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„Jeder Mensch hat das Recht auf eine selbstgewählte Freizeit“

Theresa Senzenberger, MA, 30.08.2022 07:00

PFAFFSTÄTT. Christian Kraus und Hubert Zillner vom Pfaffstätter Verein Mit-Dabei begleiten Menschen mit Beeinträchtigung in ihrer Freizeit und wollen sie dabei unterstützen, Spaß zu haben und Erfahrungen zu sammeln. Bis 14. September kann der gemeinnützige Verein zum „Ort des Respekts“ gewählt werden.

Es wird auch gemeinsam gebacken. (Foto: Verein Mit-dabei)
  1 / 2   Es wird auch gemeinsam gebacken. (Foto: Verein Mit-dabei)

Für viele Menschen mit Behinderung ist es kaum möglich, außerhalb der Familie oder der Einrichtung, in der sie leben, eine Freizeitbegleitung zu finden. Unter anderem lässt ihre finanzielle Situation das häufig nicht zu. Daher beschlossen Christian Kraus aus Pfaffstätt und Hubert Zillner aus Eggelsberg 2018, den Verein Mit-Dabei zu gründen. Mithilfe von Spenden wollen die beiden Diplomierten Sozialbetreuer Freizeitbegleitung günstig anbieten.

Viel Erfahrung

Für die soziale Arbeit begeistern sich die beiden schon lange und bringen viel Erfahrung mit. Kraus, der Obmann des Vereins, ist nicht nur Sozialbetreuer mit Schwerpunkt Behindertenbegleitung, sondern auch Erlebnispädagoge. Zillner, der stellvertretende Obmann, legte seinen Schwerpunkt auch auf die Behindertenarbeit und ist zudem Pflegeassistent. „Uns ist besonders wichtig, dass jeder Mensch, egal ob mit oder ohne Beeinträchtigung, das Recht auf eine selbstgewählte Freizeit hat“, sagt Kraus. „Wir möchten besonders Menschen mit Beeinträchtigung die Möglichkeit geben, sich Freizeit zu ermöglichen, die sie allein vielleicht nicht machen können.“

„Ziel ist es, neue Möglichkeiten zu zeigen und auch dabei zu helfen, den Freundeskreis zu erweitern“, erklärt Zillner. Die Teilnehmer sollen so ihre Freizeit auch einmal ohne Angehörige oder Verwandte verbringen können. Dadurch kann nicht nur das Elternhaus entlastet werden, sondern es werden auch die Ablösung davon und die Selbstständigkeit gefördert. Das Gruppengefühl und die aktive Teilnahme an der Gesellschaft werden gestärkt. Und es können neue Hobbys entdeckt werden.

Reise nach Kroatien

Dazu bieten die beiden eine professionelle und ressourcenorientierte Begleitung an. Der Verein organisiert Tagesausflüge und Begleitungen an verschiedenen Wochenenden. Mehrmals im Jahr werden zudem Urlaubswochen veranstaltet. Willkommen ist jeder, egal ob jung oder alt. Dieses Jahr ist erstmals eine Fahrt ins Ausland geplant: Es geht mit einem Reisebus nach Kroatien. Außerdem gibt es zwei Wellnesswochenenden und einen Keksback-Workshop zu Weihnachten.

Zillner und Kraus sind derzeit die einzigen Betreuer des Vereins, der aktuell circa 60 Mitglieder hat. Wenn es benötigt wird, werden die beiden aber von ehrenamtlichen Unterstützern begleitet.

Freundschaften entstehen

Den Betreuern gefällt an ihrer Arbeit besonders, dass sie flexibel und individuell auf die Personen eingehen können. „Wir können uns Zeit nehmen, die verschiedenen Menschen kennenzulernen und entdecken so auch oft neue Interessen“, berichtet Zillner. Nicht nur machen sie dabei spannende Beobachtungen, es entstehen auch Freundschaften und gerade kleine Dinge machen oft echte Freude, erzählen die zwei. Dass es ihnen immer wieder gelingt, auch für Menschen mit schweren körperlichen Beeinträchtigungen eine tolle Zeit zu schaffen, freut sie sehr.

Bauliche Barrieren

Ganz ohne Herausforderungen läuft es aber nicht immer ab. Eine Schwierigkeit ist beispielsweise, dass es bei der Suche nach Hotels oder Unterkünften immer wieder bauliche Barrieren gibt. „Die Angaben von Unterkünften sind oft nicht sehr genau. Auch der Transport ist immer wieder eine Herausforderung“, so Kraus. Zum Reisen werden kleine Busse gemietet. Da diese allerdings meist keine Rampe für Rollstühle enthalten, sind die Betreuer immer wieder darauf angewiesen, dass beispielsweise Angehörige ihre Fahrzeuge zur Verfügung stellen. „Dafür sind wir sehr dankbar.“

Orte des Respekts

Auf das Engagement der beiden wurde nun auch die Organisation Respekt.net aufmerksam. Sie will mit der Online-Aktion „Orte des Respekts“ Projekte und Initiativen vor den Vorhang holen, die sich aktiv für ein respektvolles Miteinander einsetzen. 183 Projektideen aus ganz Österreich wurden dazu eingereicht – darunter der Verein Mit-Dabei. Unter www.ortedesrespekts.at kann bis 14. September gevotet werden. Die Siegerprojekte erhalten Preisgelder in der Höhe von 11.000 Euro.

Auf Augenhöhe

Für Zillner und Kraus ist es wichtig, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. „Wir sehen sie mit ihren Stärken und Schwächen. Die Behinderung an sich ist für uns eine Diagnose, aber keine Entscheidung, um nicht aktiv am Leben teilzunehmen“, sagt Kraus. Zillner pflichtet ihm bei: „Es geht uns darum, den Menschen zu zeigen, was sie in ihrer Freizeit erleben können und wie jeder andere auch ein Teil der Gesellschaft sind. Votet für uns für eine bessere, inklusive Gesellschaft, in der jeder seinen Platz findet.“

Mitte Oktober wird das Programm für das nächste Jahr veröffentlicht. Weitere Infos, beispielsweise zum Spendenkonto des Vereins, gibt es auf der Vereins-Homepage www.mit-dabei.at, auf Facebook oder telefonisch bei den beiden Betreuern.


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