Tourismus-Profi Andreas Purt: So will das Mostviertel bei Gästen punkten
MOSTVIERTEL. Seit 20 Jahren steht Andreas Purt an der Spitze von „Mostviertel Tourismus“, nun wurde er für weitere fünf Jahre als Geschäftsführer bestellt. Im Gespräch mit Tips zieht der 53-Jährige eine Bilanz der vergangenen zwei Jahrzehnte, spricht über die aktuelle Situation und informiert über künftige Projekte und Ziele.
Andreas Purt hat Betriebswirtschaftslehre studiert und übernahm nach Stationen bei der Österreich Werbung und dem Tourismusverband Ötscherland Ende 1995 die Geschäftsführung der Tourismusregion Mostviertel. Seit 2001 führt er die Mostviertel Tourismus GmbH mit Sitz in Neubruck bei Scheibbs. Parallel dazu leitet der Wiener Tourismus-Profi auch die Geschicke des Naturparks Ötscher-Tormäuer.
Tips: Sie stehen seit 20 Jahren an der Spitze von „Mostviertel Tourismus“. Wie lautet Ihre persönliche Bilanz?Purt: Ich hätte mir früher nie vorstellen können, so lange an einem Fleck zu bleiben. Aber meine Aufgabe ist sehr abwechslungsreich und es gibt immer wieder neue Dinge zu tun. Die meiste Zeit habe ich mich hier sehr wohlgefühlt und es ist mir nie fad geworden. Tips: Was waren besondere Herausforderungen und Highlights?Purt: Eine Herausforderung ist sicher das Spannungsfeld zwischen Betrieben, Gemeinden und Land. Wir sind hier ja in einer Sandwichposition und müssen immer ausgleichend agieren. Außerdem müssen wir schauen, dass die finanziellen Ressourcen da sind und auch mit beschränkten Mitteln etwas bewegen. Zu den Meilensteinen zählen für mich die Landesausstellung 2015 am Ötscher, die Einführung der „Wilde Wunder Card“ 2009 und die Etablierung des Dirndlkirtags.Tips: Wie haben sich die Nächtigungszahlen entwickelt?Purt: 1996 hatten wir 39.000 Nächtigungen, 2019 lagen wir bereits bei knapp 1,2 Millionen. Der Anteil der ausländischen Gäste hat sich in dieser Zeit von zwölf auf 24 Prozent verdoppelt.Tips: Haben sich die Gäste in den zwei Jahrzehnten verändert?Purt: Unsere Gäste sind tendenziell jünger und urbaner geworden. Wir haben viele Familien mit Kindern, für die vor allem „Urlaub am Bauernhof“ interessant ist. Ältere Paare schätzen unsere Natur und das kulinarische Angebot. Auffällig ist das Mobilitätsverhalten, die öffentliche Erreichbarkeit des Urlaubsortes wird immer wichtiger.Tips: Auf welche Angebote legen die Touristen sonst noch Wert?Purt: Qualität in jeder Hinsicht. Die Gäste suchen die perfekte Dienstleistungskette – von der Buchung bis zum Parkplatz. Auch Regionalität ist ein großes Thema, die Gäste wollen zum Beispiel regionales Essen genießen. Tips: Sind die heimischen Tourismusbetriebe fit für die Zukunft?Purt: Wir haben hier im Mostviertel fünf Unternehmer, die über 20 Prozent der Betten verfügen. Diese Betriebe sind durchwegs gut aufgestellt. Auch die Bauernhöfe und Privatvermieter sind sehr professionell unterwegs. Dann gibt es noch viele kleine Beherbergungsbetriebe, von denen einige noch Potenzial haben. Entwicklungsbedarf gibt es vor allem im alpinen Bereich wie Lackenhof oder Annaberg.Tips: Wo sehen Sie konkret Handlungsbedarf?Purt: Bei der Online-Buchbarkeit. Wir haben rund 650 Betriebe, von denen vielleicht die Hälfte eine direkte Buchung über ein Onlinesystem anbietet. Unser Betriebscoaching setzt hier an und ist ein wichtiger Hebel.Tips: Wie sind die Tourismusbetriebe bislang durch die Pandemie gekommen?Purt: 2020 hatte ich den Eindruck, dass unsere Betriebe sehr widerstandsfähig sind und sich auch über andere Kanäle über Wasser gehalten haben. Natürlich haben sie auch die Förderungen gerettet. Mittlerweile bin ich mir nicht mehr so sicher, ob alle Betriebe überleben werden. Speziell die, bei denen es keinen Nachfolger gibt. Das wird noch eine Herausforderung. Eins ist für mich sicher: Qualität setzt sich durch.Tips: Welche Ziele und Schwerpunkte haben Sie sich für die nächsten fünf Jahre gesetzt?Purt: Bei den Nächtigungszahlen wollen wir wieder dorthin kommen, wo wir vor der Pandemie waren. Außerdem wollen wir Lackenhof auf ein neues Niveau bringen. Gemeinsam mit den Ybbstaler Alpen und dem Naturpark Ötscher-Tormäuer entstehen laufend neue Angebote. Wir werden auch die Zusammenarbeit mit der Niederösterreich Werbung und den anderen Tourismusdestinationen intensivieren. Mitarbeiter von uns sitzen künftig auch in St. Pölten, um von dort aus den Zentralraum zu servicieren. Ich denke, eine nachhaltige Tourismusentwicklung ist gut fürs Mostviertel.
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