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NÖ Sanitätsstab erarbeitet epidemiologisches Handbuch

Michaela Aichinger, 26.07.2023 07:07

NÖ. Ende Juni wurden alle Coronamaßnahmen aufgehoben. Damit war die Tätigkeit des niederösterreichischen Sanitätsstabes beendet. Nun traf er sich auf Einladung von SPÖ-Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig, um zu beraten, wie während der Pandemie gewonnene Erkenntnisse auch für die Zukunft genützt werden können. Geplant sei etwa, ein epidemiologisches Handbuch für Niederösterreich zu erstellen.

Der NÖ Sanitätsstab trat erstmals am 26. Februar 2020 zusammen. (Foto: Dr. Anton Heinzl)
  1 / 2   Der NÖ Sanitätsstab trat erstmals am 26. Februar 2020 zusammen. (Foto: Dr. Anton Heinzl)

Am 26. Februar 2020 trat erstmals der NÖ Sanitätsstab unter der Leitung von NÖ Sanitätsdirektorin Irmgard Lechner zusammen. Zu Spitzenzeiten umfasste das Gremium bis zu 90 Personen, darunter Vertreter aus allen Abteilungen des Landes sowie Experten der Blaulichtorganisationen, des Bundesheeres, der Ärztekammer, der Apothekerkammer und weiterer Organisationen.

„Die Geschwindigkeit, mit welcher sich das Virus ab dem Zeitpunkt der ersten Meldung in China über die Welt auszubreiten begann, machte ein rasches und konsequentes Handeln in Form eines eigenen Krisenstabes erforderlich“, blickte Königsberger-Ludwig zurück.

Sanitätsstab als Drehscheibe

Als Drehscheibe zwischen Bezirksverwaltungsbehörden, anderen Bundesländern und dem Bund habe der Sanitätsstab in der Pandemiebekämpfung eine Schlüsselrolle eingenommen. Die primäre Zielvorgabe sei gewesen, so die Landesrätin, die Gesundheit von besonders schützenswerten Personengruppen zu sichern, die Verbreitung des Virus einzudämmen beziehungsweise zeitlich zu verzögern, um dadurch die Funktionsfähigkeit der Gesundheitsversorgung, insbesondere der Intensivstationen sicherzustellen. Rückblickend sei dies gut gelungen, hielt Königsberger-Ludwig fest.

Ausdrücklich hob die Gesundheitspolitikerin hervor, dass vor allem das große gegenseitige Vertrauen die Bewältigung der fast täglich neu auftretenden Herausforderungen erst möglich machte. „Die Strukturen im Land haben sich als stark und gut sowie die Zusammenarbeit über die Parteigrenzen hinweg als äußerst dienlich erwiesen“, meinte Königsberger-Ludwig und bedankte sich bei allen für die „einzigartige Zusammenarbeit und das Engagement“.

Impfung und Medikamente als „echte Gamechanger“

Echte „Gamechanger“ seien die Impfung und Medikamente gewesen, aber auch die schwächere Omikron-Variante sowie die sich aufbauende Immunität hätten die Ausgangslage verändert und eine geringere Belastung der Intensivstationen bewirkt, führte Königsberger-Ludwig weiter aus.

Besorgt zeigte sie sich hingegen über die im Laufe der Pandemie aufkeimende Wissenschaftsskepsis, die vor allem über Social Media Verbreitung fand: „Auch wenn nun alle Maßnahmen beendet wurden, das Virus wird weiter bleiben wie auch der Umstand, dass insbesondere für vulnerable Gruppen ein aufrechter Impfschutz weiterhin wichtig ist.“

1,2 Millionen Coronafälle

Sanitätsdirektorin Irmgard Lechner meinte, dass sie stolz auf die geleistete Arbeit ihrer Mitarbeiter sei und auf die Zusammenarbeit mit den Partnern. Ohne diese reibungslose Kooperation hätte die Umsetzung der Maßnahmen nicht so funktioniert. 1,2 Millionen Coronafälle habe es gegeben, 4.953 Menschen seien verstorben.

Mehr als 1,5 Millionen Kontaktpersonen hätten die Gesundheitsbehörden erhoben. In Summe seien über 2,5 Millionen Bescheide ausgestellt, über 500.000 Absonderungsorte vermerkt und nicht weniger als 10,5 Millionen E-Mails und SMS-Nachrichten versendet worden. Zudem habe man 410.000 Vergütungsanträge bearbeitet und knapp 390 Millionen Euro ausbezahlt.

„Möglich machte dies vor allem eine eigens eingerichtete Datenbank, die zu Beginn der Pandemie in wenigen Tagen durch unsere EDV erstellt wurde. Das sogenannte M-EPI erlaubte in kürzester Zeit die Verarbeitung großer Datenmengen und den über Schnittstellen vernetzten Zugang zu Bezirksverwaltungsbehörden, dem Epidemiologischen Meldesystem (EMS), Laboren oder Notruf NÖ“, lobte Lechner das IT-System als „große Errungenschaft für die gesundheitsbehördliche Arbeit“.

„Verordnungspolitik der Bundesregierung übers Wochenende“

Einig war man sich in der Runde, dass die „Verordnungspolitik der Bundesregierung übers Wochenende“ für die nachgeordneten und ausführenden Stellen oft Probleme bereitet habe und man sich mehr Vorlaufzeit für die Zukunft wünschte. Ferner wurde festgehalten, dass die lange fehlende einheitliche Datenlage in Österreich die Nachvollziehbarkeit der Informationen für die Öffentlichkeit erschwert und damit unnötig zur Verunsicherung der Bevölkerung beitragen habe.

Eine gute, rasche, und verständliche Kommunikation sei in Krisenzeiten wesentlich, waren sich alle einer Meinung, um Ängste auszuräumen und das Vertrauen in die Handlungs- und Maßnahmenempfehlungen zu stärken.

„Ein großes Thema in den Beratungen waren auch verwaltungstechnische Abläufe. Der Wunsch, bürokratische Vorgänge bei einem künftigen Gesundheitsnotstand auf das Nötigste zu reduzieren, lag vielen ebenso am Herzen wie die Notwendigkeit klarer Ansprechpartner auf allen Ebenen“, so Königsberger-Ludwig.

Verbesserungen für die Zukunft

Zum Schluss skizzierte die Landesrätin die ersten konkreten Verbesserungen, die in den kommenden Monaten in Angriff genommen werden. Neben der Aktualisierung des NÖ Pandemieplans, der Errichtung eines strategischen Lagers für Schutzmaterial, der Einrichtung eines eigenen Fachgebiets für Epidemiologie in der NÖ Sanitätsdirektion steht vor allem das Erstellen eines epidemiologischen Handbuchs für Niederösterreich am Programm.

„Die Pandemie und ihre Herausforderungen waren für uns alle neu. Nun ist die Zeit gekommen, um aus den gesammelten Erfahrungen zu lernen und diese für die Zukunft entsprechend zu berücksichtigen“, so Königsberger-Ludwig.


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