BRAND. Vor einigen Wochen wurde im Kulturhaus Schrems der Film „Naturnahe Teichbewirtschaftung“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Sonja Eder hat den Film gemacht. Im Gespräch mit Tips erzählte sie von ihrer Leidenschaft, mit Film Geschichten zu erzählen. Und mehr.
von ERICH SCHACHERL
Begonnen hat alles mit den Karpfen. Genauer gesagt mit dem Abfischen von Cyprinus carpio – so der wissenschaftliche Name des Süßwasserbewohners – aus dem Wassergraben der Burg Heidenreichstein. Wenige Monate zuvor hatte Sonja Eder die Ausbildung zur Videojournalistin mit Auszeichnung abgeschlossen. „Ich habe begonnen alles zu filmen, wo ich hindurfte“, erinnert sie sich vergnügt an die Anfänge ihrer Karriere als Filmemacherin. Einer Anfrage eines Freundes zur filmischen Dokumentation der Abfischerei in Heidenreichstein kam Sonja somit gerne nach. Einige Monate später trat der schon erwähnte Bekannte erneut auf sie zu, diesmal mit der Bitte, den Film im Rahmen einer Veranstaltung zu zeigen, bei der viele jener Leute Gäste waren, die beim Abfischen mitgearbeitet hatten und die gerne sehen würden, was gefilmt worden war. „Ich hab mir gedacht, ich mache aus dem Material eine Art filmische Erzählung, wie ich den Tag erlebt habe“, erzählt sie weiter. Das Resultat kam so gut an, dass Günther Schlott, Obmann des Vereins für Fisch- und Gewässerökologie, den Film bei einer Versammlung von Teichwirten und Fischexperten vorführte. Dort wiederum begeisterte sich Christian Bauer vom Bundesamt für Wasserwirtschaft für die bewegten Bilder und nahm Kontakt zu Sonja Eder auf.
Karpfen, Wels und retour
Der Stein war bereits ins Rollen gekommen. Es dauerte nicht lange und Sonja wurde erneut von Christian Bauer kontaktiert, diesmal mit einem konkreten Auftrag, aus dem ihr erster Lehrfilm entstand. Etwas für Spezialisten, wie der Titel „Aquakultur in Warmwasserkreislaufanlagen anhand des afrikanischen Raubwels“ vermuten lässt. Und offensichtlich erneut sehr gut. Denn nachdem durch eine neue Kooperation von Bundesamt für Wasserwirtschaft, Landwirtschaftskammer Niederösterreich und dem Verein für Fisch- und Gewässerökologie ein konkreter Plan zur Produktion eines Filmes über Karpfen-Teichwirtschaft entstand, kam Sonja Eder zum Zug.
Interessant und bereichernd
Es folgte eine arbeitsintensive und sehr interessante Zeit. „Ich hab unglaublich viel dabei gelernt. Ein für mich wichtiger Grund, warum ich diesen Beruf überhaupt ausübe ist, weil es mich persönlich sehr bereichert, so viele verschiedene Dinge kennen zu lernen“, erläutert sie. Ungefähr eineinhalb Jahre arbeitete Sonja an dem Film, der 83 Minuten lang dauert. Sie erhielt ungewöhnliche Einblicke in einen ihr bislang unbekannten Bereich. Wenn sie vom ersten Drehtag erzählt, an dem sie die künstliche Vermehrung von Karpfen in einem Bruthaus filmisch dokumentierte, entwickeln sich ihre Worte zu einer spannenden Geschichte, die beim Zuhörer den Wunsch erweckt, selbst einmal dabei zu sein.
Es geht um Geschichten
Geschichten erzählen, das ist der Kern von Sonja Eders Tätigkeit. Offiziell ist von Journalismus beziehungsweise Videojournalismus die Rede, Sonja selbst definiert sich selber lieber als Geschichtenerzählerin. „Für mich ist das Erzählen von Geschichten mit dem Medium Film das Spannendste überhaupt“, lässt sie wissen. Und warum gerade Film? „Weil man damit die meisten Möglichkeiten des Ausdrucks hat, also bewegte Bilder, Text und Ton, und alle Sinne damit angesprochen werden“, erklärt sie. „Ein Film ist auch näher am Erlebten“, fügt Sonja hinzu.
Vielfalt
Thematisch ist sie mit ihren Lehrfilmen bislang bei Fischen und Teichen beheimatet. Andere Arbeiten sind filmische Porträts, in denen sich Menschen vorstellen. Musikvideos macht sie auch, beispielsweise hat die bekannte Waldviertler Band „Woody Melectric“ schon mit ihr gearbeitet. Bei diesem Projekt war neben Sonja Eder auch der Filmemach-er Peter Gold mit dabei.
Liebe zum Waldviertel
„Ich transportiere total gerne Inhalte aus meiner Heimat, weil ich stark regional verbunden bin“, gibt sie ihrer Liebe zum Land, in dem sie geboren wurde, aufwuchs und nach einigen Jahren Erfahrungen außerhalb wieder zurückkehrte und sich sesshaft machte, Ausdruck. Deshalb finden sich im Internet auf einem speziellen Waldviertel Kanal oder auch auf YouTube filmische Beiträge über beispielsweise das Blasmusikfestival „Der böhmische Traum“ in Brand, Fischotterfindling „Poldi“ im Unterwasserreich Schrems, das Glasmachen in Brand-Nagelberg, Qigong im Waldviertel oder auch das Wirtschaftsfourm Waldviertel, um nur einige zu nennen.
Kleider und Filme schneiden
Witzige Parallelen erkennt Sonja zwischen dem Filmemachen und einer anderen großen Leidenschaft ihres Lebens, der Schneiderei. „Filme werden ebenso geschnitten wie Stoffe oder Kleidungsstücke“, sinniert sie lächelnd, „wenn ich zum Beispiel einen Mantel nähen möchte, muss ich mir vorher einen Plan machen“, fährt sie fort. Beim Filmemachen ist das genauso. Ein anderes gemeinsames Detail: Bei beiden Tätigkeiten werden zuerst Einzelteile angefertigt, zum Beispiel die Ärmel eines Kleides oder eine bestimmte Szene eines Films, die in einem späteren Arbeitsschritt zu einem Stück zusammengefügt werden. Als Mädchen wollte sie den Beruf der Schneiderin erlernen, da das nicht funktionierte, eignete sie sich die notwendigen Fertig- und Fähigkeiten über die Jahre mit Freude am kreativen Schaffen und Begeisterung selbst an. Und schneide(r)t bei Gelegenheit und Zeit auch heutzutage noch an Stoffen herum oder eben an digitalen Filmstreifen.
Neben der Filmerei ist Sonja Eder auch noch Fotografin, sie schreibt Texte, renoviert Möbel selbst und so weiter. „Ich habe Freude daran, meine Kreativität auszuleben, das macht mir Spaß“, meint sie.
Weitere Infos unter http://waldviertel.bn1.tv und www.diefilmemacherin.at.
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