20.000 klimafitte Jungbäume für den Kobernaußerwald
INNVIERTEL. Der Kobernaußerwald zählt mit rund 14.150 Hektar zu den größten zusammenhängenden Waldgebieten Mitteleuropas und gilt als „Holzkammer Österreichs“. Die Auswirkungen der Klimakrise setzen dem Naturjuwel allerdings stark zu. Um ihn für die Zukunft zu rüsten, werden heuer etwa 20.000 klimafitte Jungbäume gepflanzt.
Der Kobernaußerwald zeichnet sich nicht nur durch seine Größe aus, sondern auch durch die weitgehend unberührte Natur. Er ist unbewohnt und durch öffentliche, asphaltierte Straßen relativ unerschlossen. Bemerkenswert sind seine Kompaktheit und die geschlossene Waldfläche, die auch nicht durch landwirtschaftliche Flächen unterbrochen ist. Besonders hervorzuheben ist seine große wirtschaftliche Bedeutung, wobei der fruchtbare Boden und die guten Wuchsbedingungen den Baumreichtum fördern.
Ein Wald mit Geschichte
Der Wald ist auch geschichtsträchtig. Schon 5.000 vor Christus waren Menschen im Kobernaußerwald unterwegs. Die Römer errichteten um 200 nach Christus die ersten Straßen. Eine intensive Bewirtschaftung der reichen Holzbestände setzte aber erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts ein.
Heute werden die dichten Fichten-Tannen-Buchen-Wälder von den Bundesforsten im Sinne der Nachhaltigkeit bewirtschaftet. Sie besitzen etwa 70 Prozent der Fläche, die auf drei Forstreviere aufgeteilt ist. Entnommen wird nicht mehr als nachwächst. „Die Bundesforste forcieren natürliche Verjüngung, also natürlichen Nachwuchs. Zusätzlich werden jedes Jahr ergänzende Aufforstungen durchgeführt, um den Bestand auch langfristig – für die nächsten Generationen – zu erhalten“, erklärt Matthias Berger, Leiter des Forstreviers Frauschereck im Kobernaußerwald.
Lebensraum und Erholungsort
Neben der Bewirtschaftung wird der Wald auch als Erholungsgebiet genutzt und bietet vielfältige Freizeitangebote. Wander- und Pilgerwege, Mountainbikestrecken und sogar ein Golfplatz machen das Gebiet attraktiv für Erholungssuchende.
„Der Kobernaußerwald ist für alle da. Jeder Gast ist herzlich willkommen – zum Genießen, Spazieren, Abschalten“, sagt Berger. Er erinnert aber: „Gleichzeitig ist der Wald auch Arbeitsplatz sowie Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Damit das Miteinander gut funktioniert, braucht es ein bisschen Rücksicht.“ Die Bundesforste haben deshalb die Kampagne „#waldfairliebt“ gestartet, um spielerisch für achtsames Verhalten zu sensibilisieren – etwa mit einem interaktiven Online-Quiz.
Wildschwein, Dachs und Marder
Die Rücksichtnahme lohnt sich: Tatsächlich gibt es im Kobernaußerwald zahlreiche Wildarten, darunter Reh- und Rotwild sowie Wildschwein, Fuchs, Dachs und Marder. Neben verschiedenen Singvogelarten, die sich in den nachhaltig bewirtschafteten Wäldern sehr wohl fühlen, kommen auch Mäusebussard und Schwarzstorch vor.
Vogelinseln
Um die Artenvielfalt zu erhöhen, wurden konkrete Maßnahmen entwickelt. So wurden etwa sogenannte „Vogelinseln“ geschaffen. Ungenutzte Waldflächen dienen hier als Rückzugsgebiete.
Die Wälder bestehen überwiegend aus Fichte (70 Prozent), Buche (20 Prozent) und Tanne (7 Prozent). Zunehmend wichtig werden klimafitte Mischbaumarten wie Lärche, Eiche, Douglasie, Bergahorn und Erle. Ergänzt wird die Vielfalt durch Arten wie Vogelbeere, Zitterpappel, Birke und Weide.
„Gerade diese ergänzenden Baumarten sind ein wichtiger Baustein, um gezielt die Biodiversität zu fördern, da sie auch verschiedensten Vogel- und Insektenarten als Unterschlupf oder Nahrungsquelle dienen“, erklärt Berger.
Herausforderung Klimakrise
Den Wald für die Zukunft klimafit zu machen, ist entscheidend, denn die Klimakrise und ihre Auswirkungen gönnen den Wäldern keine Verschnaufpause. Laut Geosphere Austria war 2024 in Österreich das wärmste Jahr der Messgeschichte. Trockenstress gepaart mit Insektenschäden und verstärkt auftretenden Wetterextremen wie Stürme oder massiver Schneefall setzen dem Wald stark zu.
Borkenkäfer: Früherkennung wichtig
Die höheren Temperaturen begünstigen auch die Verbreitung des Borkenkäfers, der nun mehrere Generationen pro Jahr entwickeln kann. Im Trockenstress können die Bäume immer weniger Gegenwehr leisten.
„Umso wichtiger ist ein intelligentes Borkenkäfer-Management – von der Früherkennung durch flächendeckendes Monitoring über den Einsatz von Lockstoff-Fallen und Fangbäumen bis hin zur Entrindung von Stämmen oder dem raschen Abtransport befallener Bäume“, betont der Revierleiter.
Vielfalt als Zukunftsstrategie
Um den Wald auf lange Sicht vor Risiken zu schützen, sei Vielfalt das beste Mittel: „Je artenreicher ein Wald ist, desto besser ist er für die Folgen des Klimawandels gerüstet.“
Die Bundesforste setzen daher auf artenreiche, klimafitte Mischwälder, Naturverjüngung und gezielte Aufforstungen. Heuer werden im Kobernaußerwald rund 20.000 klimafitte Jungbäume gepflanzt, darunter Lärchen, Douglasien und Bergahorne. Die Tanne rückt ebenfalls in den Fokus: Sie vermehrt sich in der Region selbst und gilt mit ihren tiefen Pfahlwurzeln als Zukunftsbaumart.
Auch künftig soll ein gesundes Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher Nutzung, Erholung und Naturschutz bestehen, so Berger: „Ich wünsche mir einen Wald, der nachhaltig genutzt wird und gleichzeitig Lebensraum für vielfältige Tier- und Pflanzenarten ist.“
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