„In einer Hand hast du Geld, in der anderen dein Leben“
EFERDING/LINZ/ASCHACH. Unsicherheit, Angst und Verzweiflung prägten das Leben von Elyas Jamalzadeh. Er wurde geboren, um zu flüchten, sagt der Afghane. In Österreich angekommen, lernte er Deutsch, machte in Eferding eine Friseurlehre und ist einfach nur glücklich, dass er endlich ein Zuhause gefunden hat. Heute lebt er in Linz. Seine unglaubliche Fluchtgeschichte beschreibt er in seinem Buch „Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten“.
von SABRINA LANG
„Man verliert sein Zuhause, seine Freunde, die Familie, einfach alles“, sagt Elyas Jamalzadeh als er über seine Flucht von Teheran (Iran) nach Österreich spricht. Als Sohn von afghanischen Kriegsflüchtlingen im Iran geboren, wurde die Familie dort immer als Mensch zweiter Klasse behandelt. Er durfte nicht in die Schule und musste sich das Geld zum Überleben als Verkäufer auf der Straße verdienen. Als er es trotzdem schaffte, im Iran eine Firma zu gründen und damit Erfolg hatte, nahm das iranische Regime sein Geld und schmiss ihn aus dem Unternehmen. Afghanen dürften im Iran keinen Erfolg haben, so sei die dort vorherrschende Meinung, sagt Jamalzadeh.
Ein Jahr lang auf der Flucht
Ohne Perspektive auf ein normales, friedliches Leben und als sich die Situation für ihn und seine Eltern immer mehr zuspitzte, machte er sich mit seiner Familie 2014 auf den Weg in eine erneut ungewisse Zukunft. Vom Iran ging es in die Türkei, nach Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und die Slowakei bis nach Österreich, ein Land, das er zuvor nicht kannte. Ein Jahr lang war Jamalzadeh unterwegs, 70 Prozent der Wegstrecke zu Fuß, den Rest im Zug oder in den Händen von Schleppern in einem Auto. Wie viele Kilometer er dabei zurücklegte, weiß er nicht, denn: „Wir waren oft zwei bis drei Wochen zu Fuß unterwegs, doch erwischte uns die Polizei, brachte sie uns wieder dorthin zurück, wo wir zuletzt waren.“ Die Flucht war geprägt von Unsicherheit, Angst und Verzweiflung. „Du spielst mit deinem Leben, du weißt nicht, was passiert und du musst Menschen vertrauen, die du nicht kennst und die alles für Geld machen“, erzählt der Afghane.
Schnee am Geburtstag
„Alles, was du in deiner Heimat hattest, verkaufst du, damit du Geld bekommst. Während der Flucht hast du in einer Hand dein Geld und in der anderen dein Leben. Wenn du nur eines von beiden verlierst, kannst du mit dem anderen nichts anfangen“, schildert Elyas. Die Frage nach seinem Alter kann der Flüchtling nicht beantworten. Er sei so zwischen 26 und 28 Jahre alt, meint er. Er habe keine Geburtsurkunde oder sonstigen Nachweis. Nur eines: Am Tag seiner Geburt hätte es geschneit, hatte ihm seine Mutter erzählt.
Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten
Seit sieben Jahren arbeitet er im Friseursalon Ulli in Eferding. Im Februar möchte er einen Unternehmerkurs besuchen, um irgendwann ein eigenes Geschäft zu führen. Seine Geschichte schrieb der Afghane gemeinsam mit seinem Freund Andreas Hepp in dem Buch „Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten“ nieder. Er brach an einem Freitag zur Flucht auf, daher der Titel. Er schildert darin die Probleme seiner Eltern mit den Taliban, wie es einem Flüchtling ohne Rechte, ohne Daheim ergeht und seine Flucht. Eines vergisst der Autor dabei nie: den Humor. „Ich wollte, dass man beim Lesen nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll“, sagt Jamalzadeh.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden