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Gedenkstein für Wladyslaw Zuk bei KZ-Befreiungsfeier in Ebensee enthüllt

Hans Promberger, 09.05.2017 13:34

EBENSEE. Exakt 72 Jahre nachdem amerikanische Truppen unter Kommandant Timothy Brennan das Konzentrationslager Ebensee befreit hatten, fand auf dem Areal der KZ-Gedenkstätte die Gedenkfeier statt.

Gedenkstein für den KZ-Überlebenden Ladislaus Zuk, der sich in Ebensee nach der Befreiung ein neues Leben aufbaute. Foto: Hörmandinger

Als Zeitzeuge berichtete Izchak Rosenbaum aus Israel, Schriftsteller Robert Menasse widmete sich in seinem Gedenkreferat dem „oftmals zu leichtfertig verwendeten Zitat „Niemals vergessen!“. Die rede ist unter www.memorial-ebensee.at nachzulesen.

Zudem wurde beim Eingang zur Gedenkstätte ein Gedenkstein für Wladyslaw Zuk enthüllt. Der polnische Überlebende hatte nach der Befreiung in Ebensee eine Familie gegründet und unterrichtete Schüler unermüdlich über seine Erlebnisse als KZ-Insasse. Seinen Lebensabend verbrachte der Ehrenbürger der Stadt Zawierce in Polen, wo er im Alter von 96 Jahren im Vorjahr verstarb.

Gedenken an Ladislaus Zuk

Zuk wurde am 7. Oktober 1919 in Warschau als ältestes von fünf Kindern der Familie geboren. Im September 1939, unmittelbar nach dem Angriff auf Warschau, wurde Zuks Vater beim Bombardement von Industrieanlagen getötet. Zuk schloss sich in der Folge einer Gruppe von Jugendlichen an, die Sabotageakte gegen die Deutsche Wehrmacht verübte. Obwohl er selbst an keinen Aktionen beteiligt war, wurde er im April 1940 von der Gestapo verhaftet und für drei Jahre im Pawiak-Gefängnis inhaftiert. Ende November 1940 wurde er mit einem Häftlingstransport aus Warschau in das KZ Auschwitz deportiert, wo er in Birkenau beim Barackenbau arbeiten musste. Nach rund dreieinhalb Monaten brachte ihn ein Häftlingstransport in das KZ Mauthausen, wo er die Häftlingsnummer 52099 erhielt. Eine Woche blieben die Häftlinge in „Quarantäne“, dann erfolgte der Weitertransport in die Außenkommandos. Am 18. Februar 1944 kam Zuk nach Ebensee, wo er anfangs beim Lageraufbau und anschließend in den Stollen arbeiten musste. Am 6. Mai wurde er von den US-Einheiten befreit. Er wog nur noch 39 Kilo und es begann sein „Leben nach dem Überleben“.

Zweites Leben in Ebensee

Tage nach der Befreiung fand Ladislaus Zuk Aufnahme bei der Familie Obermayr in Ebensee. Dort lernte er auch seine spätere Frau kennen, die er Ostern 1946 heiratete. In dieser Zeit erfuhr er auch, dass seine Mutter im KZ Auschwitz ums Leben gekommen war. In den Folgejahren konnte Zuk in Ebensee Fuß fassen, er erhielt Arbeit in der Bäckerei Ganglmaier, anschließend war er bei den Firmen Maculan und EMA in Altmünster beruflich tätig. Er erlernte im Laufe der Zeit die deutsche Sprache und gründete mit seiner Gattin eine Familie. Er fand in Ebensee seine „zweite Heimat“, obwohl seinem Schicksal lange Zeit kein Interesse entgegengebracht wurde.

Neue Aufgabe als Zeitzeuge

Mit der Gründung des „Widerstandsmuseum“ (jetzt Zeitgeschichte Museum Ebensee) 1988 veränderte sich Zuks Leben  erneut und er wurde vor eine neue Aufgabe gestellt, denn Dr. Quatember konnte Ladislaus Zuk davon überzeugen, seine Erlebnisse vor Schülern zu schildern. Im September 1989 fand die erste Exkursion von Schülern am Gelände des ehemaligen KZ Ebensee statt und Zuk erzählte zum ersten Mal vor Menschen von seinem Schicksal. Insgesamt begleitete er über 25.000 Schüler und Interessierte mit Engagement und Überzeugung durch die Gedenkstätte. Ladislaus Zuk betonte aber auch immer wieder, dass das Erzählen von seinem Schicksal auch ihm persönlich geholfen hat: „Eine riesige Last fiel von mir ab und ich konnte seelisch gesunden.“

2009 schilderte Ladislaus Zuk sein Leben vor der Kamera. Der entstandene Film „Wege nach Ebensee“ würdigt seine außergewöhnliche Lebensgeschichte und bedeutete ihm sehr viel. Oft wies er Besucher stolz darauf hin, dass ein Film über ihn und seine Lebensgeschichte existiert.

Zuk stellte sich selbst im hohen Alter immer wieder neuen Herausforderungen, so baute er sich gemeinsam mit seiner zweiten Gattin eine Existenz in Polen auf und lebte deshalb auf zwei Länder verteilt jeweils ein halbes Jahr in Österreich bzw. Polen. 2010 verlegte er seinen Lebensmittelpunkt für immer nach Zawierce/Polen. Sein letzter Besuch in Ebensee fand bei der Befreiungsfeier 2011 statt.


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