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35 Jahre Naturschutzgruppe Haibach: „Leider wird man auch heute noch als Naturschützer mancherorts angefeindet“

Nora Heindl, 02.10.2019 18:05

HAIBACH/DONAU. „Wir wollten die Sache durchziehen und nicht nach ein bis zwei Jahren reumütig wieder aufgeben“, erinnert sich Franz Exenschläger, Obmann der Naturschutzgruppe Haibach. 35 Jahre ist es mittlerweile her, dass im kleinen Kreis einer Stammtischrunde der Entschluss fiel, etwas für die Natur tun zu wollen und die Gruppe dafür von vielen Seiten belächelt wurde.

  1 / 8   Beim Graben eines Tümpels 1985, damals noch per Hand mit der Schaufel. Foto: Naturschutzgruppe Haibach

Nach anfänglichen Müllsammlungen und Nistkastenaktionen wurde mit dem Graben von Tümpeln begonnen. „Ein Tümpel kann sich in kurzer Zeit zu einem wertvollen Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen entwickeln. Daher war dies unser erster großer Schwerpunkt – zum großen Erstaunen für viele, da die meisten dieser Froschlacken zu dieser Zeit bereits aus Haibach verschwunden waren“, erzählt Exenschläger. Weiter ging es mit der Pflanzung von ersten Hecken, „was für Haibach mindestens genauso gewöhnungsbedürftig war wie die Tümpel.“

Aufgrund einer Initiative des damaligen Naturschutz-Landesrates Leo Habringer hielt 1986 der Naturschutzgedanke endgültig Einzug in Haibach. Bürgermeister, Gemeinderäte und viele Vereine folgten dem Aufruf zur Mitarbeit, „manche fühlten sich vielleicht auch ein wenig zwangsbeglückt“. Nichtsdestotrotz wurden in gemeinsamen Aktionen dutzende Tümpel angelegt, tausende Heckenpflanzen gesetzt und hochstämmige Obstbäume gepflanzt. „Haibach wurde zur Naturschutz-Mustergemeinde.“

Ein weiterer Meilenstein folgte 1988 mit der Gründung des Panda-Clubs Haibach. „Junge Menschen für eine Sache zu gewinnen ist ein zentrales Anliegen vieler Initiativen. So hatten auch wir rasch erkannt, dass nachhaltiges Naturverständnis, im Optimalfall in der gesamten Familie, nur dadurch gelingen kann, wenn die Kinder am Naturschutz Spaß finden“, erklärt Exenschläger.

Spaß kommt nicht zu kurz

Seither sind einige Jahre vergangen. Es wurden Naturschutz- und Wasserschutzpreise eingeheimst und zahlreiche kleine sowie große Projekte im Großraum der Donautal-Anrainergemeinden und im Eferdinger Becken umgesetzt. „Oberstes Grundprinzip und gleichzeitig Erfolgsgeheimnis ist aber unverändert die gute Zusammenarbeit mit den Landwirten. Naturschutz ist nur im Einklang mit den Grundbesitzern möglich. Der zweite wesentliche Baustein unseres Erfolges ist die Freundschaft. Aus unterschiedlichen Alters-, Berufs- und Interessensgruppen kommend steht eines für die vielen ehrenamtlichen Aktivisten im Vordergrund: der Spaß darf bei der gemeinsamen Naturschutzarbeit nicht zu kurz kommen. Dank unseres unbürokratischen Vereinszugangs mit keinerlei fixen Verpflichtungen schaffen wir es alljährlich auch ausreichend Ehrenamtliche zu motivieren, sodass die Arbeit für den Einzelnen auch nie zu anstrengend wird – hoffen wir zumindest“, lacht der Obmann. 

Bedrohte Arten im Vormarsch

Was Exenschläger mehr zu denken gibt, ist die allgemeine Entwicklung des Naturschutzes. „Der Artenrückgang in Mitteleuropa ist offensichtlich und mittlerweile für alle zu bemerken. Insbesondere die Insektenvielfalt und die Vögel der Kulturlandschaft haben in bedrohlichem Ausmaß abgenommen. Trotzdem ist es in unserer Region gelungen, dank der jahrzehntelangen Naturschutzarbeit gemeinsam mit vielen Grundbesitzern diese negative Tendenz zu stoppen. Viele seltene Amphibienarten weisen bei uns sehr gute Bestände auf; europaweit bedrohte Schmetterlinge wie die Wiesenknopf-Ameisenbläulinge oder der Weiße Waldportier nehmen aufgrund unseres Wiesenmanagements wieder deutlich zu. Auch Rebhuhn und Wachtel halten sich erstaunlich gut und der ehemals nahezu ausgestorbene Steinkauz findet im Eferdinger Becken wieder gute Lebensräume. Sogar der Wanderfalke konnte im Donautal aufgrund unserer gezielten Schutzmaßnahmen seit wahrscheinlich 50 Jahren heuer erstmals wieder erfolgreich brüten.“

Naturschützer in Misskredit

Was aber ziemlich bedauernswert sei: „Dass wir vor rund 35 Jahren für unsere Naturschutzarbeit belächelt und kritisiert wurden, ist vielleicht nachvollziehbar, da dies damals etwas völlig Neues war. Leider wird man aber auch heute noch als Naturschützer mancherorts intensiv angefeindet und völlig ungerechtfertigt über social media in Misskredit gebracht, wie im Frühjahr ein sehr ärgerlicher Fall in einer Nachbargemeinde gezeigt hat. Für mich ist unverständlich, dass auf ehrenamtliches Engagement zum Schutz unserer gemeinsamen Lebensgrundlagen immer noch hingehackt wird!“

Mehr Infos gibt's hier.


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