Chef-Kaffeesommelière Anna Detschmann weiß: „Kaffee ist nicht gleich Kaffee“
Sigharting/Andorf. 90 Prozent der Österreicher lieben ihn zum Frühstück, zur Mehlspeise oder einfach zwischendurch: den Kaffee. Guten von schlechtem Kaffee können allerdings nur wenige unterscheiden. Eine, die den Unterschied kennt, ist Anna Detschmann. Seit 2014 ist sie Chef-Diplom-Kaffeesommelière.
„Früher trank ich mehr Milch als Kaffee. Nie hätt“ ich geglaubt, dass sich das ändern könnte. Aber jetzt genieße ich ihn nur noch schwarz“, erzählt Anna Detschmann, die 2014 ihre Ausbildung zur Chef-Diplom-Kaffeesommelière am Österreichischen Kaffee-Institut für unabhängige Ausbildung abgeschlossen hat. Die letzten Jahre hatte die einzige Chef-Sommelière an einer oberösterreichischen Schule sogar ganz auf den Wachmacher verzichtet. Bei jedem Schluck hatte sie Magenschmerzen bekommen. Erst als der international anerkannte Kaffee-Experte Leopold Josef Edelbauer in die Landwirtschaftlichen Fachschule Andorf, wo Detschmann unterrichtet, kam, änderte sich das. Edelbauer machte ihr nicht nur den Kaffee wieder schmackhaft, sondern überzeugte sie auch davon, 2011 die Ausbildung zum Kaffee-Experten zu machen, der erste von drei Schritten zum Chef-Kaffeesommelier. Sein Credo: Ein Lehrer muss mehr wissen als seine Schüler. „Ich brauch es ja nicht für mich selber. Eigentlich hab ich es nur für die Schule gemacht“, erzählt die Lehrerin aus Sigharting, die ehrenamtlich am Institut arbeitet, doch stolz auf ihren Titel. Schmeckt, schmeckt nicht Erst durch Edelbauer hat sie gelernt, dass nicht das Koffein den Kaffee unbekömmlich macht. Es liegt an der Säure: Je mehr Säure er hat, desto unverträglicher ist er. Der Säuregehalt hänge aber auch vom Anbaugebiet ab, erklärt Detschmann und zeigt auf die vielen verschiedenen Sorten, die sie in der Schule selber röstet. Außerdem soll Filterkaffee – die gesündeste Methode der Zubereitung – verträglicher sein. „Wir trinken so viel Kaffee und wissen doch so wenig darüber. Kaffee ist nicht gleich Kaffee, so wie Wein nicht gleich Wein ist“, sagt Detschmann. 90 Prozent der Österreicher sind Kaffeetrinker, die meisten davon wissen aber nur: Er schmeckt oder er schmeckt nicht. Doch es gibt so viel Interessantes über Kaffee zu erfahren. Studien haben gezeigt, dass Kaffee eine schützende Wirkung bei Krebs nachgesagt werden kann. Kaffee hat aber noch eine Vielzahl positiver Wirkungen auf die Gesundheit. Schwarz gerösteter Kaffee enthält jedoch den krebserregenden Stoff Acrylamid. Das sollte man bei der Wahl seines Kaffees immer berücksichtigen.Andorfer Kaffeekenner Als Lehrerin an der Fachschule profitieren nun auch ihre Schüler mit dem Schwerpunkt Gastro-management von ihrer Ausbildung. In der Fachschule Andorf bildet die bekennende Kaffeeliebhaberin Schüler zu Kaffeekennern aus. Mit dieser Ausbildung erwerben sie dasselbe Wissen wie ein Kaffee-Experte. „Bis jetzt haben das Angebot alle Schüler angenommen“, freut sich Detschmann. Kriterien für guten Kaffee Ein guter Kaffee muss sechs Kriterien – festgelegt von Leopold Edelbauer, Präsident des Kaffeeinstituts in Wien – erfüllen. Er muss zu hundert Prozent aus Arabica-Bohnen bestehen, sorgfältig geröstet (Wiener Röstung) sein und ungespritzt, mit dem Röstdatum versehen und ohne Geschmacksverstärker sein und darf nicht mit Dampf angereichert sein. „An diese Kriterien halten wir uns auch an der Fachschule Andorf“, berichtet Anna Detschmann. Kaffeesiederball Eine große Ehre war es für die Kaffeeliebhaberin, auch heuer wieder, bereits zum zweiten Mal, beim Kaffeesiederball in der Hofburg in Wien arbeiten zu dürfen. „Heuer war ich das erste Mal als Chef-Kaffeesommelier dabei, um das Kaffee-Institut zu präsentieren“, erzählt Detschmann von den sehr arbeitsintensiven Stunden.