Expertentipp: So wählt man eine passende Pflegeagentur aus

Ein Familienmitglied ist im Krankenhaus, ein Leben ohne Unterstützung nicht mehr möglich. Die Angehörigen müssen in dieser emotionalen Stresssituation viele Entscheidungen treffen. Welche Unterstützung ist die richtige? Wie kommt man an finanzielle Leistungen und notwendige Hilfsmittel?„Auch die Wahl der Pflegeagentur ist nicht einfach – es gibt über 700 davon in Österreich. Wenn man Glück hat, bekommt man eine gute Agentur im Freundeskreis empfohlen. Sonst ist man dem Zufall ausgeliefert“, erklärt Grell-Kunzinger.

Enttäuschte Betroffene erzählen von Problemen

Enttäuschte Betroffene erzählen ihr, dass sie bei Problemen oft von ihren Agenturen im Stich gelassen wurden. „Die Bedürfnisse der Familie und der Betreuenden werden häufig nicht berücksichtigt. Eine Dame mit 40 Kilogramm soll eine gelähmte Person mit 80 Kilogramm aus dem Bett in den Rollstuhl heben. Die Agentur hat die falsche Betreuungskraft ausgesucht“, so Grell-Kunzinger. Eine gute Agentur könne Probleme bereits am Anfang abfedern und Betroffenen viele Sorgen nehmen.

Worauf man achten muss

Doch wie können Angehörige eine gute Pflegeagentur von einer schlechten unterscheiden? Grell-Kunzinger empfiehlt, auf fünf Bereiche besonders zu achten. „Eine gute Agentur erkennt man bereits beim Erstgespräch und bei der Erhebung der Bedürfnisse. Eine qualifizierte Person begutachtet vor Ort die Situation und erhebt die Wünsche der Familie. Fragen zu Vorerfahrungen mit Pflege, besonderen Wünschen und Konfliktpotenzialen fließen in die Wahl der Betreuungsperson und Organisation der Pflege ein. Zudem berät die Agentur zu Hilfsmitteln, Pflegegeld und übernimmt Behördengänge“, erklärt Grell-Kunzinger.

Reibungslose Organisation

Ein weiteres Kriterium sei die Einschulung und Übergabe. Dabei müsse die Ankunft der neuen Betreuungsperson reibungslos durch die Agentur organisiert werden. Die Einschulung in die pflegerische Versorgung und Bedürfnisse müsse durch qualifizierte Ansprechpersonen, die notwendigen Delegationen durch eine diplomierte Pflegekraft erfolgen.

Qualitätssicherung

„Außerdem muss die Agentur bei der Erstellung einer Informationsmappe helfen und Protokolle müssen laufend geführt sowie besprochen werden“, so Grell-Kunzinger, die auf eine laufende Qualitätssicherung als dritten Punkt verweist. „Qualitätsbesuche durch eine diplomierte Pflegekraft sollten mindestens einmal pro Quartal selbstverständlich sein. Zudem muss – wenn notwendig – ein Wechsel der Betreuungsperson kostenlos ermöglicht werden. Manchmal stimmt die Chemie einfach nicht oder das Anforderungsprofil ist nicht ausreichend erfüllt“, so Grell-Kunzinger. Zudem müsse die Agentur laufend prüfen, ob die Betreuer etwas brauchen, wie die Stimmung und Beziehung zur Familie ist, oder ob es Schulungsbedarf gibt.

Verständliche Verträge

„Es ist auch wichtig, dass die Verträge der Agentur verständlich erklärt werden. Sie sollten wenig Kleingedrucktes enthalten. Auch die Erreichbarkeit der Ansprechpartner ist sehr wichtig. Gibt es Notfallnummern? Rund um die Uhr? Wie schnell kann bei Bedarf eine Ersatz-Pflegekraft von der Agentur organisiert werden? Diese Fragen sollten gestellt werden“, informiert Grell-Kunzinger.

Transparente Kosten

Abschließend warnt Grell-Kunzinger vor möglichen „versteckten“ Kosten: „Was bekommen die Betreuenden bezahlt und was wird separat an Agenturgebühren verrechnet? Hier sind transparente Kosten und offene Abrechnungen wichtig. Bei der Bezahlung sollte man darauf achten, dass die Betreuer wirklich die verrechneten Beträge erhalten“, so Grell-Kunzinger.