Haag-Meteorit im Naturhistorischen Museum Wien zu sehen
STADT HAAG/WIEN. Vom Himmel in die Vitrine: Der Haag-Meteorit wird Teil der weltweit ältesten Meteoritenschau im Naturhistorischen Museum Wien.
Der Haag-Meteorit ist ein österreichischer Meteorit, der am Donnerstag, dem 24. Oktober 2024, in der Nähe von Haag in Niederösterreich niedergegangen ist. Er zählt zu den bedeutendsten Meteoritenfunden der letzten Jahrzehnte in Österreich.
Gegen 21.25 Uhr trat er als heller Feuerball in die Erdatmosphäre ein und war über weite Teile Österreichs sowie in angrenzenden Ländern sichtbar. Der Meteorit zerbrach in mehrere Fragmente, die in einem schmalen Streufeld von etwa neun Kilometern Länge zwischen den Ortschaften Lembach und Bachlerboden (Gemeinde Haag) niedergegangen sind.
Auf Hausdach gelandet
Ein besonders bemerkenswertes Fragment des Meteoriten landete auf dem Dach eines Einfamilienhauses der Familie Westermayr in Schudutz bei Haag. Beim Aufprall zerbrach es in drei Teile und fiel auf den asphaltierten Parkplatz hinter dem Haus.
Solche Meteoriten, die von Menschen geschaffene Strukturen treffen, nennt man „Hammersteine“. In Österreich ist ein solches Ereignis zum ersten Mal passiert.
Meteoritenfälle sind selten
Die große Mehrzahl der bei der internationalen Kommission für die Vergabe von Meteoritennamen (Meteoritical Bulletin) offiziell registrierten Meteorite sind sogenannte Funde. Das heißt, es handelt sich um als Meteorite erkannte Gesteine, die entweder gezielt oder zufällig entdeckt wurden. Demgegenüber heißen Meteorite, deren Ankunft beobachtet wurde und die anschließend auch aufgesammelt werden konnten, Fälle.
In Österreich gibt es bisher drei Funde und fünf Fälle. Die relativ geringe Zahl an Funden hängt damit zusammen, dass das Gelände in den meisten Gebieten Österreichs wenig vorteilhaft für das Entdecken von Meteoriten ist: Es ist mit Vegetation oder Wasser bedeckt, bewirtschaftet, steil oder unzugänglich. Viel einfacher werden Meteorite in Wüsten, auf hellen, ebenen und freien Flächen mit kaum Bewuchs oder auf den großen Eisflächen der Antarktis gefunden.
Letzter dokumentierter Fall war 2020
Der letzte Fall, der in der Vitrine der österreichischen Meteorite im Saal 5 des Naturhistorischen Museums Wien ausgestellt ist, heißt Kindberg. Meteorite werden stets nach dem Ort benannt, in dessen Nähe sie gefallen sind oder gefunden wurden. Der Kindberg-Meteorit fiel am Mittwoch, dem 19. November 2020, im Mürztal in der Steiermark. Davor gab es je einen Fall in den Jahren 1768, 1905, 1925 und 1932.
Beim nun jüngsten Fall in der Gemeinde Haag, Niederösterreich, konnte mithilfe der Kameras des Europäischen Feuerkugelnetzwerks beobachtet werden, dass der Meteorit beim Flug durch die Atmosphäre in mehrere Fragmente zerbrach. Dementsprechend wurde ein sogenanntes Streufeld für die gelandeten Bruchstücke berechnet. Das Naturhistorische Museum Wien startete in weiterer Folge einen Aufruf in den Medien, Funde unter https://nhm.at/meteorite zu melden.
Neue Ausstellung im Naturhistorischen Museum
Die Fragmente der Familie Westermayr (28,6 Gramm in drei Bruchstücken) konnten vom Naturhistorischen Museum Wien angekauft werden und sind ab sofort in der Österreich-Vitrine des Meteoritensaals ausgestellt. Es handelt sich laut wissenschaftlichen Untersuchungen um einen Chondrit, entstanden vor etwa 4,5 Milliarden Jahren während der Frühzeit des Sonnensystems.
Chondrite stellen die größte Klasse der Meteoriten dar. Der Name Chondrit kommt von den eingeschlossenen kleinen Silikatkügelchen (sogenannte Chondren), die in eine feinkörnige Grundmasse eingebettet sind.
Eine der größten Meteoritensammlungen der Welt
Das Naturhistorische Museum in Wien beherbergt eine der größten Meteoritensammlungen der Welt. Mit über 10.300 Objekten (mehr als 2.550 verschiedene Meteorite) liegt die Sammlung an dritter Stelle – nur übertroffen vom U.S. National Museum in Washington, D.C., und der großen Sammlung antarktischer Meteoriten in Tokio (National Institute of Polar Research).
Saal 5 des Naturhistorischen Museums Wien enthält die weltweit älteste Meteoritenschau. Das erste als Meteorit erkannte Objekt der damaligen kaiserlich-königlichen Naturaliensammlung ist der Hraschina-Meteorit von 1751. Der im Jahr 2012 vollständig renovierte und modernisierte Saal zeigt heute rund 1.100 Meteoriten.
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