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Prozessbeginn: Bürgermeister beteuert seine Unschuld

Lisa Hackl, 19.01.2021 17:15

BEZIRK EFERDING/ WELS. Vor dem Landesgericht Wels begann der Prozess gegen einen Bürgermeister und Landtagsabgeordneten aus dem Wahlkreis Hausruck. Er wird beschuldigt, eine Mitarbeiterin zweimal sexuell belästigt und dreimal vergewaltigt zu haben. Für den Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung.

Mit großem medialen Interesse begann der Prozess am Landesgericht Wels. Foto: LHackl
Mit großem medialen Interesse begann der Prozess am Landesgericht Wels. Foto: LHackl

Der Angeklagte sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Er soll sich zwischen 2014 und 2016 mehrmals an der Mitarbeiterin vergangen haben. Während seiner Aussage vor Gericht wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Der Anwalt der Mitarbeiterin, die als Nebenklägerin auftritt, Clemens Krabatsch, hatte zuvor im Namen seiner Mandantin dafür plädiert, die gesamte Verhandlung öffentlich abzuhalten.

Beweismittel aufgetaucht

DNA-Spuren von Opfer und Täter finden sich auf einem Taschentuch, das die Nebenklägerin aufbewahrt hatte. Vor Gericht meinte der Angeklagte, er habe im Gemeindeamt masturbiert und das dabei verwendete Tuch in einen Mülleimer geworfen. Wie weibliche DNA-Spuren darauf nachzuweisen sein können, kann er sich nicht erklären. Oliver Plöckinger, Anwalt des Beklagten, versuchte in seinem Auftaktplädoyer, die Zeitangaben und Aussagen des Opfers zu widerlegen. So würden Uhrzeiten und Termine bei zwei der Vergewaltigungen nicht übereinstimmen, einmal soll der Angeklagte sogar auf dem Weg nach Italien gewesen sein. Zusätzlich legte Plöckinger Fotos vor, auf denen das Opfer und der Angeklagte lächelnd zu sehen sind. Die darauf sichtbare Vertrautheit lasse laut dem Anwalt keinen Schluss auf eine Vergewaltigung zu.

Presseaussendung an Bürger

Nachdem die Anklage Mitte Dezember publik geworden war, wandte sich der Beschuldigte mittels einer Aussendung an seine Gemeinde. Er habe sich dazu entschieden, sein Bürgermeisteramt nicht zurückzulegen und erst nach Ende des Verfahrens mit Beweis seiner Unschuld zu entscheiden, ob er weiterhin als Bürgermeister arbeiten wolle. Er widerspreche sämtlichen Vorwürfen und werde im Zuge der Gerichtsverhandlung alles tun, um seine Unschuld zu beweisen. Er danke seinen Mitarbeitern und seiner Familie, die in dieser Situation zu ihm stehen würden.

Gemeinderatssitzung eskaliert

Im Zuge der Verhandlung wurden neue Details bekannt. So habe die Nebenklägerin die Vorfälle nicht von sich aus angezeigt, sondern sei vom Angeklagten wegen Verleumdung angezeigt worden. Bei einer Gemeinderatssitzung sei über die Vertragsverlängerung der Mitarbeiterin abgestimmt worden, die sich seit 2018 im Krankenstand befindet. Die Frau selbst habe als Zuhörerin an der Sitzung teilnehmen wollen, als man sie des Saales verweisen wollte, sei die Situation eskaliert und sie habe vor den Gemeinderatsmitgliedern Vergewaltigungsvorwürfe ausgesprochen. Diesen begegnete der Bürgermeister mit einer Anzeige. Im Zuge der Ermittlungen sprach die Frau erstmals von Übergriffen, woraufhin die Staatsanwaltschaft Anklage erhob.

Prozess vertagt

Der Anwalt des Klägers, Oliver Plöckinger, zeigt sich zufrieden mit dem ersten Prozesstag. Die vernommenen Zeugen hätten die Aussagen seines Mandanten gestützt. Das Ziel sei klar ein Freispruch. Im Laufe der Verhandlung wurde ein USB-Stick mit Whats-App-Chatverläufen in die Beweisführung aufgenommen. Um diese zu sichten, wurde die Verhandlung vertagt. Über den Zeitpunkt der Fortsetzung des Verfahrens gibt es derzeit noch keine Informationen. Die neuaufgenommenen Beweismittel müssten vorerst gesichtet werden, heißt es aus dem Landesgericht Wels.


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