MOSTVIERTEL. Die Mostviertler A-Cappella-Formation zwo3wir feiert ihren größten Erfolg und kündigt gleichzeitig den Abschied an: Beim A-Cappella-Award in Ulm 2025 gewann das Ensemble sowohl den Publikums- als auch den Jurypreis – ein Doppelsieg, der die 16-jährige Bandgeschichte krönt. Tips verlost für das Abschiedskonzert 2x2 Tickets!
Als 2009 Chorleiterin Tina Haberfehlner in Wolfsbach mit Sängern ihres Jugendchores Voicebacher eine kleine Nebenformation gründete, war das zunächst ein Experiment. Doch aus diesem Anfang wurde bald etwas Eigenes: zwo3wir. 2013 formierte sich die Gruppe in ihrer heutigen Besetzung: Tina Haberfehlner (Sopran), Judith Reiterer (Alt), Paul Schörghuber (Tenor/Beatbox), Michael Burghofer (Tenor) und Thomas Mayrhofer (Bass).
Vom Mostviertel hinaus in die A-Cappella-Welt
In den folgenden Jahren wurde aus dem lokalen Projekt eine Band, die die A-Cappella-Szene im deutschsprachigen Raum mitprägte. Über 300 Konzerte in Österreich, Deutschland und der Schweiz, sieben veröffentlichte CDs und mehrere internationale Auszeichnungen markieren den Weg von zwo3wir.
Musikalisch bewegt sich die Gruppe im Bereich des druckvollen Vokalpop – Popmusik, aber ganz ohne Instrumente, getragen von Schörghubers Beatbox, Haberfehlners Arrangements und der gemeinsamen Freude am Klang.
„Wir haben uns nie nur als Sänger verstanden, sondern eher als Popgruppe ohne Instrumente“, erklärt Schörghuber. „Unser Ziel war, dass es druckvoll klingt – wie eine Band, aber rein mit Stimmen.“ Doch entscheidend war nie nur der Sound, sondern die Haltung.
„Wir sind für das Publikum da – und das sind wir gerne“, sagt Michael Burghofer. Die Interaktion mit dem Publikum war dabei nie laut oder aufgesetzt. Keine einstudierten Mitmachmomente, sondern eine feinere, gemeinsame Schwingung, die den Raum erfüllt. „Wenn wir auf der Bühne stehen, spüren wir, dass wir im selben Moment sind“, beschreibt Haberfehlner. „Das ist vielleicht das Schönste an Musik – wenn man gemeinsam klingt, ohne etwas erklären zu müssen.“
Licht und Schatten
Die Geschichte von zwo3wir ist nicht nur geprägt von Erfolgen, sondern auch von Herausforderungen, die die Gruppe zusammengeschweißt haben. 2013 musste sie den Tod von Haberfehlners Schwester Vera verkraften, die bis dahin die Altstimme gesungen hatte.
„Das war ein tiefer Einschnitt – menschlich und musikalisch“, erinnert sich Haberfehlner. „Aber es hat uns auch wachsen lassen. Judith kam dazu, und mit ihr begann ein neuer, erfolgversprechender Abschnitt. Wir wollten weitersingen – für Vera, aber auch für uns.“
Ein anderes Kapitel, das schmerzlich offenblieb, war die geplante Taiwan-Tournee, die gleich zweimal pandemiebedingt abgesagt werden musste. 14 Konzerte waren vorbereitet, Flüge gebucht, der Traum einer Asienreise zum Greifen nah. „Das war hart“, sagt Burghofer rückblickend. „So eine Chance bekommst du vielleicht nur einmal. Aber auch das hat uns geerdet. Wir haben gelernt, dass Erfolg mehr ist als Reichweite – nämlich die Freude, die bleibt.“
Bedeutende Begegnungen
Zu den wichtigsten Wegmarken für zwo3wir zählte das Festival BERvokal in Berlin. Dort begegnete die Gruppe erstmals der internationalen Szene. „Wir haben so viele wunderbare Menschen kennengelernt, das war Wahnsinn“, erzählt Burghofer. Unter ihnen auch Maybebop, die deutsche A-Cappella-Formation, die für zwo3wir zu Vorbildern und Freunden wurde.
Ein Sieg am Höhepunkt
Im Oktober 2025 erlebte die Band den wohl größten Moment ihrer Geschichte: Beim A-Cappella-Award Ulm gewann zwo3wir sowohl den Jurypreis als auch den Publikumspreis. „Das war ein magischer Abend“, erinnert sich Burghofer. Dieser Erfolg markierte den perfekten Zeitpunkt, um innezuhalten. „Wir haben gespürt, dass wir genau dort stehen, wo alles stimmt“, sagt Haberfehlner. „Und das ist ein wunderschöner Moment, um Danke zu sagen.“
Im Herbst 2025 reifte schließlich eine Entscheidung, die niemand leichtfertig traf. Judith Reiterer wird Mutter, und die Band begann, über Zukunft und Veränderung nachzudenken. „Wir haben lange überlegt, ob man so eine Stimme, so eine Verbindung ersetzen kann – und sind zu dem Schluss gekommen: Nein“, erzählt Burghofer. „13 gemeinsame Jahre kann man nicht einfach austauschen. zwo3wir ohne Judith wäre nicht mehr zwo3wir.“
Anstatt mit halber Kraft weiterzumachen, entschied sich die Band für ein bewusstes Ende.
Am 23. Jänner 2026 wird im Plenkersaal Waidhofen/Ybbs das Abschiedskonzert stattfinden. Ein Abend, an dem die großen Songs der Bandgeschichte noch einmal erklingen – als Rückblick, Feier und Dankeschön zugleich. Aufgrund der großen Nachfrage wurde bereits ein Zusatztermin am 22. Jänner eingeschoben.
„Wir schließen dieses Kapitel, atmen durch, blättern um – und dann sehen wir weiter“, sagt Burghofer. „Musik bleibt unser Lebenselixier. In welcher Form auch immer, sie wird uns nicht loslassen.“
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