Montag 15. April 2024
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„Ich kann nur an jeden Leser appellieren: Lassen Sie sich impfen“

BRAUNAU. Seit Corona und die Schutzimpfungen existieren, gibt es dazu aus vielfältigen Quellen verschiedenste, oft verwirrende Informationen, wobei auch immer wieder „Fake News“ verbreitet werden. Um einen Überblick über die aktuelle Datenlage zu bekommen, sprach Tips mit Vera Patsch, der Fachärztin für Anästhesie und Intensivmedizin sowie Betriebsärztin am Krankenhaus St. Josef in Braunau.

Vera Patsch ist Betriebsärztin am Krankenhaus St. Josef in Braunau. (Foto: KH Braunau)
Vera Patsch ist Betriebsärztin am Krankenhaus St. Josef in Braunau. (Foto: KH Braunau)

Tips: Wie kann man mit „Fake News“ umgehen, die derzeit in Bezug auf Corona kursieren und sich vor ihnen schützen?

Patsch: Bitte informieren Sie sich bei seriösen Quellen zu etwaigen Fragen, zum Beispiel bei den Seiten des Gesundheitsministeriums, der österreichischen Ärztekammer, des Bundesamtes für Sicherheit im Gesundheitswesen. Das ist die beste Möglichkeit, nicht auf „Fake News“ hereinzufallen.

Tips: Vielfach diskutiert wurden mögliche Auswirkungen der Impfung auf Schwangerschaft und Fruchtbarkeit. Welche neuen Erkenntnisse gibt es dazu?

Patsch: Fakt ist: Tierexperimentelle Studien lassen nicht auf direkte oder indirekte schädliche Wirkungen in Bezug auf die Möglichkeit schwanger zu werden schließen. Weder Vektor- noch mRNA-Impfstoffe verändern das Erbgut. Sie haben keine Auswirkung auf die Fruchtbarkeit.

Bisher konnten in den Erfahrungen mit der Anwendung von Covid-19-Impfstoffen bei Schwangeren ausnahmslos keine Auffälligkeiten erkannt werden. Insbesondere zu mRNA-Impfstoffen wurden mittlerweile Daten publiziert, weshalb bei der Impfung von Schwangeren mRNA-Impfstoffe zu bevorzugen sind. Schwangere haben ein hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf von Covid-19. Nach einer sorgfältigen individuellen Nutzen-Risiko-Evaluierung kann demnach die Impfung gegen Covid-19 mit einem mRNA-Impfstoff bei Schwangeren vorgenommen werden.

Tips: Welche neuen Erkenntnisse gibt es zum Thema Impfen von Kindern und Jugendlichen? Sollen sie sich impfen lassen und wenn ja, warum?

Patsch: Kinder und Jugendliche erkranken im Vergleich zu Erwachsenen zwar selten schwer an Covid-19, dennoch sind schwere Krankheitsverläufe auch in Österreich mit einer Häufigkeit von 1 von 500 bis 1 von 1.000 infizierten Kindern und Jugendlichen beschrieben worden, welche oft eine Behandlung auf der Intensivstation erfordern. Zudem mehren sich die Hinweise, dass auch Kinder und Jugendliche nach milden und symptomlosen Verläufen langfristig unter den Folgen einer Covid-19 Erkrankung (“Long Covid“) leiden können. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass Kinder nicht nur selbst erkranken können, sondern auch zum allgemeinen Infektionsgeschehen beitragen.

Die Impfstoffe Comirnaty der Firma Pfizer/BioNTech und Spikevax von Moderna wurden nach Prüfung auf Wirksamkeit und Sicherheit Ende Mai beziehungsweise Juli für die Verwendung bei Kindern ab dem vollendeten zwölften Lebensjahr von den europäischen Behörden zugelassen. In Österreich wird die Impfung in der Altersgruppe der zwölf bis 15-Jährigen gemäß der Priorisierungsliste des Nationalen Impfgremiums empfohlen.

Tips: Was sollten chronisch Kranke in Bezug auf die Impfung wissen?

Patsch: Die Entscheidung über die Inanspruchnahme einer Corona-Schutzimpfung sollte immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt unter Berücksichtigung der individuellen Risiko- und Erkrankungssituation getroffen werden. Insbesondere bei Impfungen von Personen mit Grunderkrankungen muss eine individuelle Einzelfallentscheidung getroffen werden. Bitte wenden Sie sich also vor Ihrem Impftermin an Ihren behandelnden Arzt, um Themenbereiche wie Vor- oder Grunderkrankungen, Medikamenteneinnahmen, eventuelle Risikofaktoren und sonstige medizinische Fragestellungen zu besprechen. Ihr Arzt kann Sie auch darüber beraten, in welchen sehr seltenen Fällen eine Schutzimpfung nicht zu empfehlen ist.

