Interview mit Biss: Youtuber Daniel Hubner erzählt von seiner Liebe zum Fischen
SCHARTEN. Daniel Hubner ist leidenschaftlicher Angler. 20.000 Aufrufe hat der Youtube-Kanal „StrikeLovers“ monatlich, auf dem er gemeinsam mit Andreas Zachbauer vor der Kamera zu sehen ist. Mit Tips spricht der 27-jährige Breitenaicher über Kommentarkritik, das Schmerzempfinden von Fischen und seinen ganz persönlichen Moby Dick.
Tips: Wie bist du zum Angeln gekommen und was fasziniert dich am Fischen?
Hubner: Das habe ich meinem Vater zu verdanken, der nach wie vor begeisterter Karpfenangler ist. Er nahm mich schon als Kind zum Nachtfischen an verschiedenste Seen in der Region mit. Immer wenn er seine Karpfenruten vorbereitete, machte ich schon ein paar Würfe mit der Spinnrute, um einen Raubfisch zu überlisten. Faszinierend ist es, ein Teil der Natur zu sein, den Alltag hinter sich zu lassen und als Angler seinen Teil zur Umwelt beizutragen.
Tips: Angeln galt Jahrzehnte als „Pensionistensport“. Das hat sich deutlich gewandelt. Woran liegt das?
Hubner: Ich denke, es hat hier bei vielen jungen Menschen ein Umdenken stattgefunden. Sie verbringen ihre Freizeit lieber mit Freunden am See als vor Computern. Maßgeblich dazu beigetragen haben soziale Netzwerke wie YouTube oder Instagram, in denen eine regelrechte Fan-Szene entstanden ist.
Tips: Man kennt dich, vor allem auch in Kombination mit Andreas Zachbauer, durch den YouTube Kanal „Strikelovers“ mit mehr als 6000 Abonnenten. Wie bist du zu YouTube gekommen?
Hubner: Das allererste Video haben wir vor etwa sieben Jahren auf Youtube gestellt – damals hießen wir noch „PikeAttack“. Alles begann, als ich in meiner Lehrzeit meinen Kollegen Christoph kennenlernte. Er war schon damals ein absoluter Profi was Kameras, Drohnen und Schnittprogramme anging, weswegen wir uns kurze Zeit später an der Traun verabredeten und er mich beim Fischen filmte. Nach kurzer Zeit war das erste Video fertig und wir stellten es auf Youtube. Innerhalb kürzester Zeit hatten wir jede Menge Aufrufe, ein gutes Feedback und richtig viel Motivation. Wir machten das drei Jahre lang zusammen und konnten von Video zu Video beobachten wie der Kanal größer wurde. Vor vier Jahren schrieb mich Andreas an, der damals schon fischerei- und medientechnisch ganz vorne mit dabei war und wir machten uns einen Termin zum Fischen aus. Dann führte eines zum anderen und wir begannen mit „StrikeLovers“.
Tips: Warum der Name „Strikelovers“?
Hubner: Als ich mit Andreas das erste Mal gemeinsam am Wasser war, haben wir uns am Boot Gedanken wegen eines neuen Namens gemacht. Da es beim Kunstköderangeln in erster Linie um den Biss (auf Englisch „Strike“) geht und wir unser Hobby einfach lieben (auf Englisch „Love“), haben wir uns auf den Namen StrikeLovers, also Bissliebhaber, geeinigt.
Tips: Verdienst du inzwischen Geld mit den Videos, hast du auch einen „Brotjob“?
Hubner: Nein, wir verdienen mit Youtube kein Geld. Es ist immer ein bisschen ein Irrglaube, aber um mit Youtube Geld zu verdienen, bräuchten wir 100.000 Abonnenten. Aber wir machen das nicht für Geld und es war auch bis dato nie wirklich ein Thema. Wir lieben das was wir tun und jeder der uns kennt oder schon mal ein Video gesehen hat, sieht das. Ich bin gelernter Maschinenbautechniker und diesen Beruf übe ich bis heute aus.
Tips: Welchen Herausforderungen unterliegt man als Youtuber?
