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Abschied von Josef Ratzenböck: Ein Leben für Oberösterreich und seine Menschen

Tips Logo Thomas Leitner, 24.12.2025 08:27

OÖ. Der Tod von Alt-Landeshauptmann Josef Ratzenböck (VP) hinterlässt tiefe Spuren. Mit 97 Jahren ist ein prägender Gestalter der Landespolitik gegangen, dessen Wirken politisch wie menschlich nachhallt.

Josef Ratzeböck (Foto: OÖ Seniorenbund)
Josef Ratzeböck (Foto: OÖ Seniorenbund)

Eine Ära der oberösterreichischen Landespolitik ist zu Ende gegangen. Josef Ratzenböck verstarb am 23. Dezember 2025 im 97. Lebensjahr. Über Jahrzehnte hinweg war sein Name untrennbar mit der Entwicklung Oberösterreichs verbunden. Die Anteilnahme gilt seiner Gattin Anneliese, seinen Kindern und allen Angehörigen.

Vom Bauernsohn zum Landeshauptmann

Geboren am 15. April 1929 in Neukirchen am Walde, blieb Ratzenböck zeitlebens eng mit dem ländlichen Raum verbunden. Während seines Studiums führte er den elterlichen Bauernhof weiter. In einem Interview anlässlich seines 95. Geburtstags erzählte er, dass sein eigentlicher Traumberuf jener des Bauern gewesen wäre. Das Pflanzen und Säen habe ihn stets mehr begeistert als das Ernten – ein Bild, das auch seine politische Arbeit treffend beschreibt. Geduldig Grundlagen schaffen, langfristig denken und Verantwortung übernehmen prägten seinen Zugang zur Politik.

Jahrzehnte an der Spitze des Landes

Seine politische Laufbahn begann früh. Ab 1973 war Ratzenböck Mitglied der Oberösterreichischen Landesregierung, von 1977 bis 1995 stand er als Landeshauptmann an der Spitze des Bundeslandes. In dieser Zeit entwickelte sich Oberösterreich zu einem starken Industrie- und Wirtschaftsstandort, ohne seine kulturelle und soziale Identität zu verlieren. Ratzenböck galt als Mann des Ausgleichs, der parteiübergreifend respektiert wurde und stets das Verbindende suchte.

Soziale Handschrift und bleibende Errungenschaften

Besonders nachhaltig wirkte sein Engagement im sozialen Bereich. Mit der Einführung des Pflegegeldes setzte er Maßstäbe weit über Oberösterreich hinaus. Auch der soziale Wohnbau, Initiativen für Klein- und Kleinstpensionisten sowie die Gründung des Oö. Landesmusikschulwerks zählen zu seinen bleibenden Leistungen. Ratzenböck war überzeugt, dass Politik dort beginnen müsse, wo der Alltag der Menschen berührt wird – ein Grund für seine große Beliebtheit.

Engagiert bis ins hohe Alter

Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt blieb Ratzenböck politisch aktiv. Er war maßgeblich am Aufbau des OÖ Seniorenbundes beteiligt und führte diesen von 1995 bis 2017 als Landesobmann. Selbst in den letzten Jahren verfolgte er das politische Geschehen aufmerksam und stand als Ratgeber zur Verfügung.

 Anteilnahme aus Politik, Gemeinden und Verbänden

Die Nachricht vom Tod von Josef Ratzenböck hat weit über Parteigrenzen hinweg tiefe Betroffenheit ausgelöst. Vertreter nahezu aller politischen Ebenen würdigten den Alt-Landeshauptmann als herausragende Persönlichkeit der oberösterreichischen Landespolitik. PVÖ-Präsidentin Birgit Gerstorfer und PVOÖ-Landespräsident Norbert Höpoltseder erinnerten an Ratzenböcks Engagement für die ältere Generation und seinen Einsatz bis ins hohe Alter. Auch der Linzer Bürgermeister Dietmar Prammer (SP) hob seinen Weitblick, seine Verbundenheit mit den Menschen sowie seinen Beitrag zur Entwicklung von Linz und des Landes hervor.

Würdigungen des politischen Lebenswerks

Landeshauptmann Thomas Stelzer bezeichnete Ratzenböck als umsichtigen Gestalter und beliebten Bauherrn des modernen Oberösterreich. Politik habe für ihn stets dort begonnen, wo es um die Alltagsanliegen der Menschen ging – eine Haltung, die ihn über Jahrzehnte zu einem Vorbild gemacht habe. Auch OÖVP-Landesgeschäftsführer Florian Hiegelsberger erinnerte an Ratzenböcks jahrzehntelanges Wirken für Land, Partei und Seniorenbund. Landesrat Stefan Kaineder (GRÜ) würdigte seine Bürgernähe, sein Feingefühl und sein großes gesellschaftliches Engagement. Anerkennende Worte kamen ebenso vom Bauernbund: Michaela Langer-Weninger (VP) und Wolfgang Wallner betonten Ratzenböcks lebenslange Verbundenheit mit dem ländlichen Raum.

Brückenbauer mit bleibendem Vermächtnis

Als Landesvater, der stets das Gemeinsame über das Trennende stellte, wurde Ratzenböck auch von Linz’ Vizebürgermeister Martin Hajart gewürdigt. Hervorgehoben wurden seine Handschlagqualität und der Ausgleich zwischen Stadt und Land. Der OÖ Seniorenbund verabschiedete sich mit bewegenden Worten: Alt-Landeshauptmann Josef Pühringer und Geschäftsführer Franz Ebner erinnerten an einen Visionär mit großem Herzen für die kleinen Leute. Auch Landesrat Martin Winkler (SP) betonte Ratzenböcks Dialogbereitschaft und seinen Politikstil des Respekts. Von Seiten der FPÖ Oberösterreich würdigte Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner Ratzenböck als prägenden Gestalter der Zweiten Republik.


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