Mit dem Motorrad rund um die Welt: „Menschen sind besser als ihr Ruf“
RANSHOFEN. Anlässlich des Weltfrauentages stellt Tips mutige Frauen aus der Region vor. Eine von ihnen ist Barbara Kenedi. Die Bereichsleiterin des Kundendienstes von KTM zeigt nicht nur in ihrem Beruf viel Mut, sie reist außerdem mit ihrem Motorrad um die ganze Welt.
Kenedi startete vor rund 30 Jahren bei KTM. Nach Stationen in diversen Bereichen, unter anderem leitete sie ein Tochterunternehmen als Geschäftsführerin, arbeitet sie inzwischen im „Global Customer Service“ und führt hier rund 70 Mitarbeiter. In ihren Zuständigkeitsbereich fallen vier Abteilungen: die technische Redaktion, die Schulungs-Abteilung, der weltweite Support und Projektmanagement. Die Internationalität macht für sie auch den Reiz des Jobs aus.
Motorrad-Leidenschaft
Zu ihrem Arbeitgeber kam Kenedi wegen ihrer Leidenschaft für Motorräder. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“ Aber auch abseits ihrer Karriere liegt ihr Augenmerk auf dem Motorrad. In 90 Prozent ihres Urlaubs ist sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten auf dem motorisierten Gefährt unterwegs.
14 Monate lang machten die beiden bereits eine Weltreise und fuhren von Mattighofen aus über Georgien, Iran, Kirgisistan bis in die Mongolei. „Danach ging es durch Australien, Neuseeland und von Alaska bis Feuerland wieder nach Braunau.“ Sie durchquerten außerdem, von Mattighofen ausgehend, Afrika und fuhren bis nach Kapstadt. Weitere Urlaube führten sie beispielsweise durch Asien oder Lateinamerika.
Obwohl schon zahlreiche Länder bereist wurden, brachten Kenedi und ihr Partner nur gute Erfahrungen mit nach Hause. „Bis auf einen Schlafsack wurde uns noch nie etwas gestohlen. Die Menschen sind besser als ihr Ruf.“
Auch mit dem Motorrad sei man relativ sicher unterwegs. „Die größte Gefahr ist ein Verkehrsunfall. Es hängt aber auch vom eigenen Auftreten ab, wie die Leute auf einen reagieren. Den Leuten auf der ganzen Welt geht es im Grunde um das Gleiche: Sie wollen in Frieden und gesund bei ihrer Familie leben.“
Geburtstag im Kosovo
Einen ihrer Geburtstage feierte Kenedi im Kosovo. „Ich war neugierig und wollte wissen, wie es dort ist.“ Auch hier wurde sie positiv überrascht.
Ein besonderes Erlebnis: „Wenn man einen Offroad-Pass auf über 5.000 Metern aus eigener Kraft bewältigen kann.“
Bei den Reisen gibt es besonders auf langen Etappen immer wieder anstrengende Momente. „Ich schlafe dann meist gut“, schmunzelt Kenedi. „Wenn man zu Fuß unterwegs wäre, wäre es aber noch anstrengender.“
Übernachtet wird in einem Bed & Breakfast. „Nur wenige Male haben wir gezeltet. Aber man kann überall übernachten, das ist einmal mehr und ein anderes Mal weniger hygienisch. Man ist hier im Reisemodus und kommt mit wenig aus. Was es nicht gibt, braucht man auch nicht.“
Veränderter Blickwinkel
Das Reisen ist nicht nur sehr bereichernd, es relativieren sich auch Dinge: „Wenn man vom Reisen zurückkommt, schätzt man Österreich als Heimatland extrem – und kann sich nur wundern, über was alles gejammert wird.“
Das Lieblingsland, das die Ranshofnerin auf ihren Reisen entdeckt hat, ist Georgien. „Hier gibt es sowohl Wüste als auch subtropisches Klima – es gibt von allem etwas.“
Oben auf ihrer Liste der spannendsten Reiseziele liegt auch Saudi-Arabien. „Ich wollte ursprünglich hier gar nicht hin. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen wurde uns aber in Ägypten die Durchreise verwehrt und wir mussten durch Saudi-Arabien fahren. Wie sich herausstellte, waren die Leute sehr offen und neugierig. Es war ein spannendes Erlebnis und ich würde wieder dorthin fahren.“
Reisen auf zwei Rädern
Das Positive am Reisen mit dem Motorrad: „Man kann überall sofort stehen bleiben und mit Leuten ins Gespräch kommen.“ Dabei ist der Zugang zu Zweirädern je nach Land unterschiedlich. „In Ländern wie Kolumbien, wo viele mit Motorrädern unterwegs sind, geht das Fahren trotz des scheinbaren Chaos auf den Straßen sehr gut.“
In Ländern ohne Zweiradkultur wird deutlich weniger Rücksicht genommen. „In Saudi-Arabien fahren die Autofahrer mit hoher Geschwindigkeit und null Abstand vorbei. Teilweise überholen sie dann auch mehrmals. Als Frau auf einem Motorrad wird man wie ein Alien angeschaut.“
Bei ihren Reisen wird Kenedi von ihrem Lebensgefährten begleitet. Sie würde, falls notwendig, aber auch ohne Begleitung die Welt per Motorrad bereisen. „Es gibt inzwischen schon viele motorradfahrende Frauen. Hier hat sich vieles verändert.“
Tipps für Frauen
In Kenedis Abteilung bei KTM sind vor allem Männer tätig. „Ich bin aber ein großer Fan von gemischten Teams. Sie sind am leistungsfähigsten und kreativsten“, betont die Abteilungsleiterin. „Vor 15 Jahren begann die erste technische Redakteurin, bei uns zu arbeiten. Inzwischen gibt es auch eine technische Trainerin.“
Kenedi rät Frauen: „Überlege dir, was du willst. Wenn man genau weiß, was man will, kann man zielstrebig drauf hinarbeiten. Und nicht aufgeben. Man braucht Durchhaltevermögen.“
Trotz aller Errungenschaften gibt es noch viel für Frauen zu erreichen. „Man muss sich als Frau immer noch mehr anstrengen und mehr beweisen.“
Ein weiterer Tipp: „Finanzielle Unabhängigkeit bewahren. Und, wenn man gefragt wird, ob man sich etwas zutraut, sofort mit ‚Ja!‘ antworten.“ Frauen sollten sich mehr zutrauen und sich gegenseitig unterstützen. „Ich finde es schade, dass es so etwas wie einen internationalen Frauentag braucht. Es muss 365 Tage Diversität für alle geben.“
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