Hartkirchner als Barchef in der neuen Serie „Die Spreewaldklinik“
HARTKIRCHEN. Hannes Schmid ist in Hartkirchen aufgewachsen und mit 19 Jahren nach Berlin gezogen, um Schauspieler zu werden. Nun spielt er in der Sat.1-Serie „Die Spreewaldklinik“ eine der Hauptrollen. Mit Tips spricht er über seine Heimat und seine Arbeit.
Tips: Sie sind in Hartkirchen aufgewachsen. Was ist Ihre schönste Erinnerung an diese Zeit und diese Region?
Hannes Schmid: Ich bin Anfang meines Lebens in Haibach aufgewachsen und nach dem plötzlichen Tod meiner Mutter als ich fünfeinhalb Jahre alt war mit meiner Schwester und meinem Bruder bei meiner Tante und Onkel, die ich aber auch als meine Eltern sehe, in Hartkirchen weiter aufgewachsen. Insofern habe ich, neben gewissen Schicksalsschlägen, welche mich aber langfristig positiv geprägt haben, natürlich zahlreiche wunderschöne Erinnerungen an die Heimat. Sei es als Kind spielen mit den Geschwistern, Cousins und Cousinen im großen Garten, im Wald und an den Bächen, oder in meiner Jugend an der Aschach einfach zelten und Lagerfeuer machen mit Freunden, mit dem Rad oder dem Moped die Gegend erkunden und vieles mehr. Viel Zeit habe ich an den Feldkirchner Badeseen verbracht.
Ich bin in Hartkirchen, genauer gesagt in Koppl, am Hügel aufgewachsen mit wunderschönen Blick über Hartkirchen und das Eferdinger Becken. Wenn die Luft ganz klar war, konnte man bis in die Alpen sehen. Es gibt wirklich sehr viele schöne Erinnerungen an Hartkirchen und die ganze Gegend. Als Kind schätzt man die Gegend vielleicht nicht so sehr und ich wollte dann zu einem gewissen Zeitpunkt auch mal weg, meinen eigenen Weg gehen und dem Familien- und Dorfleben entfliehen sozusagen, aber mittlerweile schätze ich die Gegend umso mehr und sehe jedes Mal, wenn ich wieder nach Hartkirchen komme, wie wunderschön und einzigartig die Gegend eigentlich ist und genieße es sehr. Ich bin durch meine Karriere und meinen Lebensweg schon sehr viel in Europa und der Welt gereist und habe verschiedenste Gegenden kennenlernen dürfen, Hartkirchen und Haibach finde ich mit den Menschen und den ländlichen Gegebenheiten aber besonders schön und sie werden immer einen speziellen Platz in meinem Herzen haben. In mancher Weise werden sie immer ein Stück Heimat bleiben.
Ich besuche Hartkirchen und Haibach noch regelmäßig, da ein Großteil meiner Familie und Freunde noch da lebt. Ich lebe mit meiner Partnerin und Liebsten, Luisa Wietzorek (auch Schauspielerin und Synchronsprecherin) und meiner Familie in Berlin. Natürlich nehmen meine Familie und meine Berufung als Schauspieler viel schöne Zeit ein, aber wir versuchen, so oft es geht nach Oberösterreich zu kommen und sind circa drei- bis viermal im Jahr in Hartkirchen und besuchen Familie und Freunde.
Tips: Wann und warum sind Sie aus Hartkirchen weggezogen?
Schmid: In Hartkirchen habe ich gelebt, bis ich 19 war. Das war im Juli 2010 und ich bin dann für mein Schauspielstudium nach Berlin gezogen, welches Anfang August startete. Einerseits war der Grund mein beginnendes Schauspielstudium und andererseits wollte ich unbedingt mein Leben selbst gestalten und mal weg aus dem Familien- und Dorfleben in die große Stadt. Rückwirkend betrachtet war das ein sehr wichtiger Schritt in meiner Entwicklung, da ich alles selbst organisierte und ich unglaublich viel dabei lernte.
Tips: Wie sieht Ihr beruflicher Werdegang aus? Wie kamen Sie aus dem kleinen Ort im Bezirk Eferding auf die Bühnen bekannter deutscher Fernsehserien?