Hubner: Man ist natürlich sehr präsent. Das muss man mögen. Mich reden öfter Leute beim Einkaufen oder auf der Straße an, ob ich der von den StrikeLovers bin. Aber es ist im Großen und Ganzen eine sehr coole Community. Man versucht natürlich immer neue Sachen auszuprobieren und neue Gewässer zu befischen und sich weiterzuentwickeln.
Tips: Wie viele Stunden oder Tage braucht es von der Idee bis zum fertigen Online-Video?
Hubner: Das ist sehr unterschiedlich. Meistens gehen wir einen ganzen Tag lang fischen und filmen mit. Je nachdem, ob wir einen Kameramann dabei haben oder selbst filmen, stellen wir die Daten auf eine Cloud und schauen uns die Clips danach an. Wir sortieren aus und benennen auch schon einige Videos, um nachher beim Schnitt einen Überblick zu haben. Danach wird das Video geschnitten, bewerten die Erstversion und machen dann noch beliebig viele Änderungen. Aber ich würde sagen dass ein Video rund fünf Tage dauert.
Tips: Wie gehst du mit Dislikes und unberechtigter Kommentarkritik um? Gibt Dir das extra Motivation?
Hubner: Ich müsste lügen, wenn ich behaupte, dass wir in unserer Anfangszeit Dislikes oder schlechte Kritik einfach so weggesteckt haben. Aber wir haben dann relativ schnell an unseren Fehlern gearbeitet und auch manches eingesehen, da jeder – auch wir – nicht immer alles so gemacht haben wie es sich eigentlich gehört. Mittlerweile haben wir sehr viel aus der Vergangenheit lernen können und sind für Kritik offener als jeher, um uns verbessern und weiterentwickeln zu können.
Tips: Was würdest du Jugendlichen raten, die sich ein Beispiel an den Strikelovers nehmen und selbst einen Youtube-Account aus dem Boden stampfen wollen?
Hubner: Ich würde allen Junganglern da draußen raten einfach ans Wasser zu gehen, Spaß beim Angeln zu haben und einfach eine Kamera mitlaufen zu lassen, die das ganze Abenteuer festhält. Wenn ihr dranbleibt und das tut was euch Spaß macht und euch am Herzen liegt, kommt alles andere fast von selbst.
Tips: Was muss man mitbringen, wenn man sich dem Fischen verschreiben will?
Als erstes braucht man eine Extraportion Motivation. Auch ein Ziel, das man verfolgt und auf welches man hinarbeiten möchte. Natürlich auch Ausdauer und Geduld, denn es gibt Tage, an denen man nur für einen einzigen Fisch sehr lange und sehr konzentriert angeln muss.
Tips: Was war bisher deine größte Angel-Herausforderung?
Hubner: Die größte Herausforderung war vor etwa 15 Jahren am Faakersee in Kärnten bei einem Angelausflug mit meinem Vater. Eines Abends konnte ich dort einen Schwarzbarsch beobachten, der dort in den Seerosen stand, und ich wollte diesen Fisch unbedingt fangen. Ich versuchte es mit allen möglichen Ködern, die ich in der Box hatte. Nichts hat funktioniert. Am letzten Tag ging ich in den kleinen Wald nebenan und buddelte in meiner Verzweiflung einen Wurm aus, den ich auf einen Haken köderte und dem Barsch direkt vor dem Maul präsentierte. Er schnappte sofort zu und ich konnte in der letzten Stunde vor der Heimfahrt einen 45 Zentimeter langen Schwarzbarsch in Händen halten. Damals ein absolutes Highlight. Viele Angler fangen so einen Fisch ihr ganzes Leben nicht.
Tips: Worauf muss ich als Angel-Newbie achten? Welche Grundausstattung brauche ich?
Hubner: Dass du dich mit den Bestimmungen und Regeln deines Gewässers vertraut machst. Es ist für niemanden gut, wenn du wo angelst, wo du eigentlich nicht darfst. Aber ansonsten solltest du immer einen Köder im Wasser haben, denn nur so kannst du auch einen Fisch fangen. Du brauchst eine Angelrute, eine Angelrolle, etwas Schnur und einen Köder auf einem Haken schon kann es losgehen.
Tips: Darf ich einfach so drauf los angeln? Was sind die Must haves und was kann man sich sparen?
