Amstettner AMS-Leiter: „Wir lassen am Arbeitsmarkt niemanden im Stich“
BEZIRK. Harald Vetter, Leiter des Arbeitsmarktservice (AMS) Amstetten, zieht eine Bilanz über das Jahr 2024 und gibt erste Prognosen für 2025.

„Der Arbeitsmarkt hat sich 2024 – im zweiten Rezessionsjahr – vergleichsweise robust erwiesen“, bilanziert AMS-Leiter Harald Vetter. 2023 betrug das Wirtschaftswachstum minus 1,0 Prozent, 2024 betrug es minus 0,6 Prozent.
„Schwächen in der exportorientierten Industrie und in der Bauwirtschaft“
„Die Schwächen in der exportorientierten Industrie und in der Bauwirtschaft ließen aber die Arbeitslosenzahlen österreichweit steigen. Gleichzeitig ging die Zahl der unselbstständig Beschäftigten auf hohem Niveau leicht zurück“, so Vetter hinsichtlich des Anstiegs der Arbeitslosigkeit um 16,2 Prozent im Vergleich zu 2023.
So waren 2024 durchschnittlich pro Monat 1.942 Arbeitslose (davon 833 Frauen) vorgemerkt.
„Robuster Arbeitsmarkt durch guten Branchenmix“
„Der Anstieg von 16,2 Prozent ist doch recht deutlich. Vergleicht man die Arbeitslosigkeit jedoch mit dem Jahr vor der Covid-Krise, so waren dort sogar geringfügig mehr Personen im Monatsschnitt beim AMS Amstetten arbeitslos registriert. Der gute Branchenmix sorgt bei uns für einen vergleichsweise robusten Arbeitsmarkt und hat es dem AMS-Team ermöglicht, dynamisch und erfolgreich zu vermitteln. Die Rezession hat aber auch vor Amstetten nicht Halt gemacht. Wir müssen auch im kommenden Jahr noch mit steigenden Arbeitslosenzahlen rechnen“, so Vetter.
Schlechtere Rahmenbedingungen für junge Menschen, Langzeitarbeitslose und Personen mit Vermittlungseinschränkungen
Junge Menschen, Langzeitarbeitslose und Personen mit Vermittlungseinschränkungen waren Vetter zufolge von den sich verschlechternden Rahmenbedingungen am Arbeitsmarkt besonders betroffen. „Die Zahl jener Jobsuchenden, die bereits ein Jahr und länger arbeitslos vorgemerkt sind, ist im Arbeitsmarktbezirk Amstetten im Jahr 2024 gegenüber 2023 um sieben Prozent gestiegen. Der Anstieg war aber weniger deutlich als niederösterreichweit mit plus elf Prozent. Der Fünf-Jahres-Vergleich mit 2019 macht klar, dass es dem AMS Amstetten gelungen ist, Langzeitarbeitslosigkeit, trotz eines leichten Anstieges 2024, bestmöglich zu bremsen: Gegenüber 2019 ist es gelungen, Langzeitarbeitslosigkeit in Amstetten mehr als zu halbieren (- 53,4 Prozent)“, verdeutlicht der AMS-Geschäftsstellenleiter.
AMS-Vermittlungsmotor lief auf Hochtouren
Trotz eingetrübter Arbeitsmarktlage brummte der Vermittlungsmotor des AMS laut Vetter im Jahr 2024 „auf Hochtouren“. „Intensive Beratung und konsequente Vermittlung vom ersten Tag der Arbeitslosmeldung sind der stärkste Hebel im Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit“, so der Amstettner AMS-Chef.
Knapp 38.000 Vermittlungsvorschläge hätten die Berater des AMS-Amstetten 2024 an Arbeitslose ausgegeben. Das seien um über 8.800 (plus 30 Prozent) mehr als 2023.
Rund 4.300 Jobsuchende haben 2024 wieder einen Arbeitsplatz gefunden. „Trotz schwieriger Rahmenbedingungen am Arbeitsmarkt ist die Zahl der Arbeitsaufnahmen in 2024 um zwölf Prozent gestiegen“, erklärt Vetter.
Prognose 2025: Anstieg der Arbeitslosigkeit
Die Hoffnungen auf ein Ende der Rezession der österreichischen Wirtschaft haben sich vorerst nicht bestätigt. Die Konjunkturstimmung bleibt weitgehend pessimistisch.
Vetter: „Wirtschaftsforscher erwarten für 2025 mit einem Plus von 0,7 Prozent eine leichte wirtschaftliche Belebung, die aber kaum zu einer Entlastung am Arbeitsmarkt beitragen wird. Wir gehen davon aus, dass 2025 Arbeitsplätze in der Industrie – vor allem im Maschinenbau, KFZ und in der Zulieferindustrie –, im Bau und auch im Handel weiter verloren gehen werden. Gleichzeitig wird es aber bei Gesundheits- und Sozialberufen sowie auch bei wissenschaftlichen, technischen Dienstleistungen und Green Jobs gute Arbeitsmarktchancen geben und es wird neue Beschäftigung entstehen.“
Trends am Arbeitsmarkt
Der demografische Wandel, das steigende Pensionsalter von Frauen und der Trend zur Arbeit in Teilzeit und tertiärer Ausbildung werden auch im Bezirk für einen dynamischen Arbeitsmarkt sorgen – mit erhöhtem Risiko für bestimmte Jobsuchende.
Vetter: „Langfristige Veränderungen im Arbeitskräftepotenzial sorgen für eine Dynamik, die wir bei unserer Beratung und Vermittlung von Jobsuchenden gezielt nutzen werden. Individuell passende und von der Wirtschaft nachgefragte Qualifizierungen sind der Schlüssel für eine nachhaltige Arbeitsmarktintegration. Personen, die es am Arbeitsmarkt ohnehin schwer haben, werden vermehrt unsere Unterstützung brauchen. Dazu gehören Frauen im Alter ab 55 Jahren, junge Menschen ohne Ausbildung, Jobsuchende mit geringer Qualifikation oder mit gesundheitlichen Problemen sowie jene mit Migrationshintergrund. Ihnen gilt unser besonderes Augenmerk.“
Schwerpunkte 2025
Mit der schwachen Wirtschaftsentwicklung, dem Rückgang an Stellenangeboten und der steigenden Arbeitslosigkeit wird auch die Langzeitarbeitslosigkeit weiter steigen. „Unser Ziel ist, den Aufbau der Sockelarbeitslosigkeit bestmöglich zu bremsen. Wir haben einen Aktionsplan ausgearbeitet, um das Potenzial der Kunden, die langzeitarbeitslos werden könnten, möglichst klein zu halten. Gezielte Vermittlung vom ersten Tag an und passende Qualifizierung für die Zukunft sind hier die zentralen Hebel. Wir lassen am Arbeitsmarkt niemanden im Stich“, unterstreicht Vetter.
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