Schmid: Film und Schauspiel haben mich schon als kleines Kind fasziniert und ich liebte das Gefühl, für eine gewisse Zeit in eine andere Welt einzutauchen. Das erste Mal stand ich mit knapp viereinhalb Jahren auf einer Theaterbühne und damals war es zwar aus Spaß und Spielerei, aber ich liebte das Gefühl in andere Rollen zu schlüpfen. Konkreter wurde der Wunsch, Schauspieler zu werden und etwas mit dem Bereich Film zu machen, als ich ungefähr zwölf oder 13 Jahre alt war. Das Schauspielstudium begann ich mit 19 Jahren.
Schon während meinem Schauspielstudium, welches ich in Berlin angefangen und dann in Wien abgeschlossen habe, habe ich verschiedene Kurzfilme und auch Werbe-und Imagefilme gedreht. Die Projekte wurden mit der Zeit immer größer und meinen ersten kleinen Durchbruch hatte ich Ende 2017, als ich am Set von „Klassentreffen 1.0“ mit Til Schweiger, Samuel Finzi und Milan Peschel, in der Rolle des Rezeptionisten, gedreht hatte. Ich befand mich damals am Anfang meiner Karriere und war für den Tag eigentlich als Komparse gebucht. Da wir - Schweiger, Peschel, Finzi und ich - spontan eine komplett neue Szene improvisierten und dann drei Stunden drehten, sprach mir Schweiger ein großes Lob aus und gab mir für diesen Tag einen Darstellervertrag als Schauspieler. Diese Erfahrung hat mich für meinen Weg als Schauspieler sehr motiviert. Der Film erschien dann im September 2018.
2018 drehte ich dann auch meine ersten beiden Filme in einer Hauptrolle: „Schatten im Paradies“ und „Prost, auf das Leben“, 2019 im Kurzfilm „Gipfel der Einsamkeit“. 2020 war aufgrund von Corona ein sehr schwieriges Jahr. Anfang 2021 kam dann meine erste große Serienrolle bei „Alles was zählt“, bei der ich über mehrere Monate die Rolle des drogenabhängigen und koksenden Starkochs Kai Löwenau spielte. Anfang 2023 spielte ich ein halbes Jahr Theater und war auf Tournee quer durch Deutschland und Österreich mit dem Stück „Geliebte Hexe“. Ende 2023 wirkte ich im Staffelfinale für „Der Bergdoktor“ in der Hauptrolle des Tätowierers „Fabian Marx“ an der Seite von Hans Sigl, Sarah Mahita und Nicolas Wolf mit.
Die Frage, wie ich auf die Bühnen deutscher Fernsehserien gekommen bin, kann ich aber ehrlicherweise nur so beantworten: Durch hundertprozentigen Glauben an mich selbst und den Willen, es zu schaffen. Durch Ausdauer und Disziplin, Reflexion, ständiges Fortbilden und Dazulernen und auch scheinbare Rückschläge, im beruflichen wie privaten, aus denen man lernen kann. Und das Ziel ständig vor Augen zu haben und daran zu glauben. Vor allem als Schauspieler muss man lernen, mit Absagen umzugehen. Ich habe viele Castings, die nicht klappen, das gehört zum Beruf genauso dazu. Man muss lernen, sich als Schauspieler und Mensch gut zu behandeln. Ich hatte einige Menschen in meinem Umfeld, die zweifelten, ob ein junger Mensch wie ich damals, vom Lande kommend und ohne wirklichen Kunstbezug in meinem Umfeld und Heranwachsen, es als Schauspieler schaffen und davon gut leben kann. Ich bin der Überzeugung, dass man mit der richtigen Einstellung, nahezu alles schaffen kann, was man sich wünscht.
Tips: Erzählen Sie etwas über Ihre aktuelle Rolle in der Sat.1-Serie „Die Spreewaldklinik“?
Schmid: Nach der Ausstrahlung von „Der Bergdoktor“ Ende Februar diesen Jahres hatte ich das Casting zu meinem aktuellen Projekt, der Serie „Die Spreewaldklinik“. Es gab insgesamt zwei Casting-Runden und dann habe ich die Rolle bekommen. Die Freude war natürlich groß, da die Rolle ein längerfristiges Engagement bedeutete und ich die Rolle an sich von Anfang an als herausfordernd und reizvoll empfand. Ich finde, dass der gesamte Haupt-Cast wirklich wunderbar besetzt ist. Wir sind ein großartiges Ensemble und arbeiten so harmonisch und professionell zusammen, wie ich es in meiner Karriere selten erleben durfte. Wir verstehen uns alle wirklich wunderbar und sind über die letzten Monate sehr zusammengewachsen. Es sind wirklich schöne Freundschaften daraus geworden. Vor allem in Anbetracht der Größe des Projektes und der langfristigen Zusammenarbeit ist dies schon etwas Besonderes.