Hubner: Du brauchst eine Fischerkarte, die du ab dem zwölften Lebensjahr machen kannst. Bist du unter zwölf Jahre, dann kannst du mit jemandem mitangeln, der eine Karte besitzt und eine gültige Jahreslizenz für das jeweilige Bundesland besitzt. Die Fischerkarte kann man bei uns in einigen Gasthäusern machen. Leider wird bei diesem Kurs sehr wenig auf das eingegangen, was einen am Wasser wirklich erwartet. Zum Beispiel wie man beim Hecht den Kiemengriff richtig macht, ohne später eine blutige Hand zu haben oder ganz einfache aber wichtige Dinge, wie sich die Hände nass zu machen wenn man einen Fisch angreift.
Tips: Worauf muss ich achten, wenn ich einen aus dem Wasser hole? Worauf muss man achten, wenn man die Fische nach dem Herausholen wieder zurück ins Wasser setzt?
Hubner: Man sollte darauf achten, den Fisch so schonend wie möglich zu behandeln, egal ob man ihn entnimmt oder wieder zurücksetzt. Das macht man entweder mit einem Kescher oder mit der Hand. Man sollte immer darauf achten, dass der Fisch selbst immer nass ist. Wenn man den Fisch entnimmt, sollte man diesen durch zwei bis drei Schläge auf den Kopf betäuben und anschließend mit einem Herz oder Kiemenstich töten. Wenn man den Fisch zurücksetzen möchte, sollte man diesen mit nassen Händen so schnell wie möglich wieder ins Wasser zurücksetzen und so lange an der Schwanzflosse festhalten und stützen bis er von selbst wegschwimmt.
Tips: Habt ihr on-/offline schon einmal negative Erfahrungen mit Tierschützern gemacht?
Hubner: Wir haben auf diesem Gebiet noch keine Erfahrungen gemacht, wobei wir auf solche stets vorbereitet sind, da wir zu unserem Hobby stehen und auf so ziemlich jede Frage eine plausible Antwort parat haben, die wissenschaftlich belegt ist.
Tips: „Catch and Release“ steht ja stark im Trend. Dabei werden Fische nicht getötet, sondern gewogen, vermessen, fotografiert und anschließend ins Wasser zurückgesetzt. Tierschützer kritisieren dieses Vorgehen. Haben Fische deiner Meinung nach ein Schmerzempfinden?
Hubner: Es gibt hierfür zahlreiche Studien, die sich mit dem Schmerzempfinden von Fischen befassen. Tenor ist oft, dass Fischen zwar die, bei Säugetieren fürs Schmerzempfinden zuständig,e Großhirnrinde fehlt, dennoch gibt es eine Reaktion des Nervensystems. Als Angler kann man nur mit höchstem Respekt und größter Vorsicht und mit gewissen Grundregeln ein faires „Catch and Release“ betreiben. Wir betreiben auch schon seit vielen Jahren „Catch and Select“. Das bedeutet, dass man vorher überlegt, welchen Fisch man entnimmt – ganz im Sinne von „Wenn wir in Zukunft große Fische fangen wollen, müssen wir große Fische zurücksetzen“. Das war für uns schon immer ein sehr wichtiges Thema, da uns die Zukunft unserer Gewässer sehr am Herzen liegt.
Tips: Kannst du Angelplätze in Eferding empfehlen?
Hubner: In Eferding direkt eher weniger. In Aschach gibt es die Donau, in Feldkirchen die Badeseen und dazwischen noch die Aschach und den Innbach. Dort habe ich auch einige Zeit verbracht, doch inzwischen sind diese Gewässer nicht mehr das was sie einmal waren. Das hat Gründe wie Hochwässer, die Rodung der Umgebung, die schlechte Bewirtschaftung und den steigenden Angeldruck.
Tips: Welche Fische darf man derzeit angeln?
Hubner: Der Herbst/Winter ist für uns eine der besten Angelmonate für große Raubfische. Aber grundsätzlich darf man zurzeit alle Fische außer die Forelle beangeln. Die ging nämlich mit 15. September in die Schonzeit.
Tips: In euren Videos angelt ihr viel auf Hecht. Was macht ihn so besonders?
