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Ukraine-Helfer: „Da wusste ich, das, was ich tue, macht einen Sinn“

Leserartikel Michelle Baumann, 14.03.2023 07:14

LOCHEN. Der 65-jährige Pensionist Josef Manglberger aus Lochen transportiert seit dem Ukrainekrieg nun zum dritten Mal Hilfsgüter in die Gemeinde Kostryna.

Josef Manglberger und seine Helfer beim Ausladen des Busses. (Foto: Josef Manglberger)
  1 / 2   Josef Manglberger und seine Helfer beim Ausladen des Busses. (Foto: Josef Manglberger)

Tips: Was genau haben Sie in der Ukraine gemacht?

Josef Manglberger: Hauptsächlich habe ich Hilfsgüter transportiert. Mir war es wichtig, die gespendeten Güter nicht an der Grenze abzugeben, sondern persönlich dahin zu bringen, wo sie dringend benötigt wurden. Durch Bekannte konnte ich Kontakt mit dem Bürgermeister von der grenznahen Gemeinde Kostryna, die von dem Kriegsgeschehen verschont wurde, aufnehmen und dieser half mir die Dinge in öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Altersheime, Flüchtlingsheime, Gemeindeämter und Ambulanzen zu bringen.

Tips: Welche Hilfsgüter haben Sie in die Ukraine gebracht?

Manglberger: Angefangen von warmer Kleidung, Hygieneartikel, haltbare Lebensmittel, Verbandssachen bis hin zu insgesamt acht Stromgeneratoren, da den Bewohnern der Gemeinde täglich nur acht Stunden Strom zur Verfügung standen. Der Strom ist in der Ukraine so wichtig, weil dort mit großen Holzöfen geheizt wird, die in Nebengebäuden stehen. Um die Wärme der Heizhäuser in die Haupthäuser zu transportieren, wird Strom benötigt.

Tips: Wie sind Sie dazu gekommen, Hilfsgüter in die Ukraine zu transportieren?

Manglberger: Begonnen hat alles, als meine Frau Maria und ich mitbekommen haben, dass Ukraine-Vertriebene eine Unterkunft benötigen und haben uns, da wir viel Platz zuhause haben, dazu entschieden, Flüchtlinge aufzunehmen. Es hat nicht lange gedauert und schon hat sich die Volkshilfe Braunau gemeldet und uns drei Ukraine-Vertriebene vermittelt, die am 23. März 2022 bei uns eingezogen sind. Diese haben des öfteren benötigte Hilfsgüter nach Hause geschickt und dafür circa 50 Euro Porto bezahlt. Bis ich irgendwann sagte, wir füllen einen Bus voll mit Dingen, die gebraucht werden und bringen es selbst in die Ukraine. Ich informierte mich bei verschiedenen Hilfsorganisationen, wie wir über die Grenze kommen und schlussendlich fuhren wir am 3. November zum ersten Mal mit einem vollgepackten Bus in die Ukraine.

Tips: Was haben Sie erlebt, als Sie in der Ukraine angekommen sind?

Manglberger: Der Bürgermeister hat uns eine Unterkunft besorgt. Diese war ein aufgelassenes Hotel, in dem sich 95 minderjährige Kinder von fünf bis 15 Jahren aus Kriegsgebieten aufhielten. Dies war der Moment, der mir zeigte, das was ich tue, ist wichtig und macht Sinn. Am nächsten Tag haben wir die Güter zu den verschiedenen öffentlichen Einrichtungen gebracht und je einen Stromerzeuger in ein Flüchtlingsheim und Altersheim. Ich konnte die Dankbarkeit in ihren Augen sehen, was mich sehr freute. Nach der Rückkehr am 5. November habe ich zuhause zusammen mit meiner Frau entschieden, dass wir das noch mal so machen. Ich habe wieder den Bürgermeister von Kostryna kontaktiert und gefragt, wo Not am Mann ist, und er sagte mir, sie brauchen dringend Generatoren. Da dachte ich mir, das schaffe ich nie. Aber dank der Unterstützung von Unternehmen aus Lochen, die sechs Generatoren gesponsert haben, konnte ich weitermachen. So fuhr ich dann am 30. November zum zweiten Mal in diese Gemeinde und konnte mit den gesponserten Generatoren Schulen, Altersheime und die örtliche Ambulanz ausstatten.

Tips: Wie kam es dazu, dass Sie jetzt im Februar ein drittes Mal in die Ukraine gefahren sind?

Manglberger: Irgendwie hat es sich, obwohl ich nie etwas auf Facebook oder dergleichen gepostet habe, rumgesprochen und viele, die ich gar nicht kannte, fragten mich, ob ich wieder in die Ukraine fahre, da sie auch Sachen zu spenden hätten. Unter den gespendeten Sachen waren diesmal auch Spielsachen dabei, die ich in ein Flüchtlingsheim gebracht habe, in dem 22 Kinder untergebracht waren, davon nur teilweise auch die Mütter. Die Kinder haben sich sehr über die Spielsachen gefreut.

Tips: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Ukraine?

Manglberger: Dass die Hilfe von mir nicht mehr benötigt wird und ich das Land das nächste Mal in Frieden besuchen kann. Obwohl die öffentlichen Einrichtungen mit Sandsäcken verbarrikadiert sind und man ein ungutes Gefühl hat, wenn man eine Schule durch gestapelte Sandsäcke betritt, ist der Bürgermeister positiv gestimmt, dass das alles bald vorbei ist.

Tips: Werden Sie noch ein weiteres Mal in die Ukraine fahren?

Manglberger:Momentan ist das nicht geplant, die öffentlichen Gebäude von Kostryna sind versorgt, der Winter ist vorbei und sich mit einer neuen Gemeinde in Verbindung zu setzen, wäre ein neues großes Projekt, das mir zu viel wäre. Aber ich möchte einen großen Dank aussprechen an die Gemeinde Lochen, die Unternehmen, meine Familie, Freunde, Bekannte und an alle, die mir geholfen haben, das alles möglich zu machen.


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