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„Junge Drogendealer wollen sich den Lifestyle der Influencerwelt leisten“

Theresa Senzenberger, 22.05.2024 13:59

INNVIERTEL. Ob Cannabis-Legalisierung in Deutschland oder ein Rekordhoch an Drogentoten in Österreich – das Thema Suchtmittel wird aktuell viel diskutiert. Auf das Innviertel habe die neue Gesetzgebung noch keinen Einfluss, ein Anstieg sei aber bei aufputschenden Substanzen und synthetischen Partydrogen spürbar, sagt Herbert Dutter-Kohlhofer, der Teamleiter der Suchtberatungsstelle EGO Braunau Ried Schärding.

Herbert Dutter-Kohlhofer ist Teamleiter der Suchtberatungsstelle EGO. (Foto: privat)
Herbert Dutter-Kohlhofer ist Teamleiter der Suchtberatungsstelle EGO. (Foto: privat)

„Die gute Nachricht: Im Innviertel gab es keinen Anstieg an Drogentoten“, sagt Dutter-Kohlhofer. „Jedoch ist jeder Einzelne einer zu viel.“

Dass sich in ganz Österreich die Zahl der Drogentoten erhöhte, könnte zum einen daran liegen, dass die verwendeten Substanzen immer reiner und potenter werden. „Zum anderen könnten es auch Nachwirkungen der Pandemie sein, da dadurch weniger Gesundheitseinrichtungen aufgesucht wurden und eine gewisse Einsamkeit entstanden ist“, erklärt der Sozialarbeiter. Inzwischen seien die Beratungszahlen im Innviertel aber wieder gestiegen.

Mehr Anzeigen

Zugenommen haben in Braunau auch Anzeigen nach dem Führerscheingesetz. „Das ist sicherlich auf mehr und bessere Kontrollen im Straßenverkehr zurückzuführen.“

Neue Gesetzgebung in Deutschland

Die neue Gesetzgebung in Deutschland habe derzeit keinen Einfluss auf das Innviertel, der Cannabis-Konsum sei relativ gleichbleibend. „Die gesetzliche Lage hat sich ja bei uns nicht verändert. Laut dem deutschen Gesetz gibt es für Ausländer außerdem keinen Zugang zu Cannabis.“

Anstieg bei Partydrogen

Ein Anstieg sei allerdings bei aufputschenden Substanzen, wie Kokain oder Amphetamin, zu sehen. Spürbar sei auch ein vermehrtes Aufkommen von synthetischen Partydrogen und ein Mischkonsum sowie exzessiverer Konsum von mehreren Substanzen bei Jüngeren. Verschiedene Substanzen gleichzeitig zu nehmen, sei aber besonders gefährlich.

„Zum einen gibt es Klienten, die sich putschen und leistungsfähiger machen wollen. Zum anderen gibt es Klienten, die alle Probleme wegdrücken wollen und sich mit Alkohol, Opiaten oder Benzodiazepine stark betäuben. Bei jungen Menschen ist auch auffallend, dass vermehrt Tabakbeutel konsumiert werden.“ Auch K.O.-Tropfen kommen immer noch vor – vorzugsweise in Clubs, Discos und Festivals, aber auch in Bars.

Junge Drogendealer

Immer wieder wird von sehr jungen Menschen berichtet, die in der Region Drogen verkaufen. So wurde Mitte Mai ein 15-jähriger Drogendealer verhaftet. „Bei jungen Menschen, die Drogen verkaufen, ist die Motivlage meistens, rasch zu Geld zu kommen, um sich den Lifestyle der Influenzerwelt zu leisten. Hier hat sich in unserer Gesellschaft viel verändert.“

Dass Drogenabhängige selbst schuld seien, sei eine falsche Meinung, die sich immer noch hartnäckig halte. „Ich kennen niemanden, der eine Suchterkrankung haben wollte. Sucht ist komplex.“

Podcastserie #Sucht

Neben der Beratungsstelle für Suchtfragen EGO in Braunau, Ried und Schärding gibt es in Braunau auch die niederschwellige Suchteinrichtung Move Braunau. Unter www.sucht-promenteooe.at ist eine Online-Beratung möglich. Zudem informiert die Podcastserie #Sucht. Die Angebote sind kostenlos, anonym möglich und vertraulich.

„Subtanzabhängigkeit ist keine Einbahnstraße, es gibt Wege aus der Sucht, die mit professioneller Unterstützung schneller gelingen können“, betont Dutter-Kohlhofer.

Weitere Infos:
www.sucht-promenteooe.at
Im Krisenfall: 0732 2177

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