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Wetterextreme und steigende Preise belasten die heimischen Landwirte

Katharina Bocksleitner, 05.09.2023 18:00

EFERDING. Acht von zehn Landwirten haben Sorgen aufgrund von Ernteausfällen durch Wetterextreme. Etwa drei Viertel geben laut einer von der Hagelversicherung in Auftrag gegebenen Market-Umfrage an, dass vor allem psychische Herausforderungen in den letzten Jahren mehr geworden sind. Der Eferdinger Erdäpfel- und Gemüsebauer Manfred Schauer spricht über seine Erfahrungen.

Eferdinger Erdäpfelbauer Manfred Schauer spricht über Wetterextreme und deren Folgen für die Landwirte. (Foto: Schauer)

Das Thema „psychische Belastung“ habe sich laut Schauer in den letzten Jahren in der Landwirtschaft deutlich verstärkt. Für ihn sind drei Themenbereiche damit verbunden: der Klimawandel, das Verbot von Pflanzenschutz durch die EU und insbesondere im Obst- und Gemüsebau des Eferdinger Beckens die wachsende Größe der Betriebe, was die Flächengröße und die Anzahl der Mitarbeiter betrifft.

Klimawandel

Der Eferdinger erklärt: „Die meisten Unternehmen in der Wirtschaft produzieren in Gebäuden, bei denen ein Wetterschutz vorhanden ist. Hier ist das Risiko berechenbar. Jedoch nicht in der Landwirtschaft. Hier kann zum Beispiel ein Hagelunwetter innerhalb weniger Minuten den wirtschaftlichen Erfolg eines ganzen Jahres kosten.“ Das Problem dabei sei, dass es keinen 100-prozentigen Versicherungsschutz gebe, da für die Versicherer das Risiko zu hoch sei: „Somit bleiben wir Bauern bei Wetterextremen auf einem Großteil der Kosten sitzen.“

Laut Schauer sei sehr oft ein selbst erlebtes Schadereignis der Auslöser für die psychischen Auswirkungen. Für ihn waren dies das Hochwasser 2002, der Hagel 2008 und das Hochwasser 2013. Seitdem wirke jede Wettervorhersage mit Hagel und Starkregen sehr belastend. Davor sei dies viel weniger gewesen. „Man kann solche einschneidenden Ereignisse ein Leben lang nicht mehr beiseite legen und man hat die Bilder der Schäden ständig im Kopf“, erzählt der Landwirt. „Wenn man sich die Jahre mit massiven wetterbedingten Schadereignissen in Oberösterreich in den letzten 20 Jahren vor Augen führt – Hochwasser 2002, Dürre 2003, Sturm Kyrill 2007, Hagel 2008, Hochwasser 2013, Dürrejahre 2015, 2017, 2019 – die Intervalle werden immer kürzer.“

Pflanzenschutz und Betriebsgröße

Jedoch nicht nur das Wetter mache Probleme. Auch ein eingeschränkter Pflanzenschutz bewirke, dass Pflanzen erkranken oder von Schädlingen befallen werden. Der geplante „Green Deal“ der EU würde zu massiven Ernteverlusten führen und die Preise für Lebensmittel stark steigen lassen. Auch die psychischen Belastungen für die Bauern würden zunehmen.

Der Drahtwurmbefall beispielsweise könne bei Erdäpfeln bis zu 80 Prozent der geernteten Menge vernichten. Die Kosten blieben für den Bauern gleich, jedoch könnten nur 20 Prozent vermarktet werden. Es liege auf der Hand, dass dadurch ein hoher wirtschaftlicher Verlust gegeben sei. „Als Obmann der Erzeugergemeinschaft Eferdinger Landl-Gemüse habe ich jedes Jahr verzweifelte Bauern am Telefon, die sich Sorgen um ihre Erträge machen. Pilzbefall bei Pflanzen oder ein Schädling können rasch eine Ernte vernichten oder deutlich reduzieren“, sagt Schauer. Auch die wachsende Betriebsgröße bewirke, dass der Betrieb Fixkosten aufgebaut habe, die auch da seien, wenn man nichts oder wenig ernte. Die Betriebe im Gemüsebau haben Mitarbeiter, die auch bei geringen Erträgen oder Totalverlusten bezahlt werden müssen.

Belastung und Hilfe

„Man kann das Risiko durch Schutz oder Versicherungen nur wenig minimieren. Man ist schlicht und ergreifend den äußeren Einflüssen, wie Wetter und Politik, ausgesetzt. Und dies kann hilflos machen und psychisch schwer belasten“, fasst der Eferdinger zusammen. Hilfe bei psychischer Belastung sei ein schwieriges Thema. Denn ein Bauer sei sehr selbstbewusst und wolle sich oft keine Hilfe von außen holen. „Das muss ich selbst regeln“, sei oft das Ergebnis oder auch die Aussage: „Die kennen doch nicht die Sorgen von uns Bauern.“ Daher müsse eine Hilfe angeboten werden, die speziell auf die Bedürfnisse der Bauern abgestimmt ist, da das Problemfeld wesentlich anders sei als beim Großteil der arbeitenden Bevölkerung. Hier werde laut Schauer zu wenig angeboten.

Angebotene Unterstützung

Die Landwirtschaftskammer habe das Problem zwar erkannt und mit dem bäuerlichen Sorgentelefon auch eine Einrichtung geschaffen. Jedoch sollte auch prophylaktisch gearbeitet werden: „Stichwort Resilienz, also den Menschen zu stärken, damit er die psychischen Belastungen besser meistern kann. Besonders in der Weiterbildung sehe ich bei der bäuerlichen Bevölkerung Aufholbedarf. Fachbezogene Seminare sind zum Beispiel wesentlich besser gebucht als Seminare der Persönlichkeitsbildung.“


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