Gedenkfeier für die Opfer der NS-Euthanasie in Schloss Hartheim in Alkoven
ALKOVEN. In Schloss Hartheim in Alkoven befand sich zwischen 1940 und 1944 eine von insgesamt sechs NS-Euthanasieanstalten, in der etwa 30.000 Menschen mit körperlicher und geistiger Beeinträchtigung sowie psychisch kranke Menschen ermordet wurden. Zum Gedenken an diese Menschen findet am Sonntag, 1. Oktober, um 11 Uhr die traditionelle Gedenkveranstaltung statt.
Der 1. Oktober nimmt symbolischen Bezug auf den Tag der Unterzeichnung des so genannten „Gnadentoderlasses“ durch Adolf Hitler. Dieser bildete die Grundlage für die Organisation des NS-Euthanasieprogramms.
Zum Ablauf
Nach der Begrüßung durch die Obfrau des Vereins Schloss Hartheim, Brigitte Kepplinger, wird Landeshauptmann Thomas Stelzer sprechen. Schüler der NMS Alkoven haben heuer im Sommer das Grabmal der Opfer im Schlossgarten neu gestaltet. In einem kurzen Beitrag werden sie über ihr Projekt berichten. Danach hält der Historiker Helmut Konrad die diesjährige Rede zum Gedenken.
Im Anschluss an die Feierlichkeiten im Saal werden auf dem Friedhof der Opfer Kränze zum Gedenken niedergelegt. Wie in den Vorjahren wird eine Vielzahl politischer und diplomatischer Vertreter aus verschiedenen europäischen Ländern erwartet. Bislang haben neun Botschafter ihr Kommen angekündigt. Für die musikalische Umrahmung der Gedenkfeier sorgt das Bläserquartett der Landesmusikschule Eferding/Alkoven.
Um 14 Uhr gibt es die Möglichkeit, an einer Begleitung durch die Gedenkstätte und die Ausstellung „Wert des Lebens“ teilzunehmen.
Anmeldung zur Gedenkfeier wie auch zur Ausstellungsführung erbeten: 07274/6536-546 oer per E-Mail an office@schloss-hartheim.at
Zum Ort und seiner Geschichte
Zwischen 1940 und 1944 war im Schloss Hartheim eine von insgesamt sechs NS-Euthanasieanstalten des Deutschen Reiches untergebracht. Rund 18.000 Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung und psychischen Krankheiten fielen hier zwischen Mai 1940 und August 1941 dem NS-Euthanasieprogramm „Aktion T 4“ zum Opfer. Von 1941 bis 1944 wurden zudem über 10.000 Häftlinge aus den Konzentrationslagern Mauthausen, Gusen, Dachau und Ravensbrück (“Sonderbehandlung 14f13“) sowie Zwangsarbeiter im Schloss ermordet.
1995 war nach jahrelangen Vorarbeiten eines Proponentenkomitees der Verein Schloss Hartheim gegründet worden. Ziel des Vereins war es, in Schloss Hartheim – welches zu dieser Zeit noch für Wohnzwecke genutzt wurde – einen angemessenen Ort der Erinnerung, des Gedenkens und der gesellschaftlichen Auseinandersetzung über Voraussetzungen und Folgewirkungen der Euthanasie und Eugenik zur Zeit des Nationalsozialismus zu schaffen. 2003 wurde – finanziert durch das Land OÖ und den Bund – mit der Gedenkstätte und der Ausstellung „Wert des Lebens“ der Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim errichtet.
Ausstellungseröffnung „Leidenswege – bildhaft verwahrt“
Ebenfalls dieses Wochenende findet die Eröffnung der Ausstellung „Leidenswege – bildhaft verwahrt. Holzschnitte von Herbert Friedl“ im Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim statt. Die Vernissage findet am Freitag, 29. September, um 19 Uhr in Anwesenheit des Künstlers statt.
Die Leidensbilder zeigen keine Gräuel, sie verweisen auf Relikte, suchen die Spur zu den Orten, wo einmal Leben war, spüren das Geschehen auf und das Schreckliche. Das Unaussprechliche wird zur Botschaft für den Betrachter und führt ihn in eine zeitlose Dimension des Erinnerns. Als weitgespanntes Lebensgleichnis begegnet die Weinrebe in all ihren Ausprägungen, als zarte junge Weinrebe, die Stütze braucht, als ausgezackte Fläche der Weinblätter in ihrer Fülle und als knorrige Weinstöcke, die mit einem Mal die Züge eines Kreuzes annehmen. Die Gequältheit der beschnittenen Rebe, in vielfältigen Holzschnitten ausgedrückt, wird für den Betrachter zum Symbol für menschliches Leid.
Die Ausstellung kann bis 15. Dezember zu den Öffnungszeiten des Lern- und Gedenkortes besichtigt werden: Mo und Fr 9-15 Uhr, Di-Mi 9-16 Uhr, So und Feiertag 10-17 Uhr; weitere Infos: www.schloss-hartheim.at
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