Kultur: „Runter von der Couch, rein ins Konzert“
EFERDING/ GRIESKIRCHEN. Die Veranstalter im Bezirk Eferding und Grieskirchen kämpfen mit stagnierenden Besucherzahlen. Tips versucht, das Phänomen zu erklären.
„Seit August sind die Kartenverkäufe rückläufig“, bestätigt der Intendant des Bad Schallerbacher Musiksommers, Peter Gillmayr. Sowohl Russkaja als auch die Staatskünstler mussten aufgrund zu geringer Kartenvorverkäufe abgesagt werden. Den Grund dafür sieht Gillmayr zum einen in den 3G-Regeln, welche den Besuch von Veranstaltungen erschweren. Zudem sei das Publikum in der Zwischenzeit daran gewöhnt, die Inhalte von der Couch aus zu konsumieren. Darauf hat man in Bad Schallerbach bereits reagiert. Viel Werbung in den sozialen Netzwerken und ein Programm mit vielen bekannten Gesichtern sollen helfen. „Corona macht es schwieriger, aber nicht unmöglich“, so Gillmayr. Sein flammender Appell an die Besucher laute „Runter von der Couch und rein ins Konzert“. Er ruft die Bevölkerung dazu auf, Gutscheine statt Rückerstattungen in Anspruch zu nehmen und Events in den sozialen Medien zu teilen. Auch Betriebe und Gemeindevorsteher möchte Gillmayr einbinden. Sie sollen Gutscheine für Kulturveranstaltungen kaufen und diese an Mitarbeiter und die Bevölkerung verteilen.
Verschiebungen binden Gäste
Seit Anfang September ist auch bei der Initiative Literaturschiff ein Einbruch spürbar. Geschäftsführer Christian Gsöllradl-Samhaber spricht von etwa 50 Prozent an Umsatzeinbußen. Er ortet verschiedene Gründe. Die Verunsicherung eines Teils des Publikums gehört genauso dazu wie coronabedingte Maßnahmen sowie Verschiebungen aus den Vorjahren, die einen gewissen Teil der Gäste binden. Mehr Werbung im Internet, das verstärkte Auflegen von Programmheften, akribische Plakatierung und direkter Austausch mit den Gästen strebt die Initiative Literaturschiff an, um mehr Menschen ins Konzert zu locken.
Mehr Budget
Von Seiten der Gemeinden und des Landes wünscht sich Gsöllradl-Samhaber mehr Budget für Literatur- und Kulturvereine und mehr Unterstützung bei der Bewerbung von Veranstaltungen. Mitgliedschaften, der Kauf von Gutscheinen sowie die freiwillige Mitarbeit in Kulturvereinen sieht er als Möglichkeit, um die Kulturszene zu unterstützen.
Künstler betteln um Gäste
Von 50 bis 70 Prozent Umsatzeinbußen spricht auch Hemma Schleicher von der Hofbühne Tegernbach in Schlüßlberg. Auch in Wien habe sie die Erfahrung gemacht, dass die Säle leer sind und die Künstler nach Gästen betteln, so Schleicher. Sie ortet die Corona-Situation als Urheber des Publikumsschwundes. Die 3G-Maßnahmen sind wichtig für sorgenfreie Veranstaltungen; Schleicher appelliert, auf andere Menschen Rücksicht zu nehmen und die Maßnahmen einzuhalten. Der größte Feind der Kultur sei aber die Couch geworden. Die Gäste würden lieber zuhause bleiben. Unterstützung durch das Land Oberösterreich und das Publikum sei enorm wichtig, hebt Schleicher hervor.
Aus dem Rhythmus gekommen
Lois Berger vom Gaspoltshofener Spielraum bemerkt massive Einbrüche seit September. „Oft ist nur ein Drittel der Karten verkauft, die Leute sind aus dem Rhythmus gekommen“, meint er. Während der Corona-Zeit habe das Publikum verlernt, die Veranstaltungen zu besuchen. Der Kulturverein setzt darum auf besonders hochkarätige Künstler und Veranstaltungen. Bis Ende Dezember hofft er auf Stabilisierung. Ein weiteres Problem für die Initiative Spielraum sei das Ausbleiben der Landesförderung in den vergangenen Jahren.
Konsequenzen
Bessert sich die Lage nicht, ist ein Ausdünnen der heimischen Kulturlandschaft unausweichlich, so die Veranstalter.
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