Corona in Nepal: „Hier liegt jetzt alles im wahrsten Sinne des Wortes still“
KATHMANDU/BAD ISCHL. Während in Österreich alle Lebensbereiche langsam „hochgefahren“ werden, ist die Situation in anderen Ländern wesentlich dramatischer. Sandra Chinnery, geboren in Bad Ischl, lebt seit 20 Jahren in Kath-mandu (Nepal) .
„Hier in Nepal wird der „Lockdown“ sehr streng gehandhabt. Früh am Morgen dürfen wir alle mit Masken Milch, Gemüse und andere Lebensmittel lokal einkaufen. An den Kreuzungen stehen sogar morgens schon Polizisten mit ihren Stöcken und beobachten, ob alle Leute die Regeln befolgen“, erzählt Sandra Chinnery (geborene Bauer). Die aus Bad Ischl stammende Krankenschwester ist mit dem Engländer James Chinnery verheiratet. Beide sind für die Hilfsorganisation „International Nepal Fellowship“ (INF) tätig.
Der Lockdown in Nepal wurde vor Kurzem auf 18. Mai verlängert und dauert dann schon zwei Monate lang an. Ähnlich wie in Österreich sind auch hier die Schulen bis auf weiteres geschlossen, erzählt Chinnery: „Unsere Kinder haben das Privileg, zu Hause online Schule machen zu können, aber nicht so die meisten Nepali-Nachbarkinder. Alle Schulabschlussprüfungen wurden abgesagt. Wenn wir aus unserem Fenster schauen, sehen wir etliche Familien die in Blechhäusern wohnen. Und mit Lockdown, ohne Schule, ohne Arbeit und irgendwelche finanzielle Absicherung, ist das wirklich fast zum Verzweifeln.“
Covid-Pfleger campieren im Krankenhaus
Persönlich betroffen ist Chinnery auch durch ihre Sorge um das Fistulazentrum in Surkhet (Mid West Nepal). Dieses Krankenhaus für Frauen, die an Geburtsfisteln leiden, hat Cinnery gemeinsam mit Marika Mayrdorfer-Muhr aus Scharnstein und Gabi Schaller aus Bad Goisern in den letzten Jahren errichtet. Aufgrund der Corona-Krise wurden auch hier alle Operationen abgesagt, das kleine Krankenhaus wurde zur Isolation von Covid-Patienten bestimmt. Seit wenigen Tagen gibt es dort den ersten Covid-Patienten, wie Chinnery von einer Kollegin vor Ort erfuhr: „Das Pflegepersonal hat wirklich Angst. Die Pfleger, die den Coronorpatienten direkt betreuen, wurden dazu verpflichtet, zwei Wochen im Spital zu campieren und dürfen dazwischen nicht nach Hause. Aus irgendwelchen Plastikplanen haben sie Anzüge gemacht, die sehr heiß sind, da es um die 30 Grad hat. Wie sich die ganze Lage weiter entwickelt, ist wirklich unklar“, so Chinnery.
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