Barchef Lars Behrens ist der Bruder von Erik Behrens, dem Oberarzt der Spreewaldklinik und Protagonisten der Serie. Ich lege die Rolle des Lars Behrens sehr nah an meinem Selbst an und versuche mich, so gut es geht, in sie hineinzufühlen, die Innenwelt des Charakters mit gewissen Kernfragen zu erkunden und daraus eine Basis für sie zu schaffen. Hier kann ich glücklicherweise viel auf eigene Erfahrungen aus meinem eigenen bewegten Leben zurückgreifen und daraus schöpfen. Geholfen hat zum Beispiel, dass ich zu Anfang meiner Zwanziger als Barkeeper und Kellner in einer Diskothek oder auch in einem Restaurant gearbeitet habe. Ich habe zwar keine Erfahrungen mit „krummen Dingen“, aber das macht unter anderem den Reiz als Schauspieler aus, sich zu überlegen, wie sich gewisse Situationen anfühlen würden, zu versuchen, diese moralisch für den Charakter zu rechtfertigen und dann am Set mit Leben zu füllen. Vor allem, dass die Figur Diabetes hat, hat mich dazu gebracht, mich intensiv mit der Thematik und der Krankheit auseinanderzusetzen und auch hier Neues dazuzulernen. Auch gefällt mir an der Rolle, dass sie manchmal zwar über gewisse Grenzen geht, sie aber nie jemanden dabei verletzen würde und es im Herzen immer gut meint. Mir gefällt, dass die Figur lernt und charakterlich in der Serie wachsen darf. Die Figur hat das Herz am rechten Fleck und ist manchmal ein „gerechter Verbrecher“. Die Rolle war anfangs herausfordernd und je länger ich sie spiele, desto mehr Spaß macht sie mir. Sie wird zu einer Art zweiter Haut.
Tips: Was macht die Arbeit an Serien so interessant für Sie?
Schmid: Dass man die Rolle und den Charakter über einen längeren Zeitraum mit Leben füllen darf und man einerseits selbst mit dem Charakter wachsen kann, dir der Charakter also selbst etwas beibringt, und andererseits auch der Charakter in einer Serie über einen längeren Zeitraum wachsen und sich entwickeln kann und man ihn dabei begleitet. Man wächst auf eine gewisse Art miteinander. Des Weiteren mag ich es sehr gerne, mit einem guten Team über einen längeren Zeitraum zusammenzuarbeiten.
Tips: Wie läuft ein Drehtag ab?
Schmid: Als Erstes geht es an der Basis in die Maske und ins Kostüm und danach zum jeweiligen Drehort. In meinem Fall ist das meistens meine Spreewaldkneipe, das „Sägewerk“, oder aber auch öfters direkt in der Spreewaldklinik oder es geht an einen Außendrehort im Spreewald. Den Text zum jeweiligen Drehtag muss man natürlich schon im Vorfeld gelernt haben, können und eingeprobt haben, da am Drehtag selbst alles reibungslos funktionieren muss. Am Set gibt es eine Besprechung und Textprobe mit der Regie, danach direkt eine Stellprobe - Ablauf der Szene - und eine technische Probe mit Kamera, Ton und so weiter. Dann wird die Szene mit verschiedenen Einstellungen gefilmt. Da bei so einer Serie ein großes Pensum zu bewerkstelligen ist, muss man lernen, mit nur wenigen „Takes“ auszukommen und sozusagen auf Knopfdruck abzuliefern. Für eine Szene bleibt oftmals nur eine Zeitspanne von 45 Minuten und da man an einem Tag manchmal acht bis neun Szenen hat, können manche Drehtage schon sehr anstrengend sein, vor allem wenn man danach noch den nächsten Drehtag vorbereiten muss. Die Drehtage sind manchmal intensiv, aber jeder Tag ist dabei anders und es macht einfach einen riesengroßen Spaß mit den Kollegen immer wieder das Beste zu geben. Denn jeder möchte ein gutes Endergebnis und diese positive Energie spürt man an unserem Set immer. Das macht die Spreewaldklinik schon sehr besonders und der Zuseher darf sich auf eine wirklich tolle Serie freuen.
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