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Eferdinger Familie berichtet von der Brandhölle auf Rhodos

Katharina Bocksleitner, 01.08.2023 18:00

EFERDING. So hatten sich Eva und Michael Brummeier von der Eferdinger Kepler-Stuben ihren Sommerurlaub nicht vorgestellt. Die Reise nach Rhodos wurde für sie und ihre beiden Kinder zum wahrgewordenen Albtraum.

  1 / 2   Das Eferdinger Wirte-Ehepaar Eva und Michael Brummeier erzählen von ihren Erlebnissen auf Rhodos. (Foto: Bocksleitner)

Familie Brummeier wollte ihren Sommerurlaub auf der Insel Rhodos verbringen. Gleich bei der Ankunft im Hotel wurden sie darauf hingewiesen, dass der Himmel nicht ganz klar sei und sie besser drinnen bleiben sollten. Aber die Brände seien weit entfernt und sie sollten sich keine Sorgen machen.

Überall Rauch und Asche

Den zweiten Urlaubstag verbrachten die Eferdinger am Strand. Immer wieder sahen sie Rauchwolken, doch von den Mitarbeitern hieß es weiterhin: „Keine Sorge“. Am Abend hatte der Rauch zugenommen und es regnete bereits Asche vom Himmel. Auf ihre Fragen bei der Rezeption erhielten die Brummeiers immer noch dieselbe Antwort: „Sie müssen sich keine Sorgen machen.“ Dennoch waren sie inzwischen unsicher. „Ich habe zu meinem Mann gesagt: ,Mach zur Sicherheit den Tresor auf, damit wir schnell zu unseren Pässen und unserem Geld kommen, falls in der Nacht etwas sein sollte“, erzählt Eva Brummeier. Die Nacht verlief ruhig. Doch am nächsten Tag beim Frühstück waren die Polstermöbel mit Asche bedeckt. „Da haben wir angefangen, uns Sorgen zu machen. Immerhin waren wir ja mit unseren Kindern unterwegs. Aber auf unsere Nachfrage hieß es erneut, wir sollten uns keine Sorgen machen und wir könnten unseren geplanten Ausflug in die Stadt ruhig machen. Also sind wir gefahren“, sagt sie weiter. Als die Familie schon circa eine Stunde in der Stadt war, ging auf all ihren I-Phones plötzlich ein lautes Alarmsignal los mit dem Warnhinweis „Sofort evakuieren!“. Schnell begaben sie sich zum Taxistand, doch keiner wollte sie mehr zu ihrem Hotel fahren. „Erst die vierte Taxifahrerin ließ uns einsteigen und fuhr los. Aber als ihr klar wurde, wohin wir wollten, ließ sie uns mit einer Ausrede und dem Versprechen, uns später wieder abzuholen, einfach am Straßenrand aussteigen. Dort mussten wir dann Auto stoppen, bis wir endlich ein Taxi fanden, das ohnehin gerade zu unserem Hotel fuhr, um Gäste abzuholen“, erklärt Michael Brummeier.

Auf Evakuierung folgte große Unsicherheit

Beim Hotel angekommen, herrschte überall Chaos. Ringsum hörte man den Alarm, überall lagen schon Löschschläuche herum und der Himmel war voller Rauch. Vor dem Hotel wurden Handtücher und Wasser verteilt und die Gäste wurde aufgefordert, sich zum Atmen nasse Handtücher vor Mund und Nase zu halten. Dann tauchten vom Hotel organisierte Busse auf, die alle Gäste an einen Strand zu einer Art Sammelpunkt brachten. Ihnen wurde gesagt, dort seien sie sicher. Später würden wieder Busse kommen und sie abholen. Dann wurden sie dort stehengelassen. Kurze Zeit später ertönte auf den Handys der Brummeiers wieder die Evakuierungswarnung und als es dunkel wurde, sahen sie, wie das Feuer den Berg herunter näherkam.

Die Urlauber am Sammelpunkt wurden immer mehr und niemand wusste, wie es weitergehen würde. Die Familie traf auf einen Hotel-Barchef, der ihnen schließlich sagte, sie sollten die Hoffnung auf Busse aufgeben. Diese würden nicht mehr dorthin durchkommen. Sie sollten sich lieber mit nassen Handtüchern vor Mund und Nase an den Strand setzen und auf die Boote warten. Das taten sie und sahen, wie das Feuer langsam näher kam. „Mama, ich will nicht sterben, ich habe so viel gelernt“, sagte die 16-jährige Lena zu ihrer Mutter. Diese erwiderte „Du wirst nicht sterben“, obwohl sie sich in diesem Moment selbst nicht sicher war. „Das war das Schlimmste: Wir wussten ja nicht, was schneller kommen würde – das Boot oder das Feuer“, erzählt Eva Brummeier und ihr Mann fährt fort: „Als die Boote endlich kamen, gab es Gedränge und Panik. Alle wollten so schnell wie möglich auf ein Boot. Unsere Tochter hat so sehr geschrien, dass wir zum Glück alle vier auf ein Boot kamen. Obwohl es hieß: ,Frauen und Kinder zuerst“. Mit dem Schiff fuhren sie dann circa zweieinhalb Stunden den Strand entlang nach Rhodos-Stadt. Überall an der Küste konnten sie Feuer sehen. Die Kinder konnten zum Glück ein bisschen schlafen und die Eltern zu Hause Bescheid geben.

In Sicherheit?

In Rhodos-Stadt mussten sich alle Evakuierten registrieren. „Dort waren die Leute alle sehr herzlich. Sie erklärten uns, sie hätten für alle Zimmer in anderen Hotels reserviert. Dann drückten sie uns einen Zettel mit einem Hotelnamen in die Hand und schon saßen wir im Taxi. Wir waren uns nicht sicher, ob dieses Hotel wirklich existierte und was uns dort erwarten würde. Aber nach ein wenig Verwirrung zu Beginn, konnten wir endlich duschen und ein wenig schlafen“, erzählt Michael Brummeier. Den Reiseveranstalter konnte die Familie nicht erreichen, doch die Mitarbeiterin in ihrem Eferdinger Reisebüro buchte für sie den nächstmöglichen Flug nach Hause. Die Brummeiers müssen ihre Erlebnisse noch verarbeiten, doch sie sind froh, dass sie wieder zu Hause sind.


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