Donnerstag 3. Oktober 2024
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BEZIRK. Über 12.000 Menschen haben im ersten Halbjahr 2024 mit der Bezirksstelle der Arbeiterkammer (AK) Kontakt aufgenommen. Für die Arbeitnehmer der Region wurden 3,3 Millionen Euro gesichert.

AK-Bezirksstellenleiter Herbert Grurl (l.) und AK NÖ-Kammerrat Gerald Einfalt stellten die Zahlen für das erste Halbjahr 2024 im Bezirk vor. (Foto: mai)
AK-Bezirksstellenleiter Herbert Grurl (l.) und AK NÖ-Kammerrat Gerald Einfalt stellten die Zahlen für das erste Halbjahr 2024 im Bezirk vor. (Foto: mai)

„Bei den über 12.000 Kontaktaufnahmen ging es manchmal nur um rasche Auskünfte. In rund 5.000 Fällen benötigten die Menschen aber weiterführende Beratung und die Unterstützung der AK-Experten in konkreten Fällen“, so AK-Bezirksstellenleiter Herbert Grurl.

Berufsunfähigkeitspension

Ein solcher Problemfall ist jener eines Dienstnehmers aus dem Bezirk Amstetten, der einen Bescheid von der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) erhalten hat, in dem sein Antrag auf Gewährung einer Berufsunfähigkeitspension (BUP) abgelehnt wurde. „Der gelernte Spengler wandte sich deshalb an die AK Niederösterreich. Für die Protokollarklage beim Bezirksgericht Amstetten erhielt er Rechtsschutz von uns“, berichtet Grurl.

In den vergangenen 15 Jahren sei der Mann in einem Angestelltenverhältnis als Bauleiter (Spengler) tätig gewesen. Es habe somit ein Tätigkeits- und Berufsschutz bestanden.

Grurl: „Seine Berufsunfähigkeit wurde mit seiner schlechten gesundheitlichen Verfassung mit über 40 Jahren am Bau begründet. Der Mostviertler litt an psychischen Problemen wie einer Absturzangst und an einer Anpassungsstörung mit depressiven Phasen. Auslöser für seine Ängste waren degenerative Gelenksveränderungen, insbesondere in den Knie- und Handgelenken sowie ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule mit anhaltenden Schmerzen. Ein sicheres Festhalten auf Dächern und Arbeiten bei Nässe und Kälte war dadurch nicht mehr gewährleistet. Das Arbeits- und Sozialgericht sprach – nach weiteren Untersuchungen durch Sachverständige – dem Mostviertler die Berufsunfähigkeitspension schließlich zu.“

Fälle wie dieser häufen sich Grurl zufolge: „Wir haben in diesem Bereich wahnsinnig viele Verfahren. Es ist für mich tragisch und erschütternd, dass ein Arbeitnehmer nach 40 Jahren am Bau immernoch um eine Berufsunfähigkeitspension kämpfen muss.“

Unbezahlte Überstunden

Niederösterreichweit haben sich im ersten Halbjahr über 81.000 Arbeitnehmer an die AK gewandt. „Für die Betroffenen haben wir 45,8 Millionen Euro erreicht“, zieht Kammerrat Gerald Einfalt (Betriebsrat Mondi Group) Bilanz. Zahlreiche Probleme habe es wegen Schwerarbeits- und Invaliditätspensionen und wegen unbezahlter Überstunden gegeben. „Österreichweit wird etwa jede vierte Überstunde nicht bezahlt. Es ist erschreckend, was man mit Arbeitnehmern anstellt“, so Einfalt.

Frauenpensionsalter

Der schwere Weg zur Schwerarbeitspension treffe vor allem Arbeitnehmer in Gesundheits-, Pflege- und Betreuungsberufen. „Mit der Anhebung des Frauenpensionsalters wird das in Zukunft besonders Frauen betreffen, die den Großteil der Arbeitnehmer in diesem Bereich ausmachen. Eine Überarbeitung der bestehenden Regelungen zugunsten der Menschen, die ihr Leben lang hart und schwer gearbeitet haben, ist also notwendig“, so Einfalt.


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