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Emotionale Begleitung bei der Geburt: „Doula zu sein ist eine Berufung“

Theresa Senzenberger, 17.05.2022 07:00

BRAUNAU. Die Ranshofnerin Daniela Korinek wusste schon mit vier Jahren, dass sie eines Tages mit Babys arbeiten möchte. Heute unterstützt sie als Doula und Beraterin Eltern vor, während und nach der Geburt.

Daniela Korinek begleitet werdende Mütter auf dem Weg zu ihrem Baby. (Foto: Susanne Ebner Geburtsphotographie)

„‚Doula‘ ist keine offizielle Berufsbezeichnung. Es ist vielmehr eine Berufung, entweder man ist eine Doula oder nicht“, erklärt Korinek. Die Ranshofnerin kann zahlreiche Ausbildungen vorweisen und ist im Bezirk eines von drei Mitgliedern bei DiA – den „Doulas in Austria“.

Als gelernte Diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester arbeitete sie auf der Geburtshilfe-Station im Krankenhaus. Nachdem ihr erstes Kind zur Welt gekommen war, startete sie mit den Weiterbildungen. Nun bietet sie auch Still- und Trageberatung sowie mentale Geburtsvorbereitung an. Seit Neuestem kann man bei ihr auch mehr zum Thema „Positive Birth“ lernen.

Wünsche erfüllen

Bereits vor der Geburt trifft sich Korinek mit den werdenden Eltern und ist für die ganze Familie da. „Hier schaue ich, inwiefern ich Wünsche erfüllen kann. Bei der Geburt achte ich darauf, eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen, damit sich die Frau fallen lassen kann. Es geht darum, das Gefühl zu vermitteln: Es ist alles in Ordnung. Denn bei der Geburt spielt auch das Unterbewusste eine große Rolle.“

Ihre Aufgabe ist es auch, dafür zu sorgen, dass es dem Partner gut geht und dass die Hebamme alles hat, was sie braucht. Während die Hebamme mit ihrem Fachwissen rund um die körperlichen und seelischen Vorgänge für eine reibungslose Geburt sorgt, kann sich eine Doula voll und ganz auf die Gefühlsebene konzentrieren, erklärt Korinek. Vorab ermittelt werden daher auch Ängste und Blockaden.

Mentale Vorbereitung

Bei der mentalen Geburtsvorbereitung werden in der Gruppe Themen besprochen, welche die Frauen beschäftigen. „Man merkt hier, dass die meisten sehr wenig Erfahrung mit dem Thema Geburt haben. Was man im Fernsehen sieht, ist oft sehr weit von der Realität entfernt.“

Korinek möchte die Frauen daher stärken und ihnen vermitteln: „Frauen sind dafür gemacht, dass sie eine Geburt gut schaffen.“ Sie rät, sich vor der Geburt nur mit positiven Erzählungen zu umgeben. „Es ist wichtig, in das Vertrauen hineinzugehen.“

Selbstfindung

„Durch meine Kurse für mentale Geburtsvorbereitung können sich die werdenden Mamas selbst finden. Es ist tatsächlich möglich, sich durch eine gute Vorbereitung die Wunschgeburt zu erfüllen. Es geht um die Fragen: Wo fühle ich mich als werdende Mama daheim? Wie fühlt sich mein Herz an?“, erzählt Korinek.

Diese Fragen beantworten zu können sei eine Grundvoraussetzung für eine gute Geburt. Dabei brauche jede Frau bei einer Geburt etwas anderes. „So stellt sich in der Vorbereitung die Frage: Was fühlt sich für mich stimmig an?“ Manche Frauen brauchen etwa ein Krankenhaus mit einer Kinderstation, um sich sicher zu fühlen. Andere wiederum würden ihr Kind am liebsten alleine im Wald zur Welt bringen. Die Doula plädiert dafür, dass die Individualität der Frauen berücksichtigt wird. „Das braucht Zeit – und die sollte man sich nehmen.“

Kranken- und Geburtshaus

Korinek betreut derzeit vor allem Eltern, die eine Geburt außerhalb eines Krankenhauses planen. Doulas können aber auch im Krankenhaus unterstützen. Allerdings nicht in jedem. „Die Regelungen sind unterschiedlich. In manchen Spitälern ist auch keine eigene Hebamme erlaubt oder es darf nur eine Begleitperson mit – da muss dann auch teilweise der Mann draußen bleiben.“

Aufgrund von Corona sei es aktuell schwierig, dass in Krankenhäusern mehrere Personen bei der Geburt dabei sind. „Ich würde mir mehr Offenheit wünschen – und ein Bewusstsein, dass Doulas für alle Beteiligten eine Stütze sein können.“

In der Region gibt es zusätzlich zum Krankenhaus auch die Möglichkeit, Kinder in einem Geburtshaus in Bayern zur Welt zu bringen. „Das wissen viele nicht.“

Schönes Erlebnis

Dass die Geburt ein schönes Erlebnis sein kann, können sich viele nicht vorstellen. „Immer wieder kommen Frauen zu mir, deren erstes Geburtserlebnis traumatisierend war. Es gibt leider auch Gewalt in der Geburtshilfe. Wenn man die Frauen dann aber bei der nächsten Geburt unterstützt und sie hier sehen: Mein Körper kann das – ist das sehr heilsam und sehr schön zu beobachten.“

Wenn die Frau das erhält, was sie braucht, seien bei der Geburt seltener Eingriffe notwendig, ist Korinek überzeugt und führt hierzu diverse Studien an. „Im besten Fall kann eine Geburt ein wunderschönes Erlebnis sein. Das zählt für mich auch zu den schönsten Momenten, wenn ich die Dankbarkeit jener Familien spüren kann, die so etwas erleben.“

Eine der größten Herausforderungen bei ihrer Arbeit hingegen ist die ständige Rufbereitschaft. „Mir ist es wichtig, dass ich jederzeit innerhalb von zehn Minuten abfahrbereit sein kann“, erklärt die Ranshofnerin. Daher hat sie immer eine gepackte Tasche im Auto.

Hilfe bei Fehlgeburten

Korinek begleitet auch bei Fehlgeburten oder stillen Geburten. Sie bemängelt, dass es hier ansonsten wenig Unterstützung gibt und das Thema oftmals ein Tabuthema sei. „Viele wissen zum Beispiel nicht, dass sie auch in diesen Fällen Anspruch auf Hebammenbetreuung haben.“ Im Bezirk Braunau soll aber ab Herbst eine Selbsthilfegruppe dazu ins Leben gerufen werden.

Ein Wunsch von Korinek ist außerdem ein Geburtshaus im Bezirk. Auch hier gibt es einen Hoffnungsschimmer: Eine Mutter möchte das umsetzen.

Weitere Infos:

Daniela Korinek

www.ins-leben-eingebunden.at

0676/4023755


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