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Herndl: „Gäbe es keine Bienen, wäre unser Essen weit nicht so vielfältig“

Leserartikel Michelle Baumann, 09.05.2023 10:16

FRANKING. Anlässlich des Weltbienentages und der Eröffnung des Frankinger Bienenlehrpfades am Samstag, 20. Mai, stellte Tips der Projektleiterin Tamara Herndl ein paar Fragen zum Lehrpfad, zu den Bienen allgemein und wie man die wichtigen Nutztiere unterstützen kann.

  1 / 2   Der Bienenlehrpfad bietet beim Spaziergang kompaktes Wissen über Bienen für groß und klein. (Foto: privat)

Tips:Wie kam es dazu, einen Bienenlehrpfad in Franking entstehen zu lassen? Warum wurde der Standort Neuhausen 8 gewählt?

Tamara Herndl: In Franking hat sich eine Gruppe von Interessierten gefunden, denen die Wichtigkeit der Bienen bewusst war und die tatkräftig anpacken wollten, dadurch entstand die Arbeitsgruppe „Frankinger Bienenfreunde“ und daraus das Projekt des Bienenlehrpfades. Den Standort haben wir gewählt, da hier Familie Schnitzinger mit der Pflanzenvielfalt vor Ort ein großes Nahrungsangebot das ganze Jahr über für die Bienen parat hält und der Platz sehr günstig gelegen ist, inmitten von Bio-Betrieben und der schönen hügeligen Landschaft.

Tips:Was erwartet die Besucher beim Bienenlehrpfad und was wird am Eröffnungstag geboten?

Herndl: Das Bienenwissen wird kompakt erklärt und ist auf zwölf Stationen mit interaktiven und modern gestalteten Tafeln verteilt. Mit dem Smartphone können die vor-handenen QR-Codes gescannt werden. Diese sind mit interessanten Links, Videos und Podcasts hinterlegt. Zu Beginn des Lehrpfades ist ein Bienenschaukasten aufgestellt, hier können die Bienen durch ein Glas bei ihrer Arbeit beobachtet werden. Der Lehrpfad ist von März bis Oktober bei freiem Eintritt zugänglich. Am Eröffnungstag selbst wird es Eselreiten für Kinder, Kinderschminken, Kaffee und Kuchen geben.

Tips:Warum ist Ihnen das Thema Bienen so wichtig?

Herndl: Durch das Muttersein wurde mein Bewusstsein „Woher unser Essen kommt“ verstärkt. Für die Kinder möchte man die beste und gesündeste Ernährung auf den Tisch bringen. Deshalb habe ich begonnen, Obst und Gemüse im Garten an- zubauen und da kommt man bei den Bienen gar nicht vorbei. Wenn im Garten alles summt und brummt, geht mir das Herz auf. Ich habe mich dann immer mehr mit dem Thema Bienen beschäftigt. Ein Bekannter hat unsere Familie zu seinem Bienenstand mitgenommen, die Begeisterung war groß und so haben wir uns entschieden, selbst Imker zu werden. Im Jahr 2022 habe ich dann die Ausbildung zur Bienenpädagogin abgeschlossen. Es geht weit mehr als nur um Honig. Über 80 Prozent der Pflanzen weltweit sind auf die Bestäubungsleistung der Bienen und Insekten angewiesen. Die Biene ist hinter Rind und Schwein das drittwichtigste Nutztier. Würde es die Bienen nicht geben, würde das Angebot an Obst, Gemüse, Kaffee und Baumwolle im Supermarkt viel geringer ausfallen.

Tips:Sinkt der Bienen-Bestand?

Herndl: Ja, der Bestand der Bienen, Wildbienen und generell der Insekten geht leider stark zurück. Dies ist auf die üblichen Verdächtigen zurückzuführen: fehlendes Blühangebot, Monokulturen, Einsatz von Giften und Kunstdünger, Bienenkrankheiten (Varroa) sowie die voranschreitende Bodenversiegelung. Man entzieht den Bienen damit das Nahrungsangebot und die Nistmöglichkeiten.

Tips:Gibt es neue Erkenntnisse zum Thema Bienen?

Herndl: Die Biene wurde immer noch nicht gänzlich erforscht und es gibt immer wieder neue Erkenntnisse. Ein paar interessante Beispiele: Bienen besitzen im Vergleich zu ihrer Größe eines der leistungsstärksten Gehirne in der Insektenwelt. Es konnte erforscht werden, dass Bienen bis vier zählen und sogar addieren und subtrahieren können. Bienen haben einen außerordentlich guten Geruchssinn, sie konnten in Versuchsreihen am Flughafen bereits Drogen und Landminen aufspüren.

Tips:Sind noch weitere Bienenschutzprojekte geplant?

Herndl: Mit dem Bienenlehrpfad haben wir schon sehr viel zur Bewusstseinsbildung beigetragen. Aber es geht natürlich weiter, es wird Möglichkeiten zu Führungen und Vorträgen geben. Nur was man kennenlernt, lernt man schätzen, was man schätzt, schützt man auch. Nach diesem Motto wollen wir die Zusammenhänge rund um die Biene an die Öffentlichkeit weitertransportieren.

Tips:Was kann man selbst tun, um Bienen zu unterstützen?

Herndl: Das geht wirklich ganz einfach: Verzicht auf Kunstdünger und auf natürliche Alternativen zurückgreifen. Blüh- und Nahrungsangebote ganzjährig für Bienen und Wildbienen zur Verfügung stellen. Keine gefüllten Blüten kaufen, die bringen, außer der Optik, den Bienen gar nichts. Ein kahl geschorener Rasen ist eine Wüste für die Bienen, kein Futter, keine Nistmöglichkeiten, leeres Gelände. Den Garten nicht immer aufräumen: Totholz, Strauchschnitt und Laubhaufen in einer Ecke bieten den Tieren Nistgelegenheiten.

Tips:Warum ist es so wichtig, regionalen Honig zu kaufen?

Herndl: Honig gehört neben Olivenöl und Milch zu den drei Lebensmitteln, welche am häufigsten gefälscht werden. In Österreich können nur knapp 40 Prozent des Bedarfs an Honig gedeckt werden, darum wird sehr viel importiert und getrickst. Es ist wichtig, als Konsument immer auf die Etiketten zu achten, sobald aus EU- und nicht EU-Ländern darauf steht, ist das Produkt mit Vorsicht zu genießen, denn meist wird der Honig mit Reis- oder Zuckersirupen gestreckt. Diese sind viel günstiger in der Erzeugung und werden als hochwertiger Honig verkauft.


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