Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Sternenkinder: Wenn das größte Glück nicht auf Erden bleiben darf

Sabrina Lang, 14.03.2023 19:00

EFERDING. Wenn die Liebe im Bauch wächst, aber keine Zeit zum Gedeihen hat: Als Sternenkinder werden Babys bezeichnet, die noch während der Schwangerschaft, bei oder nach der Geburt verstorben sind. Für Eltern ist dieses Schicksal geprägt von Trauer, Schmerz und nicht selten von Selbstvorwürfen. Kerstin Mitterhauser-Pöttinger ist Psychotherapeutin in Eferding und begleitet Mütter und Eltern nach Fehlgeburten und Kindstod.

Im Stadtfriedhof in Eferding gibt es eine Gedenkstätte für Sternenkinder. (Foto: LangS)
  1 / 2   Im Stadtfriedhof in Eferding gibt es eine Gedenkstätte für Sternenkinder. (Foto: LangS)

Wenn im Ultraschall plötzlich das kleine Herz nicht mehr schlägt oder es nach der Geburt ganz still wird. Fehl- oder Totgeburten sind für Mütter und Eltern traumatisch und bedürfen in jedem Fall Aufarbeitung. Nicht selten ist eine Fehlgeburt noch immer ein gesellschaftliches Tabuthema. Man spricht nicht gerne darüber. Dabei sei es so wichtig, das Geschehene zu verarbeiten.

Sich in der Trauer wiederfinden

„Frauen fühlen sich mit ihrem Schmerz auf der körperlichen wie auch auf der psychischen Ebene sehr oft alleine gelassen. Besonders diese Begleitungen haben mich bereits in meiner Rolle als Hebamme sehr berührt, sodass es eine für mich logische Konsequenz war, mich als Psychotherapeutin diesem (Tabu-)Thema zu widmen. Ich habe es mir auch ein stückweit zu meiner Aufgabe gemacht, dass Frauen und Paare ihre Stimme in der Trauer wieder finden und den Verlust des Kindes gut begleitet bearbeiten können“, sagt Psychotherapeutin Kerstin Mitterhauser-Pöttinger.

Wenn sich Mütter selbst die Schuld geben

Für viele Frauen, die eine Fehlgeburt erleiden, gibt es oft nur eine Frage: „Was habe ich falsch gemacht?“. Es sei die Frage nach der Schuld, die sich unweigerlich stellt, meint die Psychotherapeutin. Weil ihnen sehr häufig einfach kein Grund genannt werden kann, würden sie die Schuld bei sich selber suchen. Fragen wie „was habe ich gemacht, gegessen, erlebt, was zur Fehl/Totgeburt geführt haben könnte?“, sind sehr belastend und plagend, weiß Mitterhauser-Pöttinger.

Wenn die Angst überhandnimmt

„Ich erlebe es sehr häufig, dass Frauen nach diesen Verlusten das Vertrauen in ihren Körper verlieren und mit großer Selbstunsicherheit zu kämpfen haben. In dieser Zeit ist es auch oft nicht möglich, die Angst adäquat zu regulieren, um sich auch wieder optimistischen und erfreulichen Momenten der Folgeschwangerschaft zu widmen. Sorgen und Befürchtungen können zu Beginn der neuen Schwangerschaft noch gut kontrolliert werden. Doch je näher der Zeitpunkt rückt, zu dem es beim letzten Mal passiert ist, desto größer werden die Ängste“, sagt die Psychotherapeutin. Dauerstress und Ängste, die die Schwangere in Beschlag nehmen, würden unweigerlich das Gefühl auslösen, dass ein erneuter Verlust jederzeit möglich wäre. Mitterhauser-Pöttinger warnt davor, dass werdende Mütter die Angst verdrängen, denn: „Unterdrückte Gefühle kommen häufig in einer Wucht wieder zurück, die dann schwer aushaltbar ist“, meint die Psychotherapeutin.

Ziel: Wieder Hoffnung finden

In der Begleitung der Mütter und Paare nach dem Verlust ihres Babys ist ein erstes Ziel, neben den nachvollziehbaren Ängsten und Befürchtungen auch wieder Freude und Hoffnung zuzulassen. „Manche Frauen denken, es sei eine gute Schutzstrategie, wenn man versucht, sich emotional nicht auf die neue Schwangerschaft einzulassen, in der Annahme, bei einem neuerlichen Verlustweniger traurig und verzweifelt zu sein. Der Beziehungsaufbau zum ungeborenen Kind ist aus pränatalpsychologischer Sicht aber ganz wichtig. Denn die Gefühle und Emotionen der Mutter gelangen über die körpereigenen Hormone durch die Nabelschnur zum Kind“, sagt Mitterhauser-Pöttinger und ergänzt: „Jedes Kind hat es sich verdient, schon in der Schwangerschaft Freude und Hoffnung bei den werdenden Eltern auszulösen“.

Unterstützung bei Sternenkindern

Unter mein-sternenkind.net finden von Fehl- oder Totgeburten betroffene Mütter und Paare österreichweite und regionale Unterstützungsangebote. Im Pfarrfriedhof Eferding gibt es beispielsweise eine Gedenkstätte für Sternenkinder und im St. Sebastians-Friedhof in Grieskirchen gibt es eine Kindergrab-Stätte.

Angebote, Unterstützungen und Informationen für Mütter und Eltern nach dem Erleben einer Fehl- oder Totgeburt:

www.mein-sternenkind.net

Über Kerstin Mitterhauser-Pöttinger:

Kerstin Mitterhauser-Pöttinger war 15 Jahre lang Hebamme am Kepler Universitätsklinikum in Linz, bevor sie das Studium der Psychotherapie absolviert hat.

Heute begleitet sie Frauen und Paare direkt bei der Geburt ihres Sternenkindes und darüber hinaus zu Hause im „stillen Wochenbett“.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden