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Tradition und Brauchtum: Weihnachten im Erzgebirge

Leserartikel Leticia Ahnert, 21.09.2016 10:28

Das Erzgebirge ist eines der schönsten Urlaubsziele Deutschlands. Die grüne Region rund um das Mittelgebirge im Süden Sachsens, zieht von Frühjahr bis Herbst Wanderer und Naturfreunde an. Kaum fällt der erste Schnee, verwandelt sich die Berggegend in ein Weihnachtsparadies. Viele große und traditionsreiche Weihnachtsmärkte ziehen Touristen aus aller Welt an. Neben den Märkten werden im Erzgebirge zahlreiche weihnachtliche Bräuche gepflegt. Viele von ihnen haben ihren Ursprung in der Jahrhunderte alten Tradition des Holzhandwerks oder erzählen vom Leben der ländlichen Bevölkerung der Region.

Schwibbogen aus Holz mit regionalem Motiv
Schwibbogen aus Holz mit regionalem Motiv

Neunerlei : Ausufernd dinieren für das kommende Jahr

Das Neinerlaa, oder Neunerlei, genannte Festtagsmahl wird im Erzgebirge am Heiligabend aufgetischt. Es unterscheidet sich von Familie zu Familie oft stark in der Zusammensetzung, wobei eine traditionelle Variante aus dem neunzehnten Jahrhundert sich in den Gasthöfen und Restaurants der Region durchgesetzt hat. Wie der Name es nahelegt, besteht das Mahl aus neun Speisen, welche nacheinander aufgetischt werden. Jeder Gang steht dabei für ein gutes Vorzeichen des kommenden Jahres (hier Bilder).

Die Bratwurst schenkt Herzlichkeit und Kraft, das Sauerkraut soll das Leben davon abhalten, „sauer“ zu werden, Linsen stehen für Kleingeld, Hering, Karpfen und Klöße für die größeren Summen. Kompott, Semmelmilch, Mandeln und Pilze oder rote Beete tragen zum neuen Jahr Glück, Lebensfreude, Gesundheit, schöne Tage und viel Freude bei. Rund um die Zeremonie ranken sich abergläubische Bräuche wie der, dass keine ungeraden Kerzen am Weihnachtsbaum stecken und keine ungerade Zahl der Menschen am Tische sitzen darf.

Schwibbögen : Ein Meer aus Lichtern

Ob er das Neunerlei beleuchtet, oder nachts zur Straße herabstrahlt. Der Schwibbogen ist einer der wohl weltweit am bekanntesten und schönsten Traditionen des Erzgebirges und kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Vor dem zwanzigsten Jahrhundert oft aus Metall gegossen, werden heute meist Schwibbögen aus Holz aufgestellt. Sie zeigen biblische Szenen rund um Weihnachten, wie das Jesuskind in der Krippe, oder Motive aus der erzgebirgischen Lebenswirklichkeit, Bauern, Holzfäller und Minenarbeiter.

Auf dem Bogen befinden sich mehrere Kerzen. Die Anzahl der Kerzen kann dabei für die Adventswochenenden stehen, oder dekorativ willkürlich gewählt sein. Die vielen Schwibbögen in den Fenstern tauchen die erzgebirgischen Städte im Winter in ein angenehmes Kerzenlicht und verbreiten einen Hauch von Weihnacht. 

Christstollen : Leckere saisonale Gebäck

Der Aberglaube besagt, dass jeder Stollen, von dem man kostet, einen glücklichen Monat im kommenden Jahr sichert. Zum Glück für Menschen, die ganz sicher gehen wollen, gibt es weit mehr als zwölf Sorten des beliebten Christstollens. Der Stollen ist ein, meist flacher, Laib eines besonderen Stollenteigs. Oft enthält dieser Teig die teuersten Zutaten wie ausgesuchtes Marzipan, Mandeln, gute Butter, oder eingelegte Rosinen.

Er wird in Scheiben serviert, wobei nur je so viele Scheiben abgeschnitten werden sollten, wie später gegessen werden. Die Scheiben werden mittig entnommen und die beiden Stollenhälften nach dem Kaffeetrinken wieder zusammengeschoben. Sonst trocknet der Stollen aus, ein Mangel, der den guten vom hochqualitativen, „echten“ Stollen unterscheidet. Die meisten Stollen halten sich mindestens sechs und maximal 20 Wochen und sind über den gesamten Winter erhältlich.

Mettenschichten : Lebendiger Brauch der Bergarbeiter

Gingen Bergarbeiter früher auf die Mettenschicht, bedeutete dies die letzte Schicht vor Weihnachten, das die Arbeiter daheim bei ihren Familien verbringen konnten. Nicht nur die Arbeiter, das gesamte Dorf feierte diesen Tag mit Gesang und dem Anzünden von Lichtern. Neben einer Predigt, der sogenannten Bergmette, wurde der Abend vor allem mit Speis und Trank begangen, schließlich läutete er die Feiertage ein.

Heute wird die Mettschicht noch immer zum Teil der Feierlichkeit unter Tage, jedoch auch von Nicht-Bergarbeitern gefeiert. Gesungen wird im Erzgebirge die ganze Weihnachtszeit über, traditionell sowohl zu den Adventen, als auch an Heiligabend vor dem Christbaum. Ein Besuch des Erzgebirges zur Weihnachtszeit wird durch die Gesänge, Lichter, Gerüche und Traditionen stets zu einem besonders feierlichen Erlebnis.


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