Hubner: Wenn wir uns für eine Raubfischart entscheiden würden, auf die wir unser ganzes Leben lang angeln müssten, dann wäre das einhundertprozentig der Hecht. Dieser Fisch ist in (fast) allen Gewässern beheimatet. Er lässt sich mit vielen verschiedenen Ködern und Techniken überlisten und wird größer als der Zander, der Barsch oder die Forelle. Ein großes Hechtexemplar beschert einem einen starken Drill. Der Biss ist nicht wie mit einem Stromschlag wie beim Zander zu vergleichen, sondern so, als würde dir jemand die Angelrute aus der Hand reißen wollen – das lieben wir.
Tips: Jerkbaits, große Tubejigs, Gummifische, Spinner und Swimbaits - Womit hattest du bisher am meisten Erfolg? Oder lässt sich das pauschal nicht sagen?
Hubner: Das ist so nicht zu beantworten. Über die Jahre kann man sagen, dass jeder Kunstköder zu verschiedenen Situationen seine Stärken und Schwächen hat. Zum Beispiel fange ich mit Jerkbaits im Frühling nach der Hechtschonzeit sehr gut, da die Hechte nach dem Laichen erfahrungsgemäß noch sehr flach stehen. Den Jerkbait kann ich extrem flach und extrem langsam führen, weswegen dieser Köder in dieser Jahreszeit sehr gut funktioniert. Andererseits habe ich mit einem Jerkbait in der Donau, ich rede hier vom Haupstrom, kein gutes Gefühl, da dort mehr Zander als Hechte vorkommen und die Zander vorwiegend am Grund anzutreffen sind. Dort funktioniert ein Gummifisch sehr gut, da er durch sein Gewicht, den Bleikopf, schnell am Grund ist, und ich ihn dann genau dort angeln kann, wo auch die Zander stehen. Aber ich hatte schon mit vielen verschiedenen Ködern in verschiedenen Situationen Erfolg.
Tips: Hast du Tipps für Raubfischangler im Hecht-Fieber?
Hubner: Geht jetzt im Winter raus und verbringt so viel Zeit wie möglich am Wasser. Der Winter ist oft hart, weil es am Wasser sehr kalt werden kann und man viele Tage ohne Fisch erlebt. Aber der Winter ist die Jahreszeit, in der man die richtig Großen fangen kann. Also aufstehen, zusammenpacken und Hechtfischen gehen.
Tips: Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Hubner: Fischereitechnisch werde ich nicht zu viel ändern. Norwegen und Schweden würde ich gerne noch besuchen aber im Großen und Ganzen will ich mich weiterentwickeln und Dinge verbessern. Nicht nur meine eigenen. Ich möchte auch weiterhin Jungangler zum Fischen motivieren, ihnen den richtigen Umgang mit Fischen näherbringen und meinen Teil dazu beitragen, damit auch in Zukunft unsere Gewässer sauber sind, einen guten Fischbestand haben und gewährleistet wird, dass auch die Kinder meiner Kinder noch schöne Fische aus sauberen Gewässern fangen und auch essen können.
Tips: Wird es weitere Youtube-Formate geben? Vielleicht einen eigenen Angelshop?
Hubner: Wir haben für die Zukunft einiges in Planung, so viel kann ich schon mal verraten, aber einen Angelshop werde ich vermutlich nicht eröffnen. Das Angeln sollte ein Hobby bleiben. Wenn ich Lust habe, dann geh ich, wenn nicht, dann eben nicht. Darum mache ich lieber einen anderen Job der nichts mit allem zu tun hat, somit freue ich mich jedes Mal nach Arbeitsende auf das nächste Abenteuer!
Tips: Welcher ist dein Moby Dick, den du dir noch erfischen möchtest?
Hubner: Mein absolutes Highlight wäre noch einen Huchen von über einen Meter zu fangen. Diese Fische sind extrem schwer zu fangen und man muss in der Regel viel Zeit für solch einen Fisch investieren. Aber ich freue mich über jeden Fang, denn für mich zählen die Umstände und das Erlebnis wie ich den Fisch gefangen habe mindestens genauso viel wie der Fang selbst.
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