Tips: Welche Medikamente sollte man vor der Impfung nicht nehmen?

Patsch: Aktuell sind keine Wechselwirkungen bekannt. Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken, können jedoch vermutlich die Wirksamkeit der Impfung reduzieren.

Tips: Wie oft müssen Menschen geimpft werden, die bereits Corona hatten?

Patsch: Bei Personen, bei denen eine Infektion durch PCR oder neutralisierende Antikörper gegen SARS-CoV-2 gesichert wurde, ist eine einmalige Impfung ausreichend, auch wenn die Infektion länger als acht Monate zurückliegt. Dies entspricht immunologisch gesehen einer Boosterung. Studien zeigen, dass diese Personen nur eine Impfung benötigen, um vergleichbaren Schutz wie nicht-infizierte, regulär geimpfte Personen nach regulärem Impfschema zu erlangen.

Tips: Wie gefährlich sind die neuen Covid-Varianten?

Patsch: Die Delta-Variante dürfte um circa 60 Prozent ansteckender sein als frühere Virus-Varianten und Hinweise mehren sich, dass Erkrankungen schwerer verlaufen können. Daten aus Großbritannien zeigen eine ausreichende Schutzwirkung nach Erhalt eines vollständigen Impfschemas. Im Falle von Impfstoffen mit einem zweiteiligen Impfschema ist diese jedoch nach der ersten Dosis noch nicht ausreichend. Deshalb ist die zweite Dosis besonders wichtig.

Tips: Was sind die häufigsten Nebenwirkungen einer Impfung?

Patsch: An der Einstichstelle können sehr häufig Schmerzen, Rötung und Schwellung auftreten. Darüber hinaus kann es sehr häufig zu Müdigkeit, Kopf-, Muskel- oder Gelenksschmerzen, Lymphknotenschwellung, Übelkeit und Erbrechen, Frösteln oder Fieber kommen. Sehr häufig bedeutet, dass mehr als eine von zehn geimpften Personen betroffen ist.

Tips: Welche Long Covid-Folgen werden jetzt sichtbar?

Patsch: Bislang beschreibt der Ausdruck Long Covid kein einheitliches Krankheitsbild. Spätsymptome einer durchgemachten Covid-19-Erkrankung sind sehr vielfältig, weswegen es für Ärzte nicht immer leicht ist, diese Long Covid zuzuordnen. Für die Betroffenen ist der Leidensdruck aber mitunter enorm, und ein normaler Alltag ist oft nicht mehr möglich. Eines der häufigsten Symptome ist das chronische Müdigkeitssyndrom (Fatigue). Dabei fühlen sich Betroffene extrem müde, erschöpft und ausgelaugt. Bereits das Verrichten leichter körperlicher, aber auch geistiger Tätigkeiten fällt sehr schwer. Dadurch wird das Arbeitsleben und auch das soziale Leben mitunter sehr stark eingeschränkt. Weitere Symptome, die am häufigsten auftreten, sind: verminderte Leistungsfähigkeit, Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, Husten, Gelenksschmerzen und Muskelschmerzen.

Tips: Was kann man bei langanhaltender Geschmacksveränderung tun?

Patsch: So vielfältig die mögliche Symptomatik von Long Covid ist, so unterschiedlich kann auch die notwendige Therapie sein. Derzeit sind zahlreiche Angebote für Rehabilitation, Beratung und ambulante Hilfe rund um Long Covid im Entstehen. Von der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) zum Beispiel werden für Betroffene bereits sogenannte „Riechtrainings“ angeboten.

Tips: Was ist Ihre Einschätzung zur Impfquote im Bezirk Braunau?

Patsch: Bedauerlicherweise gehen die Impfungen in Braunau deutlich schleppender als in anderen Bezirken Oberösterreichs voran. Die Impfung schützt in hohem Ausmaß vor schweren Krankheitsverläufen. Es besteht, solange nicht ein Bevölkerungsanteil von 80 bis 90 Prozent immunisiert ist, auch bei Geimpften ein zwar selteneres, aber doch vorhandenes Risiko der Infektion, Erkrankung und Weitergabe. Aber eben um ein Vielfaches geringer. Diesen Vorteil sollte man für sich, seine Liebsten und die Umgebung nützen. Ich kann nur an jeden Leser appellieren: Lassen Sie sich impfen, um sich selbst, Ihre Liebsten und Ihre Mitmenschen zu schützen.


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