Hochwasserprojekt: „Negative Auswirkungen nicht verhinderbar“
ALKOVEN/ ASCHACH/ PUPPING/ FELDKIRCHEN. Das geplante Hochwasserprojekt in Bayern könnte sich vor allem auf das Eferdinger Becken auswirken. Tips hat bei Behörden und Vertretern nachgefragt.
In Bayern sollen Hochwasserschutzanlagen an der Donau entstehen, um Siedlungsräume zu schützen. Dabei sind es vor allem die unterschiedlichen Zugänge, die den Behörden in Oberösterreich Sorgen machen. Während in Österreich eher siedlungsnahe Schutzlinien gebaut werden, die dem anströmenden Wasser genug Platz geben, um sich zu verteilen, setzt man im Nachbarland vor allem auf Mauern, die sich näher am Fluss befinden. Beim geplanten Projekt zwischen Vilshofen und Straubing sollen auch Retentionsräume zurückgebaut werden, was im Hochwasserfall mehr Wasser nach Österreich bringen würde. Dies würde den Wasserdruck entlang des gesamten Flusses erhöhen, das Eferdinger Becken sähe sich als erster natürlicher Retentionsraum verstärkt mit Hochwassern konfrontiert, bevor diese die Landeshauptstadt Linz erreichen. Negative Auswirkungen könnten nicht verhinderbar sein, mutmaßt Felix Weingraber, der Leiter der Gruppe Hochwasserschutz am Land Oberösterreich. Derzeit läuft die Umweltverträglichkeitsprüfung des bayrischen Projekts.
„Realitätsfremd“
Mehr Überschwemmungen befürchtet auch David Allerstorfer, SPÖ-Bürgermeister der Gemeinde Feldkirchen (Bezirk Urfahr Umgebung). Hochwasser im Eferdinger Becken treffen auch seine Gemeinde besonders. Er bemängelt den langsamen Fortschritt beim Bau des Hochwasserschutzes im Eferdinger Becken. Den geplanten Hochwasserschutz hält er für „realitätsfremd“ und kritisiert, dass auch acht Jahre nach dem letzten Hochwasser noch kein Schutz umgesetzt wurde. „Bevor noch weitere Millionen sinnlos verplant werden, sollten die „reservierten“ und verbliebenen 180 Millionen Euro über die Gemeinden direkt an die gefährdeten Objektbesitzer für Selbstschutzmaßnahmen verteilt werden“, fordert er.
Detailprojekte obliegen den Gemeinden
Weingraber relativiert. Das Land Oberösterreich habe 2017 ein generelles Projekt zum Hochwasserschutz im Eferdinger Becken eingereicht, die Detailprojekte würden den Gemeinden obliegen. Dazu sind bestimmte Vorgaben einzuhalten, um die Projekte förderfähig zu gestalten. Weingraber nennt die Gemeinden Ottensheim und Walding sowie die Gemeinde Fraham als erfolgreich, wenn es um die Umsetzung des Hochwasserschutzes geht.
Besorgte Bevölkerung
Alkovens SPÖ-Bürgermeisterin Monika Rainer nimmt Sorgen in der Bevölkerung bezüglich des bayrischen Projektes wahr. „Die Bevölkerung wartet auch in Alkoven auf den Hochwasserschutz und versteht nicht, warum dies so lange dauert. In der Gemeinde selbst werden jedoch eher Hangwässer zu einem Problem. Ein diesbezügliches Projekt in Straßham am Gumpoldinger Bach sei nun nach 19 Jahren fertiggeplant und im Genehmigungsverfahren.
Negative Volksbefragung
Wenig besorgt reagiert man in Aschach auf die Pläne des Nachbarlandes. ÖVP-Bürgermeister Fritz Knierzinger geht davon aus, dass die Projektanten in Bayern den Hochwasserschutz in flussabwärtsliegenden Donaugemeinden berücksichtigen. Zum Hochwasserschutz in Aschach gibt es nach der Ablehnung des ersten Projekts bei einer Volksbefragung keine Alternativen. 95 Prozent der Aschacher Bürger waren damals dagegen, Hochwasserschutz in Form von meterhohen Mauern an der Aschacher Promenade zu bauen. „Von den zuständigen Behörden wurde seitdem kein Plan B in Angriff genommen“, erklärt Knierzinger. Hangwasser sei in Aschach ein kleineres Problem, mithilfe des Gewässerbezirkes soll in Zukunft ein Rückhaltebecken am Seyrbach entstehen, der in Rohren unter den Markthäusern zur Donau führt.
Initiative positiv
Die Initiative „Hochwasserschutz Eferdinger Becken“ beurteilt das bayrische Projekt hingegen positiv. Sprecher Gerald Zincke begrüßt die Errichtung von Flutpoldern im bayrischen Raum, eine Maßnahme, die die Initiative seit 2015 fordert. Für Hochwassersituationen fordert Zincke Betriebsordnungen, die sicherstellen, dass das Hochwasser des Inns vor dem der Donau abfließen kann. Er geht allerdings nicht von einer Verschlechterung der Situation aus. Auch Zincke kritisiert die schleppende Verwirklichung des Hochwasserschutzes im Eferdinger Becken und fordert einen runden Tisch mit allen Beteiligten, Landesrat Klinger und dem Landeshauptmann noch vor den Wahlen. Bodenversiegelung hält die Initiative für ein großes Problem im Bezug auf Oberflächenwasser. Sie fordert den Verzicht auf asphaltierte Parkplätze und stattdessen die Verlegung von Gittersteinen.
Hangwasserkarte schützt
Oberflächenwasser, welches aufgrund von Oberflächenverbauung nicht ablaufen kann, sieht auch Weingraber als zunehmendes Problem. Man habe deshalb vom Land Oberösterreich eine Hangwasser-Hinweiskarte herausgebracht, die das Bewusstsein der Anrainer beim Planen und der Gemeinden bei Raumordnungsverfahren steigern sollen. „Hangwassergeschützes Bauen soll in Zukunft Leid vermeiden“, so Weingraber.
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