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Gruppe der Anonymen Alkoholiker in Simbach besteht seit 30 Jahren

Sabrina Reiter, 01.07.2019 14:17

SIMBACH/BRAUNAU. Die Gruppe der Anonymen Alkoholiker in Simbach feiert ihr 30-jähriges Bestehen. Tips sprach mit deren Gründer über die Anfangszeiten, den schwierigen Weg in die Trockenheit und wie die Gruppe Betroffenen und Angehörigen dabei helfen kann.

Foto: Wodicka
Foto: Wodicka

„Es war ein harter Anfang, weil wir noch nicht so viele Leute waren. Wir saßen oft zu zweit oder dritt im Meeting“, erinnert sich Hans (Name von der Redaktion geändert), der vor 30 Jahren die Gruppe der Anonymen Alkoholiker in Simbach gründete. Seine eigene Alkoholsucht gab dazu den Anlass. „Ich war Spiegeltrinker und habe trinken müssen, um zu überleben. Es war eine schlimme Zeit.“

Vierfach-Krankheit

Neben der Alkoholsucht selbst plagten ihn damals Scham und Schuldgefühle seiner Frau und den Kindern gegenüber. „Wir sagen, Alkoholismus ist eine Vierfach-Krankheit: Sie schlägt sich nicht nur auf den Geist, den Körper und die Seele, sondern auch auf die Familie“, erklärt Hans. Seine Frau, mit der er heute 43 Jahre verheiratet ist, konnte ihn 1985 schließlich dazu bringen, eine Therapie zu machen – seither ist Hans trocken: „Ich werde zwar immer Alkoholiker bleiben, aber ich nehme mir jeden Tag den Vorsatz, heute nichts zu trinken.“

Die Anonymen Alkoholiker haben ihn seither dabei unterstützt. Zunächst besuchte er eine Gruppe in Bad Reichenhall, dann auch in Pfarrkirchen. Schließlich gründete er eine eigene in Simbach.

Zuhören als Erfolgsrezept

Heute besuchen rund sieben bis zehn Personen die wöchentlichen Meetings. „Bei uns gibt es keine guten Ratschläge, denn Menschen können sich nur von sich aus ändern“, erklärt Hans. Vielmehr wird den Betroffenen damit geholfen, dass die Teilnehmer sich gegenseitig zuhören. „Dabei reden wir nicht über irgendwelche Saufgeschichten, sondern darüber, wie es uns geht.“ Unterstützt wird dies durch das Zwölf-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker. Die Religion der Teilnehmer spielt für Hans dabei keine große Rolle: „Wie man Gott versteht, kann sich jeder selber aussuchen.“ Willkommen ist jeder, der mit dem Trinken aufhören und trocken bleiben will. Dabei ist die Wahrung der Anonymität sehr wichtig. „Wir kennen uns mehr oder weniger nur beim Vornamen“, erklärt Hans.

Gruppe für Angehörige

Gleichzeitig mit den Anonymen Alkoholikern in Simbach wurde die Al-Anon Familiengruppe gegründet, die sich ebenfalls jeden Dienstag von 19.30 bis 21.30 Uhr in der Evangelischen Gnadenkirche in Simbach trifft. Hier finden Familienangehörige und Freunde von Alkoholikern Hilfe. Hans weiß, Angehörige geben sich oftmals selbst die Schuld für die Krankheit des anderen: „Für sie ist es eine starke seelische Belastung.“

Jubiläumsfeier

Anlässlich des dreißigjährigen Bestehens laden die Anonymen Alkoholiker und die Al-Anon Familiengruppe Simbach zur Jubiläumsfeier ein. Diese findet am Samstag, 6. Juli, ab 12.30 Uhr im großen Gemeindesaal der Evangelischen Gnadenkirche Simbach statt. Betroffene beider Gruppen berichten über ihre Erfahrungen und ihren „Weg in die Freiheit“. Die Veranstaltung ist für alle Interessierten frei zugänglich und vollkommen unverbindlich. Hans hofft damit, auch den ein oder anderen Betroffenen erreichen zu können: „Wichtig ist, dass man etwas tut und sein Leben wieder in die Hand nimmt.“


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