Schulsozialarbeit im Bezirk Amstetten: Zuhören, bevor es zu spät ist
AMSTETTEN. Die schockierenden Ereignisse an einer Schule in Graz haben weit über die Steiermark hinaus betroffen gemacht. Sie zeigen einmal mehr, wie wichtig es ist, junge Menschen rechtzeitig aufzufangen, zuzuhören und zu begleiten – bevor Sorgen und Belastungen eskalieren. Genau hier setzt Schulsozialarbeit an – auch an Schulen im Bezirk Amstetten.
Schulsozialarbeiter sind für viele Kinder und Jugendliche vertraute Ansprechpersonen. Sie bieten einen geschützten Raum, vermitteln bei Konflikten, stärken das soziale Miteinander und begleiten in belastenden Situationen. Im Unterschied zu Schulpsychologie oder externen Beratungen sind sie unmittelbar im Schulalltag präsent und dadurch besonders niederschwellig erreichbar. Ihr Ziel: Probleme erkennen, bevor sie größer werden – und langfristig Perspektiven schaffen.
Verein „komm – Konflikte miteinander meistern“ aktiv in der Region
Auch im Bezirk Amstetten ist Schulsozialarbeit an einigen Standorten aktiv – unter anderem durch das Jugendservice Ybbstal (JUSY). „Wir sind da, um zuzuhören, zu entlasten und Kinder und Jugendliche zu stärken“, sagt Geschäftsführerin Cornelia Letschka. Die Realität sieht jedoch oft so aus: Eine einzige Fachkraft betreut mehrere hundert Schüler – meist mit wenigen Stunden pro Woche. Viel Zeit für individuelle Begleitung bleibt da nicht.
Prävention statt Krisenmodus
Dabei zeigt die Erfahrung aus 25 Jahren Schulsozialarbeit deutlich: Prävention wirkt. Vertrauensvolle Gespräche, Deeskalation bei Konflikten, Unterstützung bei familiären oder psychischen Belastungen – all das hilft, Jugendliche zu stabilisieren. Schulsozialarbeit kann keine Therapie ersetzen, aber sie kann frühzeitig unterstützen, vermitteln und auffangen. Was fehlt, sind ausreichende personelle Ressourcen und ein flächendeckendes Angebot.
Nur jede 5. Pflichtschule in NÖ versorgt
Derzeit gibt es in Niederösterreich Schulsozialarbeit nur an rund 20 Pozent der Pflichtschulen – aus Sicht von Fachleuten und Trägern wie dem Verein komm deutlich zu wenig. Die Forderung: mehr finanzielle Mittel und mehr Stellen, damit junge Menschen nicht erst dann Hilfe erhalten, wenn es bereits zu spät ist. Denn starke Kinder brauchen verlässliche Begleitung – gerade in Zeiten wachsender Belastung.
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