Interview mit Frauenhaus Obfrau Ingeborg Angerer: „Gewalt gegen Frauen muss bekämpft werden“
BRAUNAU. Der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen findet am Samstag, 25. November statt. Tips spricht mit Ingeborg Angerer, Obfrau des Frauenhauses in Braunau, was man als Betroffener tun kann und welche Hilfestellungen es im Bezirk gibt.
Tips: Welche Arten von Gewalt gibt es und ab wann ist von körperlicher Gewalt zu sprechen?
Ingeborg Angerer: Es gibt drei verschiedene Arten von Gewalt, zum einen die psychische, dann die physische und zum anderen noch die sexuelle. Die körperliche Gewalt fällt unter die physische Gewalt und beginnt bereits beim ersten Handhieb.
Tips:Was sollen Frauen tun, wenn sie eine der Arten von Gewalt erfahren haben?
Angerer: Der erste Schritt ist, die Polizei zu rufen und eine Anzeige zu erstellen. Daraufhin wird der Täter weggewiesen und man hat einen zweiwöchigen Schutz. Danach kann man in Berufung gehen und das Kontaktverbot verlängern lassen. Sollte man sich dennoch nicht sicher fühlen, kann man gleich zu uns ins Frauenhaus kommen. Unter der Telefonnummer 07722 87700 sind wir rund um die Uhr, 24 Stunden, sieben Tage die Woche, erreichbar. Wir verstehen, dass Gewalt keine Uhrzeit kennt.
Tips:Was bietet das Frauenhaus Braunau?
Angerer: Wir bieten mehr als nur ein Dach über dem Kopf. Wir bieten solidarische und wertfreie Unterstützung für Frauen jeden Alters und sind stolz darauf, auch ein Zuhause für Kinder und Jugendliche zu bieten. Unsere Mission ist es, Frauen in schweren Zeiten beizustehen, Unterstützung und Beratung zu bieten und ihnen zu helfen, den Weg in ein gewaltfreies Leben zu finden. Wir sind hier, um zuzuhören, zu unterstützen und auf dem Weg zur Selbstbestimmung zu begleiten. Gemeinsam gestalten wir den Weg in eine gewaltfreie Zukunft, denn es ist nie zu spät, um Hilfe und Unterstützung anzunehmen.
Tips:Was soll man selbst tun, wenn man den Verdacht hat, dass jemand Opfer von Gewalt ist?
Angerer: Im Moment des Geschehens natürlich Zivilcourage zeigen. Handelt es sich um eine vergangene Situation, dann auf die betroffene Frau zugehen, gut zureden, dass es Hilfsorganisationen für solche Fälle gibt, wie uns, die Frauenberatungsstelle Frau für Frau am Braunauer Stadtplatz oder das Gewaltschutzzentrum in Ried, Salzburg oder Linz.
Tips:Wird im Bezirk Braunau genug unternommen, um die Beseitigung von Gewalt gegen Frauen weiter voranzutreiben?
Angerer: Es gibt viele Institutionen, in denen Frauen, Jugendlichen und Kindern geholfen wird. Nach langjährigem Kampf auch endlich das Frauenhaus in Braunau. Genug kann es wahrscheinlich nie sein. Ich denke, es müsste mehr Präventionsarbeit bereits in Krabbelstuben gemacht werden. Aber insgesamt wird einiges getan. Die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen umfassen die Zeit zwischen dem 25. November, dem internationalen Gedenktag für alle Frauen und Mädchen, die Opfer von Gewalt wurden, und dem 10. Dezember, dem internationalen Tag der Menschenrechte. Ich finde es sehr gut, dass durch die Medien immer mehr darauf aufmerksam gemacht wird, denn damit trauen sich mehr Frauen, Hilfe zu suchen und anzunehmen.
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