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„Meine Lieblingsbeschäftigung ist nicht, meine Fingernägel herrichten“

Mag. Lisa-Maria Laserer, 22.11.2023 08:37

HALLSTATT. Die Bergrettung Hallstatt feierte im November ihr 100-jähriges Bestehen. In der Ortsstelle der Gemeinde sind auch drei Frauen aktive Mitglieder bei der Bergrettung – eine Rarität im Inneren Salzkammergut, eigentlich in ganz Österreich.

Lena Trausner-Steinböck, Silvia Mayrhofer, Gerlinde Ferdin (von links) (Foto: BRD Hallstatt)
  1 / 2   Lena Trausner-Steinböck, Silvia Mayrhofer, Gerlinde Ferdin (von links) (Foto: BRD Hallstatt)

Lena Trausner-Steinböck, Gerlinde Ferdin und Silvia Mayrhofer sind die einzigen drei Frauen bei der Bergrettungsstelle Hallstatt. Im gesamten Inneren Salzkammergut gibt es außer in Hallstatt nur noch drei weitere Damen, zwei davon in Obertraun und eine bei der Bergrettung Bad Ischl. In Oberösterreich sind nur 46 Frauen bei der Bergrettung aktiv und österreichweit beträgt der weibliche Anteil lediglich circa 8,3 Prozent.

„Wir haben die selben Herausforderungen wie die Männer bei der Bergrettung. Immer am aktuellen Stand zu sein, ständig hochkonzentriert bei der Arbeit zu sein, Weiterbildung ist ganz groß geschrieben. Gemeinsam im Team das Beste in der Situation herauszuholen. Den Patienten sicher ins Tal zu bringen“, sagt Gerlinde Ferdin, Leiterin der Geschäftsstelle des Landesverbandes OÖ und zuständig für die Betreuung der 870 Bergretter und 23 Ortsstellen.

Keine Unterschiede zwischen Frauen und Männern

„Es kommt eigentlich nicht vor, dass man als Frau bei der Bergrettung anders behandelt wird als ein Mann. Wenn ein blöder Spruch fällt, dann meistens nur von jemandem, der selbst unsicher ist. Ich habe mir den Respekt der männlichen Kollegen erarbeitet und ich werde auch sehr respektvoll von ihnen behandelt“, sagt die 26-jährige Chemikerin Lena Trausner-Steinböck. Trausner-Steinböck ist schon seit ihrem 18. Lebensjahr aktives Mitglied bei der Bergrettung Hallstatt. Viele Frauen hätten entweder zu großen Respekt vor der Aufgabe oder die Tätigkeit passe nicht in ihre Lebenssituation, erklärt Trausner-Steinböck ihren Standpunkt, warum es so wenig Frauen bei der Bergrettung gibt. „Oft liegt es in der Natur der Sache, Tote zu bergen oder schwere Verletzungen zu sehen, dass Frauen die Arbeit eher nicht machen möchten. Außerdem wenn Frauen dann Kinder haben, können oder wollen sie nicht mehr zu Einsätzen gehen, die oft lang dauern und sehr anstrengend sind.“

Sehr zeitintensiv

Die Aufnahme bei der Bergrettung erfolgt nach einem strikten Prozedere. Zu aller erst steht die Selbsteinschätzung, ob man fit genug ist, um den anstrengenden Aufgaben des Rettungsdienstes gewachsen zu sein. Danach wird man Bergrettungs-Anwärter und muss innerhalb von fünf Jahren sieben Kurse absolvieren, die das Basiskönnen und -wissen abdecken. Nach positivem Bestehen dieser Kurse wird man aktives Mitglied der Bergrettung. „Frauen müssen das Gleiche leisten wie Männer, da gibt es keine Unterschiede“, so Trausner-Steinböck. Mitglied der Bergrettung zu sein ist allerdings sehr zeitintensiv. Neben den Übungen und Einsätzen stehen auch Fort- und Weiterbildungen und die psychische Nachbetreuung von schweren Einsätzen an. Man müsse auch der Typ Frau dazu sein, erklärt Trausner-Steinböck, denn „wenn meine Lieblingsbeschäftigung meine Fingernägel herrichten wäre, wäre ich nicht bei der Bergrettung“. Bergretter zu sein ist daher eine Art Berufung.

Frauen herzlich willkommen

„Wir brauchen alle Arten von Menschen bei der Bergrettung, es gibt für jeden etwas: Der eine kann vielleicht gut Ski fahren, der andere hat ein großes Organisationstalent. Jeder hat seine Rolle und wir arbeiten ausschließlich als Team.“ Bei Einsätzen müssen alle alles können und jeder, egal ob Mann oder Frau, wird gleich behandelt. „Wir suchen immer motivierte, engagierte und leistungsstarke Frauen und Männer, die uns unterstützen und mit uns im Team arbeiten möchten“, appelliert Gerlinde Ferdin.

Generelles Interesse an der Bergrettung, Schnuppern oder Interesse an der Tätigkeit kann auf office@bergrettung-ooe.at bekundet werden.


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