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Amstettner Paarberaterin im Gespräch: „Es zahlt sich immer aus, sich Zeit für die Paarbeziehung zu nehmen“

Michaela Aichinger, 13.02.2020 19:47

AMSTETTEN. Es ist wieder soweit: der Valentinstag steht vor der Tür. Doch Paarbeziehungen laufen nicht immer so rosig ab, wie rund um den 14. Februar vermittelt wird. Tips sprach mit Sabine Scharbert und Michaela Fischer von der Caritas-Einrichtung „Rat und Hilfe“, die unter anderem Paarberatungen anbietet.

(v.l.) Sabine Scharbert (Leitung „Rat und Hilfe“ NÖ) und Michaela Fischer („Rat und Hilfe“ Amstetten und Waidhofen/Ybbs) geben Einblick in ihre Arbeit. Foto: mai
(v.l.) Sabine Scharbert (Leitung „Rat und Hilfe“ NÖ) und Michaela Fischer („Rat und Hilfe“ Amstetten und Waidhofen/Ybbs) geben Einblick in ihre Arbeit. Foto: mai

Seit 1974 berät und begleitet die Caritas in Amstetten mit „Rat und Hilfe“ Menschen in schwierigen Lebenslagen. „Insgesamt haben wir in Amstetten im Vorjahr 1000 Beratungen durchgeführt – davon 106 Paarberatungen“, erklärt Michaela Fischer, „Rat und Hilfe“-Beraterin in Amstetten und Waidhofen/Ybbs. Dabei handle es sich um „freiwillige“ und nicht um vorgeschriebene Beratungen. „Wir bieten ja auch die verpflichtende §95-Elternberatung vor einvernehmlicher Scheidung an beziehungweise werden uns vom Jugendamt auch verpflichtende Elternberatungen zugeteilt“, so Fischer weiter.

Der stressige Alltag

Es ist kein Geheimnis, dass Paare mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert sind. „Vor allem der stressige Alltag mit Arbeit, Kindern, Freizeitgestaltung und Selbstverwirklichung setzt vielen Paarbeziehungen sehr zu“, so Fischer. Weitere Themen seien Außenbeziehungen, Eifersucht oder etwa die Unklarheit, ob die Beziehung noch Bestand hat oder nicht. In ihren Beratungsräumlichkeiten nehmen laut Fischer Paare jeden Alters Platz. „Ich darf auch immer wieder Paare beraten, die schon in Pension und deren Kinder bereits erwachsen sind und ihr eigenes Leben führen. Diese Paare haben oft keine Gesprächsbasis mehr. Bei Paaren zwischen 40 und 50 Jahren ist auch die Midlife-Crisis ein großes Thema. Sie hat enorme Auswirkungen auf eine Partnerschaft. Am häufigsten berate ich aber Paare zwischen 30 und 50 Jahren“, erklärt Fischer.

Veränderte Rollenbilder

Auch die veränderten Rollenbilder führen Fischer zufolge zu Beziehungsproblemen: „Frauen sind berufstätig und möchten ihre Arbeit auch nach der Geburt der Kinder weiter ausüben. Bei manchen Männern führt das zu Verunsicherung. Gehen Väter in Karenz wird auch oft deren Männlichkeit infrage gestellt“, berichtet die Beraterin. Insgesamt sei die Arbeit in der Paarberatung vielseitiger als früher. „Das klassische Rollenbild ist Geschichte, kein Paar ist wie das andere. Das macht meine Tätigkeit sehr interessant“, so Fischer, die seit einigen Jahren auch verstärkt homosexuelle Paare oder Transgender-Paare betreut. In den letzten Jahren habe sie auch bemerkt, dass Männer verstärkt dazu bereit seien, Paarberatung in Anspruch zu nehmen und auch Schwächen zuzugeben.

Wann ist Beratung sinnvoll?

Dass es in Beziehungen zu Diskussionen zwischen den Partnern kommt, liegt in der Natur der Sache, doch ab einem gewissen Zeitpunkt ist eine Paarberatung wirklich sinnvoll. „Spätestens dann, wenn die Beziehungsprobleme jeden Tag präsent sind, man nicht mehr weiter weiß und eine neutrale Beratung braucht, ist Paarberatung eine gute Idee. Paarberatung zahlt sich aber immer aus. Es geht ja darum, sich Zeit zu nehmen für die Beziehung. Oft unternehmen Paare nach einer Beratung bei mir noch etwas gemeinsam“, erklärt Fischer. In der etwa zweistündigen Beratungseinheit würden Beziehungsprobleme und bereits erfolgte Lösungsversuche herausgearbeitet, Wünsche formuliert und das Positive in der Partnerschaft hervorgehoben. „Die Methoden richten sich nach dem Paar – meist wird gesprochen, manchem Paar liegt auch ein kreativer Zugang“, erklärt Fischer.

Zutaten für Beziehungsglück

Die entscheidenden Zutaten für eine glückliche Beziehung sind Fischer zufolge, sich für den Partner Zeit zu nehmen, ihm mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen, keine Vorwürfe zu machen, über Verletzungen zu sprechen, Vertrauen zu schenken. „Es ist auch wichtig, gemeinsam etwas zu unternehmen, und zu lachen. Humor ist sehr bedeutend. Zugleich sollte man sich für sich selbst Raum schaffen, um sich nicht zu verlieren“, so Sabine Scharbert. Es sei auch wichtig, eigene Wünsche auszusprechen. „Auch in langandauernden Beziehungen weiß ein Partner nicht immer, was der andere möchte“, erklärt Scharbert.

Vermarktete Romantik

Was die „Rat und Hilfe“-Beraterinnen von der Vermarktung der Beziehungsromantik rund um den Valentinstag halten? „Ich finde, der Valentinstag hat zwei Seiten. Einerseits steigert dieser Tag romantische Erwartungshaltungen. Wenn diese vom Partner nicht erfüllt werden, kann das eine Krise hervorrufen. Andererseits kann der Valentinstag ein netter Anlass sein, sich näher zu kommen, sich füreinander Zeit zu nehmen oder sich etwas zu schenken“, so Scharbert abschließend.

„Rat und Hilfe“-Beratungen können kostenlos genutzt werden.

Freiwillige Kostenbeiträge stellen aber eine wesentliche Unterstützung der Caritas-Einrichtung dar.

Infos: Tel. 07472/675 77

HIER geht's zur Caritas-Familienberatung Rat und Hilfe


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