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Vielfach geliebt und manchmal gefürchtet - der Ebenseer "Tirolerwirt"

Hans Promberger, 03.10.2017 13:00

EBENSEE. Wenige Wirte im Salzkammergut – ja wahrscheinlich sogar österreichweit – verfügen über einen derartigen Kult-Status wie „Tirolerwirt“ Christian Zalud.

Das Anbiedern ist seine Sache wahrlich nicht – „Tirolerwirt“ Christian Zalud.
Das Anbiedern ist seine Sache wahrlich nicht – „Tirolerwirt“ Christian Zalud.

Sein „nußtrockener“ Humor, sein zwischen Liebenswürdigkeit und offen zur Schau gestelltem Missmut pendelnder Gemütszustand und seine großartige, immer wieder aufblitzende Kochkunst haben es schon zu literarischen Ehren gebracht. Autoren wie René Freund haben ihn in ihren Büchern verewigt – als manchmal sturen, manchmal sarkastischen, aber in Wirklichkeit immer um das Wohl der Gäste bemühten und überaus liebenswerten Wirt.

Spiel mit Kultstatus

Für „Auswärtige“ ist er wohl der Prototyp des Ebenseer Bergvolk-Mannes – ungewohnt direkt, seine Launen und Stimmungsschwankungen nicht hinter einem der Profitmaximierung geschuldeten, aufgesetzten Lächeln verbergend und meist der Eile abhold – also eigentlich ein „Herr sei bei uns“ der vermeintlichen Tourismuswerber.

In sich ruhend und niemandem etwas beweisen müssend, lässt er vor allem jene Gäste aus dem „Ausland“ (also alle außerhalb von Ebensee) im Dunkeln, die offensichtlich der Mundpropaganda oder Zeitungsberichten über den Kultwirt folgend ehrfürchtig und neugierig das „Tirolerhäusl“ aufsuchen. Und wer Zeuge sein durfte, wie er dann das Spiel mit Mythos und Erwartungshaltung genießt, wird das wohl sein Lebtag lang nicht mehr vergessen.

Respekt und Sympathie als Voraussetzung fürs Bedientwerden

Beim „Tirolerwirt“ spürt man, dass der Kunde König, der Wirt aber der Kaiser ist. So kommt es schon vor, dass auch hochrangige, Einkehr wünschende Landespolitiker ins nächste Wirtshaus marschieren müssen, weil“s halt gerade nicht passt oder „bummvoll“ ist. Oder einst deutsche Touristen nach Siegen des – beim Wirten ob seiner Siegeserien nicht sehr hoch im Kurs stehenden – deutschen Formel-1-Piloten Michael Schumacher vergeblich auf Bier und Jause warteten und dann wieder unverrichteter Dinge abziehen mussten.

Legendär waren und sind auch die Sonntagnachmittage, wenn im Separeé Sportfans Formel- 1-Rennen oder Fußballspiele verfolgen und im Anschluss Siege und Niederlagen stunden- und nächtelange bis ins kleinste Detail analysieren.

Wenn der Begriff „gschmoh“ lebendig wird

Seit mittlerweile 27 Jahren liebt Zalud seine Berufung und auch die Gäste – auch wenn er sie es nicht immer (gleich) merken lässt. Eins ist sicher: Wenn man in immer hektischeren Zeiten einen Ort mit dem Lebensgefühl „gschmoh“ finden will, ist man beim „Tirolerwirt“ mit sehr, sehr großer Wahrscheinlichkeit auf der richtigen Fährte. Und daher wird man beim Wirte-Kaiser von Ebensee gerne freiwillig zum Untertan.


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