Genussvolles Fasten: Wolfsbacher Diätologin verrät, worauf man dabei achten sollte
WOLFSBACH. Ob es um das Loswerden von überschüssigen Kilos zwecks Steigerung der Lebensqualität und Erhaltung der Gesundheit geht oder man Körper und Geist einmal Gutes tun möchte – Fasten steht für viele wieder hoch im Kurs. Worauf man dabei achten sollte, verrät die Diätologin Michaela Palmetshofer.
Tips: Frau Palmetshofer, Fasten wird mit Abnehmen assoziiert. Ist das tatsächlich so?
Michaela Palmetshofer: Hinter „Fasten“ steht meist ein spiritueller Beweggrund mit geringerer Zufuhr fester Nahrung und Entschleunigung des Alltags. Abnehmen bedeutet eine durch längerfristige Umstellung der Ernährung erreichbare Gewichtsreduktion; die Frühjahrsmode soll gut passen! Abnehmen und Fasten werden oft vermischt.
Tips: Fasten wird als zeitlich begrenzter Verzicht auf feste Nahrung und Genussmittel definiert. Reicht das aus?
Michaela Palmetshofer: Fasten ist ein Zeitgeschenk an unseren Körper. Sinn macht, wenn nicht nur die Nahrungszufuhr gedrosselt, sondern auch der Medienkonsum in dieser Zeit verringert wird. Fasten unterbricht den Alltag durch Rückbesinnung auf Wesentliches. Fastenkuren aber können Einstieg zur Ernährungsumstellung werden.
Tips: Was passiert beim Fasten, wird körpereigener „Schrott“ abgebaut?
Michaela Palmetshofer: Der Schlüssel zum langen Leben liegt in der kargen Ernährung. Von Natur aus ist es der Mensch gewöhnt, Hungerphasen zu bestreiten, denn er hat ja Energiereserven. Durch den Abbau von Fettgewebe werden eingelagerte natürliche Schadstoffe frei und ausgeschieden. Körperzellen reinigen sich in Hungerphasen selbst, diesen Vorgang nennt man Autophagie. Sie wirkt sich positiv auf unser Immunsystem aus. Beim Fasten wird der Stoffwechselverlauf umgestellt, eingeleitet durch das „Glauben“, die komplette Entleerung des Magen-Darmtrakts. Der Körper ist nun auf Energiereserven in Leber, Muskulatur und Fettgewebe angewiesen. Etwa zwei Tage reichen die gespeicherten Kohlenhydrate aus. Der Abbau von Fettgewebe läuft langsamer an, daher wird kurzzeitig auch Eiweiß der Muskulatur zu Kohlehydraten umgebaut. Es fallen Stoffwechselzwischenprodukte an, die über die Nieren ausgeschieden werden. Daher soll strenges Fasten zeitlich begrenzt und mit viel Trinken verbunden sein! Körperliche Gesundheit ist Voraussetzung, danach ist ein Kostaufbau notwendig. Das „Fastenbrechen“ gewöhnt den Körper wieder an feste Nahrung, leicht verdauliche Gerichte wie geriebene Äpfel oder cremige Suppen sind empfehlenswert, ebenso Knäckebrot, Zwieback, Getreidebrei, Reis- und Gemüsegerichte, Joghurt, Topfen oder Obstkompott.
Tips: Welche sind die wichtigsten Arten des Fastens?
Michaela Palmetshofer: Basenfasten erlaubt eine höhere Energiezufuhr als das strenge Heilfasten. Gegessen werden Gemüse, Obst und Getreideprodukte. Beim Intervallfasten erfolgt die Nahrungsaufnahme nach bestimmten Nahrungskarenzzeiten, die stunden- oder tageweise einzuhalten sind. Es erfreut sich momentan großer Beliebtheit, wenngleich es trotz Gewichtsreduktion zu keiner Veränderung der bisherigen Essgewohnheiten kommt. Allzu schnell ist zumindest wieder das Ursprungsgewicht erreicht, da der Körper auf Sparflamme fährt und sich Energiereserven für die nächste Hungerkur anspart.
Tips: Inwieweit ist Körpergewicht genetisch veranlagt?
Michaela Palmetshofer: Nur 10% genetische Disposition! Es geht vielmehr um die von klein an antrainierten Ernährungsgewohnheiten durch Beobachtung des Umfeldes. Durch das ständige Nahrungsangebot nehmen wir kaum Hunger- und Sättigungsgefühle wahr, was Übergewicht verursacht. Leider essen viele Menschen „zweckentfremdet“ – aus Langeweile, Frust, Kummer, vor Glück.
Tips: Darf ich mich auch so richtig aufs Essen freuen?
Michaela Palmetshofer: Genuss ist kein Luxus, sondern die Voraussetzung für gesunde Ernährung! Abwechslungsreiche Kost liefert Vitamine und Mineralstoffe sowie die nötige Energie, um sich fit und im sozialen Umfeld wohl zu fühlen. In der Ernährungspyramide ist auch ein kleiner Bereich fürs „Sündigen“, es kommt stets auf die Menge an, die Dosis macht das Gift.
Tips: Welche Rolle spielt das Trinken?
Michaela Palmetshofer: Unser Körper besteht zu 2 Drittel aus Wasser, für Erwachsene gilt als Empfehlung die Aufnahme von 2 bis 2,5 Liter kalorienarmer oder -freier Flüssigkeit pro Tag, zum Großteil in der ersten Tageshälfte. Das Glas Wasser vor jeder Mahlzeit dehnt die Magenwand und fördert das Sättigungsgefühl. Flüssigkeitsmangel kann zu Konzentrationsschwäche, Schwindel, und Kreislaufstörungen führen. Leitungs- oder Mineralwasser, Soda, mit Früchten aromatisiertes Wasser oder ungesüßte Tees sind optimale Getränke. Ein Tipp: „Switchel“: ½l Wasser, 60ml Apfelessig, 1EL Honig und etwas geriebenen Ingwer 12 Stunden im Kühlschrank ziehen lassen, abseihen, mit Wasser aufspritzen und genießen!
Tips: Warum kann man Süßem nicht widerstehen?
Michaela Palmetshofer: Schon die Muttermilch schmeckt süßlich, die Natur kennt kein süßes giftiges Lebensmittel. Süßes aktiviert das Belohnungszentrum im Gehirn, daraus leitet sich das „Kummernaschen“ ab. Schokolade löst aber kein Problem! Durch allmählich reduzierten Zuckerkonsum braucht man die extreme Süße vieler Lebensmittel nicht mehr.
Tips: Was könnten unsere Leser schon morgen umsetzen?
Michaela Palmetshofer: Diätpläne einhalten müssen macht keinen Spaß. Besser ist, Speisen bezüglich Menge, Fett- und Zuckergehalt schrittweise anzupassen! Die Auswahl sollte sich an der Ernährungspyramide orientieren, auf einem kleinen Teller zubereitet! Nur zweimal pro Woche kleine Fleischportionen, dafür aber Fisch! Sich Zeit nehmen, die Mahlzeit genießen, kein Nachschlag! Jede Ablenkung meiden, aber Gesellschaft suchen – „beplapperte“ Bissen schmecken besser! Ist die Lust am neuen Lebensgefühl größer als die Freude über verlorene Kilos, stimmt der Weg!
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