Bundeskriminalamt: „Cyber-Crime kennt keine Grenzen“
BEZIRK. Cyberkriminalität stellt auch in Österreich eine erhebliche Herausforderung dar. Angriffe auf Unternehmen und Privatpersonen steigen stetig an – oft verbunden mit großen finanziellen Verlusten.
„Cyberkriminalität kennt keine nationalen Grenzen. Täter nutzen die globalen Kommunikationsmöglichkeiten und agieren oftmals aus dem Ausland, um Opfer in Österreich zu erreichen. Die internationale polizeiliche Kooperation im Rahmen von Interpol und Europol funktioniert sehr gut, die Täter nutzen aber Unterschiede in den rechtlichen Bestimmungen der einzelnen Ländern für sich, um Ermittlungen und Strafverfolgung zu erschweren“, erklärt der Amstettner Manuel Scherscher, Abteilungsleiter „Betrugs- und Wirtschaftskriminalität“ im Bundeskriminalamt und Leiter der Initiative „Gemeinsam.Sicher“.
Phishing & Co.
Eine der häufigsten Formen von Cyber-Betrugsfällen sei das Phishing, also das Senden gefälschter E-Mails oder SMS, um an Passwörter, Kreditkarten- oder Kontonummern zu kommen.
„Wir beobachten häufig auch den CEO-Fraud, bei dem die Straftäter sich als Führungskräfte ausgeben und Angestellte des Unternehmens anweisen, Überweisungen zu tätigen. Ebenso gibt es derzeit viele Cyber-Trading-Frauds (CTF), also Anlagebetrügereien. Hier bringen die Täter ihre Opfer dazu, Geld in vermeintlich lukrative Geschäfte zu investieren“, so Scherscher.
Firmen seien zudem auch mit Ransomware konfrontiert. Dabei handelt es sich um eine Schadsoftware, die Daten infizierter Computer unleserlich macht und dann automatisiert eine Geldforderung – meist in Form von Kryptowährungen – zur Wiederherstellung der Daten stellt.
Im Privat-Bereich gehören Scherscher zufolge abgesehen von Anlagebetrug und Phishing auch betrügerische Online-Shops zum Standard-Repertoire der Cyberbetrüger.
Betrüger setzen auf Gutgläubigkeit der Opfer
„Abgesehen von technischen Lücken in Computersystemen, die Kriminelle ausnützen, setzen die Betrüger vor allem auf die Gutgläubigkeit und Unbefangenheit ihrer Opfer. So behaupten Betrüger bei einer derzeit weit verbreiteten Betrugsmasche, dass ein Prominenter eine bestimmte Investition unterstützt oder darin selbst erfolgreich investiert hat. Dies wird oft durch gefälschte Nachrichtenartikel, gefälschte Social-Media-Posts oder gefälschte Videos unterstützt. Beliebte Betrugsmodelle sind angebliche Investitionen in Kryptowährungen oder Start-ups“, so Scherscher.
Betrugsdelikte steigen an
Auch 2023 seien die polizeilich gemeldeten Cyber-Betrugsdelikte wieder angestiegen – um 23,3 Prozent auf über 34.000 Fälle. „Dies liegt zum einen daran, dass durch das Internet und andere moderne Telekommunikationstechnologien Täter weltweit mit Opfern zeitnahe in Kontakt treten können. Zum anderen werden immer öfter automatisierte Prozesse wie Massen-SMS oder Massen-E-Mails genutzt, um binnen kurzer Zeit viele potenzielle Opfer zu kontaktieren“, erklärt Scherscher.
Auch künstliche Intelligenz sei ein Thema, etwa in Form von Chat-Bots. So werde die Anzahl an Betrugsversuchen in die Höhe getrieben.
Kampf auf mehreren Ebenen
Die Polizei, allen voran das Bundeskriminalamt, trete den Bedrohungen durch Cyber-Crime auf mehreren Ebenen entgegen. „Das Bundeskriminalamt arbeitet eng mit Behörden wie RTR zusammen, die einen entscheidenden Beitrag für mehr Sicherheit leisten können. RTR gestaltet unter anderem die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Mobilfunkbetreiber in Österreich mit. Hier konnte ein technischer Prozess erarbeitet werden, der dazu beiträgt, Betrugshandlungen per Telefon einzudämmen“, so Scherscher.
Zum anderen führe das Bundeskriminalamt ein Monitoring aller in Österreich stattgefundenen Betrugshandlungen durch. Ein weiterer Schwerpunkt sei die Kriminalprävention. „Ziel ist es, Bewusstsein beim Bürger zu schaffen, dass bei all den Vorteilen, die das Internet bringt, auch Gefahren lauern können, vor denen es sich zu schützen gilt“, unterstreicht Scherscher.
So könnten sich Firmen durch „Compliance Regeln“, also Verhaltensregeln für alle Mitarbeiter, und standardisierte Prozessabläufe am besten schützen. Scherscher: „Für Privatpersonen gilt: Wenn es zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist es meistens auch nicht wahr. Extrem günstige Kaufpreise oder utopische Gewinnversprechen bei Investmentangeboten sind eindeutige Alarmsignale.“ Auf der Seite „Watchlist Internet“ könne man sich über aktuelle Betrugsgefahren im Internet informieren.
„Jede Minute zählt“
Hat man als Opfer einer Cyber-Attacke Geld überwiesen, so sollte man zuerst das Bankinstitut kontaktieren, um betrügerische Abbuchungen zu unterbinden. „Hier zählt jede Minute. Sofern jemand den konkreten Verdacht auf eine gerichtlich strafbare Handlung hat oder durch Betrugshandlungen geschädigt wurde, ist die nächste lokale Polizeidienststelle der richtige Ansprechpartner“, informiert Scherscher abschließend.
Weitere Informationen
Zusätzlich zu einer sicherheitspolizeilichen Beratung auf einer lokalen Polizeidienststelle vor Ort können sich interessierte Bürger, aber auch Unternehmen auch proaktiv im Internet über aktuelle Betrugsphänomene und Gefahren im Internet informieren. Diverse Organisationen und Behörden stellen hierzu Informationen zur Verfügung:
Gefahren im Netz: onlinesicherheit.gv.at
Internet-Falle melden:watchlist-internet.at
Linksammlung zum Thema Betrug im Internet: www.rtr.at
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