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Verein gegen Tierfabriken protestierte vor Skandal-Schweinemastbetrieb

Thomas Lettner, 15.12.2017 12:00

BÖHEIMKIRCHEN. Der Verein gegen Tierfabriken bekam vor zweieinhalb Wochen vier Terabyte an Video- und Fotomaterial über einen Schweinemastbetrieb in der Nähe von Böheimkirchen zugeschickt. Rund 700 Tiere wurden bei ständiger Dunkelheit gehalten, wodurch es zu Formen von Kannibalismus unter den Schweinen kam.

  1 / 5   Rund zwanzig Tierrechtsaktivisten protestierten vor dem Schweinemastbetrieb. Fotos: Verein gegen Tierfabriken

36 Stunden dauert das Video, das dem Verein gegen Tierfabriken zugespielt wurde. Nur zwei Mal innerhalb dieser Zeit sieht man jemanden für etwa zehn Sekunden den Stall betreten, wobei das Licht ein- und beim Verlassen sofort wieder ausgeschaltet wird. Sonst sieht man nichts als stundenlanges Schwarz. Von den acht Räumen, die jeweils acht Buchten enthalten, die wiederum jeweils zehn Tieren fassen, ist nichts mehr zu sehen. Auch in einem anderen großen Raum des Betriebs wurden Schweine auf dieselbe Weise gehalten. Von den insgesamt 1500 Schweinen im Betrieb mussten also rund 700 in absoluter Dunkelheit leben. 

Kontaktaufnahme mit Amtstierarzt

Am Mittwoch ging der Verein mit dem Material an die Öffentlichkeit. Der Amtstierarzt in St. Pölten wurde am Morgen kontaktiert, worauf die Tierschützer mit ihm gemeinsam zu besagtem Schweinmastbetrieb fuhren. „Wir forderten, dass die Verbarrikadierung der Fenster sofort aufhört, damit Tageslicht in den Stall kommen kann, und eine tierärztliche Versorgung der Tiere“, berichtet David Richter, Kampagnenleiter des Vereins.

Telefonat mit Bezirkshauptmann

Bis um 14 Uhr dauerte die Protestaktion der Tierrechtsaktivisten. Ihr vorrangiges Ziel war, so lange zu warten, bis die Fenster des Stalls geöffnet werden. Am Donnerstag erfolgte eine Telefonat mit Bezirkshauptmann Josef Kronister, der den Verein dafür kritisierte, dass dieser so lange mit der Veröffentlichung des Videomaterials gewartet hatte. Mit den Betreibern des Schweinemastbetriebs habe Richter selbst nicht gesprochen.

Kannibalismus unter den Schweinen

Viele der auf den Fotos abgebildeten Schweine haben hässliche Wunden, manchen ist der Schwanz komplett abgebissen worden. „Schweine sind Tiere, die gerne in der Erde herumgraben. Da sie das auf auf den Betonplatten im Stall nicht können, sind sie frustriert und fangen an, sich gegenseitig anzubeißen“, erklärt Richter. Richter glaubt, dass die Schweinemastbetreiber das Licht deswegen ständig abgedreht und die Fenster verbarrikadiert haben, um die Aktivität der Schweine und den Kannibalismus untereinander zu reduzieren.

Forderungen an Politik und Supermärkte

„Die Politik müsste schwerpunktmäßig alle Betriebe kontrollieren“, fordert Richter daher vonseiten der Politik. Das Land Niederösterreich solle dem Bund den Auftrag geben, das Tierschutzgesetz zu überprüfen. Supermärkte sollten darüber hinaus keine Aktionen mehr auf Billig-Fleisch anbieten.


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