: Tu Gutes und Dir wird Gutes widerfahren.
Weitere Informationen auf
www.sophia-weinbrenner.at
weinbrenner.sophia@gmail.com

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