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Hitlerhaus könnte Standort für Ausstellung werden (Update am 13. September, 14.16 Uhr)

Theresa Senzenberger, 13.09.2023 14:16

BRAUNAU. Die Vorschläge zur Nutzung des Hitler-Geburtshauses in Braunau reißen nicht ab. Die „Österreichischen Freunde von Yad Vashem“ wollen Braunau nun die Ausstellung „Die Gerechten“ schenken.

In Hitlers Geburtshaus in Braunau könnte eine Ausstellung untergebracht werden. (Foto: Tips)
In Hitlers Geburtshaus in Braunau könnte eine Ausstellung untergebracht werden. (Foto: Tips)

 „Die Gerechten – Courage ist eine Frage der Entscheidung“ stellt mutige Menschen in den Vordergrund, die während des Naziregimes jüdischen Mitbürgern unter Einsatz ihres Lebens ohne Gegenleistung geholfen haben. Die Ausstellung wurde in den vergangenen zehn Jahren an vielen Standorten in Österreich gezeigt. Nun soll sie Braunau kostenlos zur Verfügung gestellt und im Hitlerhaus eine endgültige Bleibe finden.

„Wir wollen der Stadt Braunau diese Ausstellung für das Hitlerhaus schenken, weil wir überzeugt sind, dass Braunau der historisch optimale Ort für diese Dauerausstellung ist“, sagt Georg Schuster, Vorstandsmitglied der Österreichischen Freunde von Yad Vashem, der internationalen Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem. „Die bisherige Wanderausstellung ‚Die Gerechten‘ wäre ein passender Kontrapunkt zu Hitlers im Raum stehender Verfügung.“

Dadurch werde das Haus kein Gedenkort, stattdessen setzt die Ausstellung Hitler jene Menschen entgegen, die sich den Verbrechen während der Zeit Nationalsozialismus entgegengesetzt haben. „Auch wenn die Gerechten Hitlers Mordmaschinerie insgesamt nicht stoppen konnten, so konnten sie ihr immerhin einige tausend Seelen entreißen“, so Schuster.

110 Gerechte aus Österreich

Oskar Schindler ist einer der prominentesten Vertreter der Gerechten. Weltweit wurden von Yad Vashem über 20.000“ „Gerechte unter den Völkern“ identifiziert. In Österreich gib es rund 110 solcher Menschen, die Yad Vashem mit dem Ehrentitel auszeichnete.

Die Initiative Diskurs Hitlerhaus begrüßt das Angebot der Freunde von Yad Vashem: „Nach den zunehmenden Turbulenzen rund um das Hitlerhaus und den jüngsten Enthüllungen im Film von Günter Schwaiger hinsichtlich der Intention Hitlers, dass er möglicherweise eine administrative Nutzung für sein Geburtshaus gewollt hätte, ist dieses Angebot ein Geschenk und ein absoluter Glücksfall für Braunau, dessen Zurückweisung wohl kaum zu begründen wäre.“

Update um 14.16 Uhr

Auch das Innenministerium sieht die Idee, die Ausstellung einem möglichst breiten Besucherkreis zugänglich zu machen, als positiv an. Die Pläne, das Haus als Polizeiinspektion zu nutzen, werden aber beibehalten. Der Baubescheid wurde am 27. Juli rechtskräftig.

Neben dem Bezirkspolizeikommando Braunau und der Polizeiinspektion Braunau wird das Haus auch der Standort einer Sicherheitsakademie. Dort sollen Schulungen für Polizisten aus ganz Österreich im Bereich Anti Defamation, also gegen Diskriminierung und Diffamierung, durchgeführt werden.

Vorschlag des Innenministeriums

Das Ministerium bietet dem Verein Freunde von Yad Vashem aber an, die Ausstellung in Dienststellen des Innenministeriums im gesamten Bundesgebiet zu präsentieren und will auf den Verein aktiv zugehen. Als Ausstellungsort sind vor allem Polizeischulen gedacht. Aber auch in anderen Gebäuden, die vom Innenministerium genutzt werden, beispielsweise in Landespolizeidirektionen oder dem Innenministerium selbst, könnten die Werke gezeigt werden. Dadurch könne nicht nur ein möglichst weiter Kreis an Polizisten erreicht werden, sondern auch auf die Gerechten aus der Polizeiorganisation eingegangen werden.

Das Innenministerium betont, dass die Aufarbeitung der Geschichte der Polizei sowie das zeitgemäße Gedenken im Allgemeinen einen hohen Stellenwert einnehmen. 2022 wurde deshalb eine Abteilung für historische Angelegenheiten eingerichtet. Derzeit läuft die Aufarbeitung der Polizeigeschichte von 1938 bis 1945. Die Ergebnisse sollen ab nächstem Jahr ebenfalls in einer Wanderausstellung vorgestellt werden.

Freunde von Yad Vashem zu Gesprächen bereit

Die Österreichischen Freunde von Yad Vashem sind offen und dankbar für Vorschläge. Ihrer Ansicht nach ist das Angebot in der vorgeschlagenen Form allerdings eher nicht realisierbar.

Eine so große Wanderausstellung sei administrativ und finanzielle eine große Last. Daher möchte der Verein, dessen Mitglieder ehrenamtlich tätig sind, die Ausstellung nun als Festinstallation vermitteln.

Dass das Ministerium die Ausstellung vor allem Polizeischülern zugänglich machen will, sei an sich begrüßenswert. Die Schau sei jedoch für die Öffentlichkeit gedacht. Einen solchen Zugang könne das Ministerium nicht in allen Objekten gewähren. Zudem sei fraglich, ob die Dienststellen groß genug sind für die Ausstellung, die einen Platzbedarf von mindestens 350 Quadratmetern hat.

Die Freunde von Yad Vashem freuen sich darüber, dass sich das Innenministerium offen für eine Kooperation zeigt und sind gerne zu weiteren Gesprächen bereit. „Dennoch sind wir nach wie vor davon überzeugt, dass unsere Ausstellung als Dauerinstallation ein Gewinn für die Stadt Braunau wäre“, sagt Georg Schuster von den Freunden von Yad Vashem.


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